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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit einem tiefen Verständnis für Tiere und deren Anatomie. Am ersten Tag in seinem neuen Amt hatte er den kleinen Silberdrachen mit einer solchen Achtsamkeit auf die kleinsten gesundheitlichen Einzelheiten hin untersucht, dass die anderen Hüter ebenfalls zu ihren Drachen geeilt waren, um sicherzustellen, dass sie nichts übersehen hatten.
    Doch nur wenige von ihnen waren so kühn wie Carson gewesen, der mehr als eine Stunde im Maul seines Drachen verbracht hatte, um eine Sehne zu entfernen, die sich um einen der Schneidezähne gewickelt hatte und ihm Schmerzen verursachte. »Das war keine Zeitverschwendung«, hatte er Sedric später widersprochen. »Früher oder später wäre sie zwar sowieso verfault. Aber indem ich sie ihm jetzt schon entfernt habe, habe ich ihm einen Grund gegeben, dankbar zu sein. Und nun gibt es eine Sache weniger, wegen der er gereizt sein könnte.«
    »Was machen wir, wenn wir Greft finden?«, fragte Sedric nach einer Weile. Die Frage war offensichtlich, aber nur eine von vielen, für die vor dem Aufbruch vom Kahn keine Zeit mehr geblieben war.
    »Wir bringen ihn zusammen mit dem Boot zu Teermann zurück. Das ist unsere Aufgabe.«
    »Und was, wenn er sich wehrt?«
    Carson deutete das Schulterzucken nur an. »Wir bringen ihn zurück. Egal wie. Leftrin kann ihn nach dem Diebstahl nicht davonkommen lassen. Trotz der Knappheit hat bisher niemand etwas geklaut oder gehortet. Die Nahrung, die wir jagen oder sammeln, wird aufgeteilt. Du und Alise, ihr habt ein Beispiel gesetzt, als ihr eure Kleider verteilt habt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert Leftrin war, als ihr das getan habt. Und er war überrascht über dich. Ich nicht.« Er wandte sich um und bedachte Sedric mit einem Grinsen, bei dem die rötlichen Lippen sich öffneten und die weißen Zähne offenbarten. Wer besaß ein solches Lächeln? Die kultivierten und weltgewandten Händler, die Sedric bisher zu seinen Gefährten gezählt hatte, jedenfalls nicht. Diese dämpften stets ihre Ausdrucksweise, lachten niemals zu laut, verbargen ihr Lächeln hinter gut gepflegten Händen. So zu wirken, als wäre man stets unbeeindruckt oder zynisch, galt als stilvoll. Wieso hatte er nur geglaubt, das wäre zivilisiert und anziehend? Eine Erinnerung an Hests Lächeln ging ihm durch den Kopf. Er verbannte den Gedanken, und es ging um vieles einfacher als noch vor einem Monat.
    »Ich liebe dein Lächeln.« Er sprach das aufrichtig gemeinte Kompliment laut aus, und dabei kam er sich zugleich närrisch und ausgelassen vor. Hest gegenüber hätte er es nie gewagt, etwas so Schlichtes zu äußern. Der Händler hätte sich monatelang lustig über ihn gemacht. Schweigend sah er Carson bei zwei weiteren Ruderschlägen zu. Dann legte der Jäger das Paddel ins Boot. Als er sich darauf auf der Bank umdrehte, schwankte das Gefährt. Vorsichtig näherte er sich und kauerte sich vor Sedric hin. Mit einer Hand hielt er ihn am Hinterkopf und küsste ihn sanft und innig.
    Dann erst sprach er mit heiserer Stimme: »Ich habe es noch nie in einem Boot getan. Es könnte etwas knifflig werden.«
    »Knifflig kann ganz schön sein«, gab Sedric atemlos zurück.
    »Etwas stimmt nicht.« Jerds Stimme klang ängstlich und wie zugeschnürt, und sie hielt Thymaras Oberarm schmerzhaft gepackt. Gerade noch hatte Thymara versucht eine Angelschnur mit mehreren Haken zu entwirren.
    »Was?«, fragte Thymara und versuchte, sich loszureißen. Jerd war ihr unangenehm nahe, und die Furcht in ihrer Stimme war beunruhigend.
    »Ich blute. Ein bisschen. Und ich fühle mich … Oh.« Unvermittelt stützte sie sich auf Thymara auf und fasste sich mit der freien Hand ruckartig an den Bauch. Zu Thymaras Entsetzen landeten einige Tropfen roter Flüssigkeit auf Teermanns Planken.
    »O nein!«, keuchte Thymara. Jedermann wusste, dass auf dem Deck eines Lebensschiffs kein Blut vergossen werden durfte. Sie spürte, dass Teermann plötzlich aufmerkte, und gleich darauf kam Leftrins Ruf: »Swarge, gibt es Schwierigkeiten?«
    »Nicht dass ich wüsste, Käpt’n!«, gab der Steuermann zurück.
    »Schnell, geh in die Hocke, damit ich das mit deinem Nachthemd aufwischen kann.«
    »Ist das widerlich.« Jerd trug eines von Alises Nachthemden wegen ihres sacht anschwellenden Bauchs.
    Der Krampf war anscheinend schon wieder vorbei, dachte Thymara mit angewiderter Miene, denn inzwischen war Jerd schon wieder zu etepetete, um selbst sauberzumachen. Thymara bückte sich und wischte die Planke mit dem

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