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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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plötzlich ein klammes, schlaffes Gewicht an der Schulter.
    »Was ist das?«, kreischte sie. Sie wagte es kaum, aber es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie fasste sich über die Schulter und ertastete etwas, was sich wie einige mit feuchtem Stoff umwickelte Stecken anfühlte. »Nein!«, schrie sie, und während sie vor Schreck unbeherrscht zuckte, löste sich der andere Flügel aus seiner Hülle. »Nein!«, sagte sie etwas matter. Dann bedeckte sie das Gesicht mit den Händen und erkannte, dass ihre Finger voll Blut waren. Sie schlotterte. Dies hier war so falsch. Die Dinger auf ihrem Rücken zuckten und wackelten. Sie waren ein Teil von ihr. Fremd und ungeheuerlich, aber ein Teil von ihr. Sie spürte die Sommerluft auf ihnen, spürte Sintaras Schnauben, als diese spöttisch, fast amüsiert sagte: »Nun, ich hatte etwas Besseres erwartet.«
    »Ich habe sie gar nicht erwartet!«, brüllte Thymara die Drachin an. »Wie kannst du mir das antun? Warum tust du mir das an?«
    »Das hatte ich nicht beabsichtigt!«, gestand Sintara. Und für einen Moment klang sie beinahe nervös. Doch dann gewann Wut die Oberhand, als sie fortfuhr: »Das hast du dir selbst angetan, wenn du es unbedingt wissen willst. Du warst unachtsam. Als du die Raspelschlangen aus mir herausgezogen hast, hast du dich mit meinem Blut besudelt. Davon muss etwas in deinen Mund geraten sein. Denn seit diesem Augenblick spüre ich dich deutlicher. Du musst doch gespürt haben, dass unser gemeinsames Bewusstsein stärker geworden ist! Wie hätte dir das entgehen sollen?«
    »Ich dachte, das … das sei eben, was Hüter und Drachen so empfinden. Aber warum hast du mir das hier angetan?«
    »Das war ich nicht. Damals wollte ich dich nicht verwandeln. Jedenfalls hatte ich es nicht geplant. Normalerweise wählt ein Drache sehr sorgfältig aus, wen er zu seinem Elderling machen möchte. Die Ehre dieser Verwandlung steht nur den ergebensten, treuesten und klügsten Menschen zu. In alter Zeit haben die Menschen um eine solche Aufmerksamkeit gewetteifert. Sie fiel ihnen nicht einfach deshalb zu, weil ihnen durch Zufall die Pflege eines Drachen übertragen worden ist, als wäre dies eine niedere Arbeit!«
    »Warum hast du es dann gemacht? Warum?« Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihre Stimmen waren übers Wasser getragen worden. Thymara hörte das fragende Getuschel der Hüter und das Grummeln der Drachen. Es war ihr egal, es kümmerte sie nicht, wenn die anderen von Teermann aus zu ihr herübersahen oder wenn die Drachen erwachten und näher kamen, um nachzusehen, was hier vor sich ging. Dies war eine Sache zwischen ihr und Sintara, und sie wollte das nun ein für alle Mal loswerden.
    »Du hast von alleine angefangen, dich zu verändern! Du hast mehr vom Fliegen geträumt als ich! Ich habe nicht einmal daran gedacht, dich zu verwandeln. Als Mercor mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass du dich verwandelst, habe ich mich deiner erbarmt. Das ist alles. Du solltest mir dankbar sein! Wenn die Flügel erst einmal ausgewachsen sind, werden sie schön sein, fast wie das Spiegelbild meiner eigenen Schwingen. Und ich, ich werde den ersten geflügelten Elderling besitzen! Kein anderer Drache hat je ein solches Wesen erschaffen!«
    Thymara verrenkte den Hals, um sich über die Schulter zu schauen. Die Drachin klang so selbstzufrieden – aber waren die Flügel überhaupt schön? Sollte sie sich nicht wie ein Ungeheuer, sondern vielmehr geehrt fühlen? Doch wie sie den Kopf auch drehte und verrenkte, sie sah immer nur die feuchte Spitze von etwas, was wie ein durchnässter, zusammengefalteter Sonnenschirm aussah. Zaghaft fasste sie mit beiden Händen nach hinten. Flügel. Sie ertastete Haut, die sich über Knochen und Knorpel spannte. Aber seltsamer war, dass sie die Berührung spürte, als würde sie sich selbst an die Hand fassen.
    Nun wollte sie es genauer wissen, ergriff beide Flügel und zog sie auseinander. Nein. Nein, das war, als würde man die Finger in die falsche Richtung biegen. Sie zuckte mit einer Schulter und klappte unwillkürlich die Flügel ein, sodass sie eng am Rücken lagen. Am Rücken zusammengefaltet, ja, aber nicht verborgen wie zuvor. Wie Sintaras Schwingen oder die Flügel eines Vogels schmiegten sie sich vollkommen ebenmäßig an ihren Leib. »Werden sie … werden sie noch wachsen?« Sie wurde kühn und legte mit einer weiteren Frage nach: »Werde ich irgendwann fliegen können?«
    »Fliegen? Mach dich nicht lächerlich. Nein. Dafür sind sie viel

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