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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und Hest ihm beiläufig den Arm über die Schulter legen würde oder ihn gar am Abend als Begleiter zu Essen, Theater und Wein mitnehmen würde, würde er ihm dann nicht schon nach einer Stunde verzeihen und alles vergessen? Wenn Hest ihm seine Aufmerksamkeit widmete, wenn er mit der ihm eigenen Verve und voll Übermut durch irgendeine Stadt tobte auf der Suche nach Unterhaltung, dann gab er Sedric das Gefühl, dass die ganze Welt ihm gehörte. Von Hest zum Gefährten für eine Nacht voll lärmenden Vergnügens auserkoren zu werden, versetzte Sedric in den lebhaftesten und freudvollsten Rauschzustand, den er sich vorstellen konnte. Selbst jetzt, in den Tiefen seiner Verzweiflung, schlich sich ein bitteres Lächeln auf seine Lippen, wenn er sich an diese Abende erinnerte.
    Arm in Arm mit Hest, umgeben von einer Schar fein gekleideter Freunde, so hatten sie die Wirtshäuser und Theater Chalceds und Jamaillias gestürmt. Wenn Hest wollte, konnte er mit seinem Charme selbst noch den bockigsten Wirt dazu bringen, länger auszuschenken und die Spielleute noch für eine weitere Stunde zu bezahlen. Mit seinem höflichen Lächeln und klingender Münze bekam er die besten Tische, die besten Plätze im Schauspielhaus, die besten Stücke vom Fleisch und den erlesensten Wein. Und die Leute offerierten ihm all das stets mit einem Lächeln. Diejenigen, die nur Hests Fassade für die Öffentlichkeit kannten, fanden ihn reizend, freundlich und geistreich. Wer in solchen Augenblicken Hests erwählter und bevorzugter Gefährte war, der wurde mit Hest zusammen geehrt und gefeiert.
    Das Lächeln schwand langsam aus Sedrics Gesicht und ließ nur noch die Bitterkeit zurück. Nie wieder. Nie wieder würde man ihn an Hests Seite hochleben lassen.
    Nie wieder würde er als Preis für diese Stunden herabgesetzt und gedemütigt werden, wenn sie allein waren.
    Dieser Gedanke hätte ihn eigentlich aufmuntern müssen. Doch stattdessen stellte er sich ein Leben ohne Hest vor. Er stellte sich vor, nach Bingtown zurückzukehren, aus Hests Haus vertrieben und von Alise verabscheut. Würde sie es anderen erzählen? Die Angst drohte ihn zu verschlingen, aber dann empfand er einen grausamen Trost. Das würde sie nicht tun. Sie konnte es nicht erzählen, ohne einzugestehen, dass sie getäuscht worden war und dass ihre Ehe von Anfang an eine Lüge gewesen war. Wenn sie es erzählte, würde sie alles verlieren, ihre Bibliothek, ihre Studien, ihr gesellschaftliches Ansehen. Dann müsste sie ins Haus ihres Vaters zurückkehren, um am Rande der Armut zu leben, und würde von all ihren Bekannten entweder bemitleidet oder verhöhnt werden.
    Dasselbe Los würde ihn treffen, wenn sie es erzählte.
    Aber selbst wenn sie es nicht tat, wäre es kaum besser. Denn er war überzeugt, dass Hest im Begriff stand, ihn hinauszuwerfen. Vermutlich würde Sedric bei seiner Rückkehr feststellen, dass er ersetzt worden war. Dann müsste auch er schmachvoll ins Haus seiner Familie zurückkehren in der Hoffnung, dass man ihn dort aufnehmen und ihm eine Arbeit geben würde. Hests Freunde, die allesamt vermögend waren, würden ihn zunächst zwar nicht verächtlich behandeln, aber er würde sich deren Gesellschaft nicht mehr leisten können, und wenn sie einmal merkten, dass er in Hests Gunst gefallen war, würden die wenigsten noch etwas mit ihm zu tun haben wollen. In den Jahren ihrer Bekanntschaft waren etliche Freunde und Bekannte aus dem Kreis ausgestoßen worden, wenn sie Hests Missfallen erregten. Das war eine weitere hässliche Facette von Hests Charakter, die Sedric bisher hatte ausblenden können. Und diese Facette wäre bald die einzige, die für ihn noch eine Rolle spielte.
    Nein. Zu Hause wartete nichts auf ihn. Rein gar nichts.
    Ihn verließ der Mut, und Schwermut machte sich in ihm breit. Selbst die Kammer schien sich zu verfinstern. Er schloss die Augen und fragte sich, wie viel Mut er wohl aufbringen musste, um sein Leben zu beenden. Einmal hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, wenn er sich ins Wasser stürzte und ertrank. Inzwischen wusste er besser darüber Bescheid. Wenn er einmal im Wasser wäre, würde er um sein Leben kämpfen. Und ob er es wollte oder nicht, er würde um Hilfe rufen.
    Und ich würde erneut zu deiner Rettung eilen.
    Als der Gedanke in seinen Geist drang, durchströmte ihn Wärme. Trost und grundlose Zufriedenheit stiegen in ihm auf und füllten ihn aus wie heißer Tee, der in einen irdenen Becher gegossen wird. Kurz wehrte er sich dagegen

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