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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schob seinen Ausrüstungsbeutel zur Seite, um in ihrem eigenen nach den Jagdutensilien zu kramen.
    Wenn sie nicht in Sintaras Augen starrte, war es leichter, sich über die Beweggründe ihres Handelns klar zu werden. Sie erkannte, dass die Drachin sie mit ihrem Zauber eingewickelt hatte. Doch obwohl es ihr bewusst war, konnte sie den Zauber nicht ganz abschütteln. Zudem hatte sie nichts Dringlicheres zu tun, und Fleisch konnten sie allemal brauchen. Fleisch konnten sie immer brauchen. Wenn die Kupferdrachin erst einmal von den Schlangen befreit wäre, konnte sie bestimmt etwas zu fressen vertragen, und Mercor würde es gewiss auch nicht schaden. Doch während sie sich die Tasche überwarf, fragte sie sich, ob sie lediglich nach überzeugenden Gründen suchte, um Sintaras Wunsch nachzukommen. Doch es zwar zwecklos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Mit einem Schulterzucken verschwand sie unter dem Dach des Waldes.
    Das Ufer des Regenwildflusses war in stetem Wandel begriffen, und blieb doch immer gleich. An manchen Tagen fuhren sie ausschließlich an Nadelbäumen und filigranen, immergrünen Farnwedeln vorbei. Tags darauf konnte diese dunkelgrüne Wand allmählich weißstämmigen Bäumen Platz machen, die mit ihren großen, blassgrünen Blättern in nicht endenden Reihen standen. Rankengirlanden hingen von den Zweigen herab, und die Kletterpflanzen waren schwer von den letzten Blüten und reifen Früchten. Heute war das Ufer breit und mit Schilf und Binsenbüscheln mit flaumigen Samenkapseln an den Spitzen bewachsen. Es bestand lediglich aus Sand und Schlick und war unbeständig. Vielleicht würde die nächste Flut es schon fortreißen. Dahinter und nur ein bisschen höher lag ein Wald aus grauborkigen Giganten, deren weit ausladende Äste die Erde in ewigen Schatten tauchten. Die Ranken, die von ihnen herabhingen, waren so dick wie ihre Hüfte, und sie bildeten ein Dickicht, das den undurchdringlichen Stäben eines Käfigs ähnelte.
    Grefts Spur durch das Sumpfgras zu folgen, war nicht schwer. An manchen Stellen füllten sich seine Stiefelabdrücke bereits mit Wasser. Die Eindrücke von Jerds bloßen Füßen waren weniger gut sichtbar. Doch Thymara war mit den Gedanken nicht so sehr bei den Spuren als bei der Drachin. Je weiter sie Sintara hinter sich zurückließ, desto klarer wurde sie im Kopf. Die Frage, warum Sintara sie zum Jagen geschickt hatte, war leicht zu beantworten: Die Drachin war immer hungrig. Allerdings hatte Thymara ohnehin vorgehabt, heute jagen zu gehen. Darum machte es ihr nichts aus. Verwirrender war die Frage, weshalb Sintara plötzlich beschlossen hatte, sie zu verzaubern. Das hatte sie zuvor nie getan. Bedeutete dies, dass sie Thymara inzwischen für wichtiger erachtete?
    Leicht wie eine wedelnde Flatterbinse huschte ein Gedanke durch ihren Kopf. »Vielleicht hatte sie ihren Zauber zuvor nicht einsetzen können. Vielleicht wird sie nicht nur körperlich kräftiger, wenn sie sich neuen Herausforderungen stellt.«
    Sie hatte vor sich hin geflüstert. Waren es ihre eigenen Gedanken gewesen, oder hatte sie für einen Moment den Geist eines anderen Drachen berührt? Diese Frage war genauso beunruhigend wie der Gedanke selbst. Erwarb Sintara allmählich die Drachenkräfte, von denen die Legenden berichteten? Und die anderen Drachen? Und falls es so war, wie würden die Kreaturen sie nutzen? Würden sie die Hüter mit ihrem Zauber blenden, um sie zu katzbuckelnden Sklaven zu machen?
    »So läuft das nicht. Es ist eher wie eine Mutter, die ihr missratenes Kind liebt.« Wieder sprach sie vor sich hin. Gerade als sie unter das Blätterdach des Waldes trat, blieb sie stehen und schüttelte heftig den Kopf, sodass ihre schwarzen Zöpfe gegen ihren Nacken peitschten. Die kleinen Talismane und Perlen, die sie hineingeflochten hatte, schnalzten auf ihrer Haut. »Aufhören!«, befahl sie zischend, wer auch immer in ihre Gedanken eindrang. »Lass mich zufrieden.«
    Das ist keine kluge Entscheidung, aber es ist deine Entscheidung, Mensch.
    Und als ob sich von Kopf und Schulter ein hauchdünner Mantel heben würde, verschwand die Präsenz. »Wer bist du?«, fragte sie, doch wer immer es war, blieb verschwunden. Mercor?, fragte sie sich. »Das hätte ich besser vorher fragen sollen«, grummelte sie vor sich hin, während sie in den dichten Schatten des Waldes trat. Im Dämmerlicht war Grefts Spur nicht mehr so leicht auszumachen, aber er hatte trotz allem genügend Zeichen hinterlassen. Thymara war nicht

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