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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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etwas klar werden zu müssen. Er erinnerte Leftrin an jemanden, der nach einer überstandenen langen Krankheit wieder zu Kräften kommt. Anscheinend störte es ihn nicht mehr so sehr, wenn seine Stiefel schmutzig wurden oder seine Haare nicht gekämmt waren. Einmal hatte er Sedric sogar zusammen mit Bellin beim Kaffeetrinken in der Küche überrascht. Noch erstaunlicher war die Entdeckung, dass Davvie ihm zeigte, wie man die Haken an einer der langen Leinen zum Grundfischen befestigte, die der Jäger manchmal in der Nacht auswarf. Einmal hatte Leftrin Carson neben Sedric an der Reling gesehen und sich gefragt, ob diese Verbindung womöglich die Ursache für Alises Unzufriedenheit war. Auch der Jäger hatte sich in letzter Zeit seltsam verhalten. Er war sehr ruhig, selbst gemessen an der gelassenen Aufmerksamkeit des Jägers, die ihm zu eigen war. Etwas beunruhigte ihn, aber er gab es Leftrin gegenüber nicht preis. Sollte dieses »Etwas« eine Beziehung zu Sedric sein, blieb der Kapitän auch lieber ahnungslos. Er hatte ohnehin schon genug Sorgen. In seinem Kopf war kein Raum mehr, um sich um die Probleme anderer Leute zu kümmern.
    Die Expedition hatte sich verändert, und bisher hatte sich noch niemand daran gewöhnt. Für die Hüter gab es nicht mehr genug Boote und Paddel. Einige von ihnen mussten jeden Tag an Bord des Kahns bleiben. Nachdem sie den ersten Tag untätig an Deck verbracht hatten, hatte Leftrin die Gefahr darin erkannt, und er hatte ihnen Aufgaben zugeteilt. Wenn er Zeit hatte, leitete er sie beim Schnitzen der Ruder für die verbleibenden Boote und bei anderen alltäglichen Arbeiten an. Teermann war kein großes Schiff, und manchmal war es gar nicht so leicht, für jeden Hüter eine Tätigkeit zu finden. Nichtsdestotrotz gelang es ihm und Hennesey, alle Hüter an Bord zu beschäftigen. Seiner Erfahrung nach bedeuteten untätige Hände nur Ärger.
    Die ersten Anzeichen davon hatte er bereits ausgemacht. Etwas verlegen und unsicher war Bellin zu ihm gekommen, um ihm zu sagen, dass sie mit Skelly über Alum geredet hatte. »Keiner von beiden meint es böse. Aber sie fühlen sich eben zueinander hingezogen, sie sind jung, sie laufen einander nun ständig über den Weg. Ich habe sie gewarnt. Es wäre klug von dir, wenn du mit dem Jungen reden würdest, bevor er sich Hoffnungen macht oder etwas Dummes passiert.«
    Diese Aufgabe verabscheute er. Aber es war seine Pflicht, als Kapitän und als Onkel. Skelly war ihm in den letzten Tagen aus dem Weg gegangen, und Alum war stolz, aber ehrerbietig mit Greft auf die Jagd gefahren. Greft konnte diese Hilfe gut gebrauchen, aber Leftrin hätte Alum lieber nicht in Gesellschaft des älteren Hüters gesehen. Ihm wurde zunehmend klar, dass Greft seine Autorität nicht anerkannte und fähig war, einen Aufstand anzuzetteln. Aber so war es nun einmal. Greft hatte sein Boot zurückgefordert, das Carson und Sedric zurückgebracht hatten. Dass die Hüter damit einverstanden waren, war in Leftrins Augen eine kurzsichtige Einstellung, denn als sie aufgebrochen waren, hatten die Boote allen gemeinsam gehört. Aber er würde sich nicht in die Angelegenheiten der Hüter mischen. Schließlich hatte er mehr als genug andere Dinge, um die er sich kümmern musste. Greft hatte Jess’ Stellung als Jäger für sich beansprucht, und alle schienen damit zufrieden zu sein.
    Teermann setzte ihn von dem breiten Zufluss in Kenntnis, bevor Leftrin ihn sah. Keine Veränderung des Stroms traf ihn unvorbereitet, bereits früher am Tage hatte Teermann eine Veränderung im Wasser geschmeckt und ihm davon berichtet. Teermann bevorzugte stets flachere Fahrrinnen, und als der Fluss tiefer wurde, hatte er sich wieder näher ans östliche Ufer gehalten. Stunden bevor sie den Zusammenfluss erreichten, und lange bevor er in Sicht kam, hörte und spürte Leftrin ihn mit Teermanns Sinnen. Als sie an der Stelle ankamen, an der sich die beiden Ströme zum Regenwildfluss vereinigten, wurde deutlich, welcher von beiden für die Säure und die Flut verantwortlich war, der sie beinahe zum Opfer gefallen waren. Der westliche Zustrom hatte eine breite Schneise gebahnt, die zu beiden Seiten mit umgeworfenen Bäumen und zersplitterten Ästen gesäumt war. Hier war die tödliche Welle entlanggebraust und hatte alles in ihrem Weg mit sich gerissen. Auf dem grauen Wasser des Flusses glitzerte das Sonnenlicht, und er bot den einladenden Anblick einer breiten, geraden Wasserstraße.
    Ein üppiges Delta aus Schilfwiesen

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