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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gelb gestreiften Schwänzen von einem der Bäume auf, flatterte ein Stück weiter und ließ sich auf einem anderen Baum nieder. Danach erklang der wütende Schrei einer jagenden Katze. Thymara lächelte. Der Anblick der üppigen und unberührten Wildnis ließ ihr Herz höher schlagen. Vermutlich gab es hier leichte Jagdbeute und reiche Früchte, und sie wünschte sich, dass sie über Nacht hierbleiben könnten. Da sie keine Waffen und keine Angelausrüstung mehr hatte, konnte sie ihren Gefährten nur Obst und Gemüse beschaffen. Wie gern hätte sie sich etwas von Grefts Ausrüstung ausgeliehen, aber der bot sie niemandem an, und fragen wollte sie ihn nicht.
    Thymara hatte einen Platz an der Bugreling ergattert, von dem sie die beiden Flüsse gut einsehen konnte. Jetzt wandte sie sich um und sah zu der Gruppe, die sich auf dem Vorderdeck versammelt hatte. Hennesey und Swarge holten die Ersatzstangen herbei und verteilten sie an die kräftigeren Hüter. Tats nahm seine grinsend entgegen, und Thymara kam plötzlich der Gedanke, dass er sich wohl schon seit einiger Zeit gerne daran versucht hätte.
    Für einen kurzen Augenblick sah sie die anderen, als wären es Fremde. Zu zwölft waren die Hüter ausgezogen, jetzt waren sie nur noch zu zehnt und dabei deutlich zerlumpter und wettergegerbter als zu Beginn. Die Jungs waren gewachsen, die meisten von ihnen hatten inzwischen die Statur von Männern. Auch bewegten sie sich anders als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Sie bewegten sich nicht mehr so sehr wie Baumbewohner als wie Menschen, die gewohnt sind, zu Wasser und zu Land zu arbeiten. Ihr fiel auf, dass Sylve gewachsen war und allmählich einen fraulicheren Körper bekam. Noch immer folgte Harrikin ihr wie ihr Schatten, doch sie schienen trotz des großen Altersunterschieds zufrieden miteinander zu sein. Thymara hatte nie den nötigen Mut aufgebracht, Sylve zu fragen, ob sie wusste, dass Greft ihre Freundschaft mit Harrikin eingefädelt hatte. Während der letzten Tage hatte sie entschieden, dass es keine Rolle spielte. Sie schienen zueinanderzupassen, wen kümmerte es da schon, wer sie zusammengebracht hatte?
    Etwas abseits stand Jerd und sah dem Treiben mit bleichem Gesicht zu. Obwohl sie sich oft an den Bauch fasste und ihn zur Schau stellte, war – abgesehen von ihren Launen – noch nicht viel von ihrer Schwangerschaft zu merken. Sie zeigte allen gegenüber ein unerfreuliches, zickiges Verhalten. Fast jeden Morgen war ihr übel, und sie beklagte sich über den Geruch auf dem Schiff, über das Essen und darüber, dass es ständig schaukelte. Wenn sie nicht so sehr darauf bestanden hätte, dass alle anderen Sorgen vor ihrem andauernden Gejammer zurückstehen mussten, wäre es um einiges leichter gewesen, Mitgefühl für sie aufzubringen, dachte Thymara. Und wenn Jerds Schwangerschaft die Norm darstellte, dann wollte Thymara mit Kinderkriegen nichts zu schaffen haben. Selbst Greft hatte es allmählich satt, dass Jerd pausenlos etwas an ihm auszusetzen hatte. Zweimal hatte Thymara mitbekommen, dass er Jerd grob angefahren hatte, und beide Male hatte sie zornig und tränenreich darauf reagiert. Einmal hatte er sie ganz außer sich angeherrscht, ob sie denn glaubte, sie wäre die Einzige, die Schmerzen hatte, weil sich ihr Körper veränderte. Da war Alum aufgestanden, und Thymara hatte geglaubt, er wolle dazwischengehen. Doch bevor es so weit gekommen war, hatte Jerd angefangen zu heulen und war davongerannt, um sich schluchzend in der Küche zu verkriechen, während Greft mürrisch verkündet hatte, dass er es im Moment lieber mit einem Gallator zu tun hätte als mit »diesem Mädchen«.
    Die Mannschaft des Kahns hatte sich beinahe ebenso verändert wie die Hüter. Skelly und Davvie hatte Thymara ein bisschen besser kennengelernt. Es war deutlich, dass die beiden gerne mehr Kontakt zu den Hütern gehabt hätten. Schließlich waren sie im ähnlichen Alter. Zwar hatte Kapitän Leftrin versucht, die Grenzen aufrecht zu erhalten, aber das war ihm nicht ganz gelungen. Sie wusste, dass Alum in Skelly verliebt war, und während die beiden für ihre Annäherungsversuche getadelt worden waren, wurde Davvies wachsende Freundschaft zu Lecter stillschweigend übergangen, was Thymara nicht gerecht schien. Aber, dachte sie mit einem schiefen Lächeln, Kapitän Leftrin fragte sie nun einmal nicht um Rat, was die Führung seines Schiffes betraf.
    Alise war aufs Deck gekommen. Mit ihrem Skizzenbuch stand sie auf dem Dach des

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