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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu klein. Aber sie werden wunderschön sein, so schön wie meine Schwingen. Und alle werden dich beneiden.«
    »Warum können sie nicht wachsen? Wieso können sie nicht so groß werden, dass ich fliegen kann? Ich will fliegen!«
    »Wie kannst du es wagen, mehr zu verlangen, als du bekommen hast?« Die Drachin, eben noch etwas beglückt von ihrem Werk, war nun wieder wütend. Und Thymara erahnte den wahren Grund dafür, als Sintara hinzusetzte: »Warum solltest du fliegen können, während ich es nicht kann?«
    »Weil es wohl nur mir logisch erscheint, dass mir die Veränderungen, die du bewirkst, zu etwas nütze sind!«
    »Aber du wirst schön sein! Und interessant in den Augen anderer Drachen. Und das reicht für einen Elderling. Für einen Menschen gleich zweimal!«
    »Für dich sind schöne Schwingen vielleicht genug, aber wenn ich schon ihr Gewicht mit herumschleppen muss und Unannehmlichkeiten habe, weil sie mir aus dem Rückenmark herauswachsen, dann sollten sie mir gefälligst auch etwas nützen. Ich habe nie begriffen, warum du nicht wenigstens probierst, deine Flügel zu benutzen. Ich sehe doch, dass die anderen Drachen ihre Schwingen dehnen und kräftigen. Dem Silbernen ist es fast gelungen, sich aus dem Wasser zu erheben, als er mit ihnen geschlagen hat. Und der war anfangs weitaus ungeschickter als du und hatte kleinere Schwingen! Du versuchst es gar nicht erst! Ich striegle deine Flügel und halte sie sauber. Obwohl sie größer und kräftiger geworden sind und du es probieren könntest, benutzt du sie nicht. Du prahlst nur immer damit, wie prächtig sie sind. Prächtig mögen sie auch sein, aber hast du nie an ihren eigentlichen Zweck gedacht?«
    Sie sah die Wut in Sintara hochkochen. Thymara wagte es, sie zu kritisieren, dabei duldete Sintara es nicht, dass man auch nur andeutete, sie wäre faul oder selbstmitleidig oder vielleicht gar ein wenig … »dumm«.
    Thymara sprach es laut aus, ohne zu wissen, was sie dazu getrieben hatte. Vielleicht wollte sie Sintara nur zeigen, dass sie zu weit gegangen war und dass Thymara sich nicht länger von ihr einschüchtern lassen würde. Wie konnte sie es wagen, ihr Flügel auf den Rücken zu setzen, wenn sie nicht einmal ihre eigenen benutzen konnte?
    Das Gemurmel, das vom Kahn herüberdrang, wurde lauter, aber Thymara würdigte ihre Gefährten mit keinem Blick. Mit dem zerknüllten Hemd vor der Brust stand sie da und blickte in die wütend wirbelnden Augen ihrer Drachin. Sintara sah prachtvoll aus in ihrem Zorn. Sie hob den Kopf und sperrte die Kiefer weit auf, sodass die leuchtenden Giftsäcke in ihrer Kehle sichtbar wurden. Dann breitete sie die Flügel aus, um sich reflexhaft aufzuplustern, wie es die Drachen oft taten, um ihr Gegenüber an ihre Größe und Stärke zu erinnern. Es war, als entfalte sich ein prunkvolles Buntglasfenster. Kurz war Thymara benommen von der Schönheit und dem Glanz. Fast wäre sie vor der Drachin auf die Knie gefallen.
    Doch dann riss sie sich zusammen und kämpfte mit aller Kraft gegen das schier übermächtige Charisma der Drachin an. »Ja. Sie sind schön!«, rief sie. »Schön und nutzlos! So wie auch du schön und nutzlos bist!« Thymara erschauerte. Plötzlich wurde ihr flau im Magen, und dann erst begriff sie, was sie getan hatte. Als groteske Reaktion auf Sintaras Aufplustern hatte sie ihre Flügel ausgebreitet. Vom Schiff drangen erstaunte Rufe herüber.
    Sintara holte Luft. Noch immer klafften ihre Kiefer auseinander, und Thymara stand wie angewurzelt vor ihr, während die Giftsäcke der Drachin anschwollen. Wenn Sintara ihren Giftstrahl auf sie richten wollte, gäbe es kein Entrinnen.
    »Sintara!«, bellte Mercor. »Mach dein Maul zu und klappe deine Schwingen ein! Du darfst deiner Hüterin nichts antun, nur weil sie dir die Wahrheit sagt!«
    »Ein Kampf! Ein Kampf! Ein Kampf!«, jubilierte Fauch.
    »Sei ruhig, du Quälgeist!«, herrschte Ranculos ihn donnernd an.
    »Kein Gift hier! Es weht zu mir herüber und wird mich verbrennen! Vernichte deine Hüterin, wenn du magst, Sintara, aber wenn du mich anspuckst, dann schwöre ich, dass ich dir so viele Löcher in deine Flügel brenne, dass sie hinterher wie verfaultes Leintuch aussehen!« Das kam von der kleinen Fente. Die Grüne stellte sich auf die Hinterbeine und breitete ihrerseits herausfordernd die Flügel aus.
    »Hört auf mit diesem Unsinn!«, bellte Mercor erneut. »Sintara, tu deiner Hüterin nichts!«
    »Sie gehört mir, und ich mache mit ihr, was ich will!«

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