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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sanft über ihre Klauen. »Erinnerst du dich, dass du einmal geglaubt hast, es wäre eine schlechte Sache, Klauen zu haben?«, fragte er im Plauderton.
    Sie zog die Hand zurück und legte sie in ihren Schoß. Auf einmal fühlte sie sich verlegen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemals geglaubt habe. Sie waren mir immer nützlich. Aber offensichtlich waren alle andern der Ansicht, dass sie eine Behinderung wären.«
    »Nun, jedenfalls habe ich mir auf dieser Expedition schon mehrfach gewünscht, ich hätte Klauen wie du.« Ganz ungeniert schnappte er sich wieder ihre Hand und wärmte sie zwischen seinen Handflächen. Das fühlte sich gut an. Sie hatte nicht gemerkt, dass die Hand wehtat, bis er sie behutsam rieb und den Schmerz vertrieb. Die Anspannung wich allmählich aus ihr. Er rückte ihr etwas näher. »Gib mir die andere Hand«, sagte er, und sie kam seiner Aufforderung nach, ohne darüber nachzudenken. So hielt er ihre Hände in seinen und rieb sie sanft.
    Eine Weile lang schwiegen sie. Vom Lagerfeuer drangen Geräusche zu ihnen herüber, und einer der Drachen stieß einen alarmierten Schrei aus, doch da es nicht Sintaras Stimme war, kümmerte Thymara sich nicht darum. Als Tats den Arm um sie legte und sie zu sich heranzog, damit sie sich gegen seine Schultern lehnen konnte, ließ sie es geschehen. Seine Wange ruhte an ihrem Haar, und es überraschte sie nicht, dass er den Kopf senkte, um sie zu küssen. Sie ließ es geschehen, einfach so, und die Hitze der Erregung verbannte alle Gedanken aus ihrem Kopf.
    Seine Hand fuhr zum zweiten Mal über ihre Brüste, und damit war aller Anschein der Zufälligkeit dahin. Wollte sie das? Ja. Sie mochte nicht daran denken, wohin das führen würde, zu Dingen, zu denen sie noch nicht bereit war. Wenn es so weit käme, konnte sie immer noch Nein sagen.
    Er küsste sie seitlich am Hals, küsste ihren Kehlkopf, und sie bog den Kopf zurück, um ihn gewähren zu lassen. Seine Lippen wanderten tiefer, und plötzlich meldete sich eine Stimme: »Nun, wie es aussieht, ist die Entscheidung gefallen.«
    Sie rückten schlagartig voneinander ab. Tats sprang auf und wirbelte zu Greft herum. Die Hände hatte er bereits zu Fäusten geballt. »Du herumschleichender Spanner!«, zischte er.
    Greft lachte. »Herumschleichen ist nichts Verwerfliches. Frag Thymara.« Ohne auf Tats herausfordernde Haltung einzugehen, wandte er sich um. »Ich sage den anderen Bescheid«, bot er an. »Ich denke, dass sie das Recht haben, es zu erfahren.« Damit ging er davon.
    »Nichts ist entschieden. Nichts!«, rief ihm Thymara hinterher.
    Er lachte spöttisch und schritt weiter auf das Lagerfeuer zu. Dabei belastete er ein Bein mehr als das andere, und Thymara hoffte inständig, dass ihm die Verwandlungen der Regenwildnis Schmerzen bereiteten.
    »Dieser Schweinehund«, sagte Tats aufgebracht. Dann drehte er sich zu ihr um und hielt den Kopf schief. »Nichts?«, fragte er.
    »Es … Das war keine Entscheidung«, entgegnete sie. »Wir haben uns nur geküsst.«
    Solange sie sich nicht berührten, schien er in der Dunkelheit weit von ihr entfernt zu sein. »Nur geküsst?«, fragte er. »Oder nur gefoppt?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Sie konnte ihn im Finstern kaum erkennen.
    »Ich habe dich nicht gefoppt«, sagte sie ausweichend. Und etwas leiser fügte sie hinzu: »Ich habe nicht darüber nachgedacht, was wir getan haben.«
    Eine Weile schwieg er. Noch immer kribbelte ihre Haut von seinen Berührungen. Sie überlegte, ob sie zu ihm gehen sollte, damit er dort weitermachte, wo sie aufgehört hatten. Vielleicht dachte er dasselbe, denn plötzlich fragte er: »Thymara. Ja oder Nein?«
    Darüber brauchte sie nicht nachzudenken. Sie zwang sich zu antworten, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Nein, Tats. Es ist immer noch ein Nein.«
    Er wandte sich um, ging zum Lagerfeuer zurück und überließ sie allein der Dunkelheit.

 
     
    Dritter Tag des Goldmonds
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
      
    Von Detozi, Vogelwart in Trehaug, an Erek, Vogelwart in Bingtown Anbei die formelle Einladung aller Händler Bingtowns und der Regenwildnis zum Erntefestball in der Halle der Händler in Trehaug. Diese ist allenthalben auszuhängen, zu vervielfältigen und den auf der beigefügten Liste genannten Händlern persönlich auszuhändigen.
    Erek,
    wie Ihr mich gebeten habt, habe ich im heutigen Morgengrauen vier Vögel losgeschickt, von denen ein jeder die Nachricht trug, dass Reyall in

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