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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weit gegangen, als sie nicht mehr auf seine Fährte zu achten brauchte. Denn sie hörte seine Stimme, wenn sie auch die Worte nicht verstand. Und dann antwortete ihm eine andere Stimme. Jerd, dachte sie. Offenbar jagten die beiden zusammen. Langsamer und leiser ging sie weiter, bis sie vollends stehen blieb.
    Sintara hatte darauf bestanden, dass sie ihnen folgte. Aber warum eigentlich? Plötzlich fühlte sich Thymara unbehaglich. Welchen Eindruck würde es auf die zwei machen, wenn sie auf einmal auftauchen würde? Was würde sich Jerd dabei denken? Würde Greft es als Eingeständnis ihrerseits auffassen, dass er der bessere Jäger war? Sie kletterte auf einen der Bäume und bewegte sich von Ast zu Ast weiter. Sie war neugierig, ob er Beute erlegt hatte, und wenn ja, was für eine es war. Aber sie wollte nicht, dass sie ihre Anwesenheit bemerkten. Mittlerweile waren die Stimmen klarer, und sie verstand vereinzelte Worte. Jerd meinte, dass sie »nicht begreifen« würde, und sie klang wütend. Grefts tiefere Stimme war schwerer verständlich. Doch Thymara hörte, wie er sagte: »Jess ist kein schlechter Kerl, auch wenn er …« Alles Weitere war zu leise gesprochen. Sie tastete sich heran und dankte Sa für die schwarzen Klauen, mit denen sie sich an der glitschigen Borke festkrallen konnte. Indem sie von einem mächtigen Ast auf den nächsten glitt, gelangte sie auf einen weiteren Baum. Unvermittelt blickte sie direkt auf Greft und Jerd herab.
    Sie jagten nicht. Und Thymara bezweifelte, dass es überhaupt eine Jagd gegeben hatte. Ihr Verstand brauchte eine Weile, um dem Anblick einen Sinn abzugewinnen. Sie waren nackt und lagen nebeneinander auf einer Decke. Ihre Kleider hingen ringsum in den Büschen. Grefts Körper war weit mehr von blauen Schuppen bedeckt, als Thymara angenommen hatte. Er lag von ihr abgewandt, und im Dämmerlicht des Waldes wirkte er wie eine große Eidechse, die nach einem Fleck Sonne sucht. Die wenigen Lichtstrahlen berührten in einer langen Linie seine Hüfte und Schenkel bis zum Knie hinab.
    Jerd lag ihm zugewandt auf dem Bauch, das Kinn auf die Ellbogen gelegt. Ihr buschiges blondes Haar war noch unordentlicher als sonst. Auf ihrer nackten Schulter lag Grefts Hand. Sie hatte einen langen, schlanken Leib, und auf einmal empfand Thymara die grünlichen Schuppen entlang ihrer Wirbelsäule als schön. Sie schimmerten wie ein Rinnsal aus Smaragden, das ihren Rücken hinuntertroff. Sie hatte die Beine angewinkelt und ließ die stark geschuppten Waden sanft hin und her schaukeln. »Wie kannst du so etwas nur vorschlagen? Es ist genau das Gegenteil von dem, was wir versprochen haben«, sagte sie zu Greft.
    Er zuckte mit den bloßen Schultern, sodass das Licht auf seinem saphirblauen Rücken ein Stück wanderte. »Das sehe ich anders. Niemand hat sich zum Hüter der Drachin erklärt. Niemand hat ein Band mit ihr geschlossen, und sie ist halbtot. Wenn sie stirbt, können die anderen Drachen sie fressen. Das gibt ihnen Kraft und Erinnerungen. So dumm, wie die Kupferdrachin jedoch ist, steht zu befürchten, dass sie gar keine Erinnerungen hat. Aber wenn wir die Drachen dazu überreden können, uns den Leichnam oder auch nur Teile davon zu überlassen, könnte Jess damit Geld machen, von dem wir alle etwas hätten.«
    »Aber das ist nicht …«
    »Warte. Lass mich aussprechen.« Er legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihren Widerspruch abzuwürgen. Sie drehte widerspenstig den Kopf zur Seite, doch er lachte nur. Thymara wusste nicht zu sagen, was sie mehr entsetzte: Dass sie nackt waren, oder das Thema, über das sie sprachen. Was sie getan hatten, war eindeutig. Etwas Verbotenes. Aber Jerd schien verärgert und beinahe wütend auf Greft zu sein. Trotzdem blieb sie ungeniert neben ihm liegen. Greft fasste sie beim Kinn und drehte ihren Kopf zu sich. Sie bleckte die Zähne, worauf er lachte.
    »Manchmal bist du ein richtiges Kind.«
    »Vorhin hast du mich aber nicht wie ein Kind behandelt!«
    »Ich weiß.« Er ließ seine Hand erst seitlich an ihrem Hals hinabwandern, bevor er sie unter ihren Leib schob. Er berührte ihre Brüste. In Jerds Zähneblecken schlich sich ein eigentümliches Lächeln, sie rekelte sich und schmiegte sich an Grefts Hand an. Thymara durchlief Entsetzen und eine seltsame Erregung. Ihr stockte der Atem. So sah das also aus. Sie hatte immer geglaubt, Sex wäre etwas für Erwachsene und nur für diejenigen, die das Glück hatten, einen normalen Körper zu besitzen. Doch während

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