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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nach Luft. Thymara hörte, wie ihr das Wasser aus dem Leib floss.
    »Das ist nicht fair«, pflichtete ihr Bellin seufzend bei. »Gerecht geht es nicht zu, Mädchen. Deshalb kannst du in dieser harten und ungerechten Welt nichts anderes tun, als sicherstellen, dass du und dein Kind die besten Voraussetzungen für ein Leben bekommen. Nimm dir einen Partner, einen mit Mumm im Leib. Oder werde nicht schwanger. So einfach ist das.«
    Skelly kam mit einem Stapel sauberer und zusammengefalteter Tücher zurück. Bellin nahm welche herunter und wischte mit zusammengekniffenen Lippen zwischen Jerds Beinen. Thymara wandte sich ab und fühlte sich allein schon deshalb gedemütigt, weil sie eine Frau war. Dabei begegnete sie Alises Blick. Mit blasser Miene drückte sich die Frau aus Bingtown gegen die Tür in ihrem Rücken. Fragte sie sich etwa, wie es ihr erginge, wenn sie plötzlich schwanger würde? Nun, sie hatte Leftrin, und der schien treu zu ihr zu stehen.
    Jerd legte sich zurück und ihr Atem ging keuchend, während Bellin unbarmherzig weitersprach: »Ein oder zwei Wochen, nachdem das vorbei ist, werden die ganzen Jungs wieder bei dir angeschlichen kommen. Die einen, die du schon gehabt hast, weil sie annehmen, dass du sie noch immer ranlässt, die anderen, die noch nicht dran waren, weil sie darauf warten, wann sie an der Reihe sind. Wenn du klug bist, wartest du diesmal, bis sie dir mehr bieten als einen Braten in der Röhre.«
    »Ich bin keine … Hure«, gab Jerd entrüstet zurück.
    »Nein, das bist du nicht«, erwiderte Bellin gelassen. Sie warf die schmutzigen Tücher in einen Eimer und nahm ein neues. »Eine Hure ist wenigstens so vernünftig, eine Bezahlung zu verlangen, sei es Geld oder Geschenke. Etwas, das ihr hilft, für sich selbst zu sorgen. Du hast es einfach so hergegeben, Mädchen. Das ist in Ordnung, solange du genügend Wachs nimmst und dafür sorgst, dass du nicht empfängst. Dann setzt du nur noch dich selbst aufs Spiel, wenn du dir was Ekliges einfängst. So aber riskierst du nicht nur deine eigene Gesundheit, sondern auch die eines armen kleinen Säuglings, der inmitten von alldem auf die Welt kommen könnte. Und damit setzt du auch uns aufs Spiel. Wenn du bei der Geburt stirbst, wer muss dann das Essen für das Kind besorgen? Wer muss sein bisheriges Leben an den Nagel hängen, um ihm den Arsch zu putzen und ihn auf Deck umherzutragen? Wer muss dabei zusehen, wenn es dahinwelkt und stirbt und es nachher den Drachen zum Fraß vorwerfen? Sehr wahrscheinlich ich, so sieht es nämlich aus. Und ich sage dir ganz klipp und klar, dass du mir das nicht antun wirst. Wenn du ein Kind hast und noch lebst, nun, selbst dann ist es immer noch an uns, Nahrung für euch zu beschaffen. Du hast ja noch nicht einmal deinen Anteil geleistet, als du bloß schwanger warst. Wenn du ein Kind kriegst, ist es für uns alle eine Belastung. Wenn ich mich um ein Kind kümmere, dann ist es das von Swarge und nicht deines. Wenn er mir ein Kind macht, dann weiß ich, dass wir unseren letzten Atemzug geben würden, damit das Kind überlebt. Deshalb lasse ich euch wissen, euch alle, die ihr keinen Partner habt, der zu euch steht: Haltet eure Beine beisammen. Wenn auf diesem Schiff jemand ein Kind bekommt, dann bin ich das. Oder Alise. Wir haben Männer, die zu uns stehen. Ihr nicht.«
    Alise sah bei Bellins Worten so entsetzt aus, dass Thymara sich fragte, ob die Frau aus Bingtown je in Erwägung gezogen hatte, dass sie schwanger werden könnte.
    »Du kannst mir nicht sagen, was ich … aaaah!« Jerds Worte endeten in einem heiseren Krächzen. Ihr stockte der Atem, sie keuchte und grunzte heftig. Dann entließ sie ihren Atem in einem langen Seufzer. Bellin beugte sich über Jerds angewinkelte Beine, und ihr Gesicht verdüsterte sich voll Bedauern. Mit einer Hand schüttelte sie ein Tuch aus und breitete es über etwas aus, was am Boden lag. Skelly, still wie ein Gespenst, reichte Bellin ein Stück Schnur und ein Messer. Thymara konnte die Hände der Frau nicht sehen, mit denen sie rasch und zielsicher die Nabelschnur durchtrennte und abband. Sie wickelte das Tuch um etwas Kleines, und in Bellins Augen trat eine eigenartige Sanftheit, als sie die Totgeburt aufhob.
    »Sie hätte nicht überlebt, selbst wenn du sie bis zum Ende ausgetragen hättest. Sieh sie dir an, wenn du magst. Keine Beine. Nur ein Stück von einem Schwanz, wie bei einer Schlange.«
    Jerd sah schweigend und bleich zu ihr auf.
    Bellin wandte sich ihr ganz zu.

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