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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schwierigkeiten bringen würde. Warum hatte er es nicht einfach liegen lassen? Oder es den Drachen und dem Konzil gemeldet? Hätten die sich drum kümmern sollen. Er wusste, dass es inzwischen verboten war, das Holz zu behalten und zu verwerten. Aber er hatte es dennoch getan. Weil er sein Schiff liebte.
    An der Reling spürte er Teermanns furchtsames Zittern. Beruhigend strich Leftrin über das Holz und redete seinem Lebensschiff sanft zu: »Nein, ich bereue es nicht. Das hattest du dir verdient. Ich habe genommen, was du brauchtest, und mich kümmert es nicht, ob andere das verstehen oder gutheißen können. Ich wünschte mir nur, dass es uns keinen Ärger gebracht hätte. Das ist alles. Aber ich werde einen Weg finden, alles wieder einzurenken. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Als wollte es seine Dankbarkeit und Treue bekräftigen, nahm das Schiff Tempo auf. Vom Steuerruder hörte er Swarge leise brummeln: »Was denn, wieso denn plötzlich so eilig?« Die Mannschaft an den Stocherstangen musste ebenfalls schneller arbeiten, um mithalten zu können. Leftrin nahm die Hände von der Reling, steckte sie in die Taschen und lehnte sich gegen das Deckshaus, damit er seiner Mannschaft nicht im Weg stand. Er sagte nichts, und seine Leute wussten, dass es besser war, den Kapitän nicht anzusprechen, wenn er so gedankenverloren dastand. Er hatte ein Problem. Und er würde es ohne die Hilfe seiner Männer lösen. Dafür war er schließlich Kapitän.
    Er zog die Pfeife aus der einen Tasche und den Tabak aus der anderen, steckte sie aber unverrichteter Dinge wieder zurück, da ihm einfiel, dass er nicht in die Küche gehen konnte, um sie anzuzünden. Er seufzte. Er war Händler in der Tradition der Regenwildhändler. Gewinn ging ihm über alles. Aber auch Treue. Und Menschlichkeit. Die Chalcedaner waren mit einem Plan an ihn herangetreten, der ihn zu einem reichen Mann machen würde. Solange er bereit war, die Regenwildnis zu verraten und ein fühlendes Wesen abzuschlachten, als wäre es Vieh, konnte er ein Vermögen gewinnen. Sie hatten ihr Angebot in eine Drohung verpackt. Das war die typische Art und Weise der Chalcedaner, mit anderen ins Geschäft zu kommen. Erst war es nur ein »Getreidehändler« gewesen, der sich an der Mündung des Regenwildflusses an Bord gedrängt hatte. Sinad Arich hatte so klar gesprochen, wie es ein Chalcedaner nur konnte. Der Fürst von Chalced hielt seine Familie als Geisel. Deshalb würde der Kaufmann alles Notwendige tun, um an Drachenteile zu gelangen, die dem alten Herrscher Linderung verschafften.
    Leftrin hatte geglaubt, den Kaufmann los zu sein, seit er ihn in Trehaug an Land gesetzt hatte, und dass die Bedrohung für ihn und sein Schiff überstanden war. Aber das war sie nicht. Wenn ein Chalcedaner dich einmal in seinen Krallen hatte, ließ er dich nicht mehr frei. Kurz vor ihrer Abreise in Cassarick war jemand an Bord gekommen und hatte vor Leftrins Tür eine winzige Schriftrolle zurückgelassen. In dem Geheimbrief hieß es, er solle an Bord seines Schiffes mit einem Kollaborateur rechnen. Wenn er mit diesem Agenten zusammenarbeitete, würden sie ihn reichlich bezahlen. Wenn nicht, würde ans Licht kommen, was er mit dem Hexenholz getan hatte. Damit wäre er vernichtet, als Mann, als Schiffseigner und als Händler. Und womöglich würde er dann auch in Alises Achtung sinken.
    Diese letzte Ungewissheit war mächtiger als die ersten beiden Gewissheiten. Von dem Reichtum war er niemals versucht gewesen, aber er hatte sich gefragt, ob er angesichts der Drohung nachgeben würde. Jetzt wusste er, dass er es nicht tun würde. Von dem Moment an, als er das entrüstete Gezische der Drachenhüter vernommen hatte, das auf Grefts Vorschlag gefolgt war, hatte er begriffen, wer der Verräter war. Nicht Greft. Der Junge mochte sich zwar allerhand einbilden, und eine radikale Denkweise besitzen, aber Leftrin kannte diesen Menschentyp. Die politische Gesinnung des Jungen und seine »neuartigen« Ideen reichten nicht tiefer als unter die Hautoberfläche. Der Hüter stimmte nur in das Lied eines älteren, überzeugenderen Mannes ein. Bei dem es sich nicht um Carson handelte, wie Leftrin erleichtert feststellte. Und er war dankbar darüber. So musste er sich in dieser Angelegenheit nicht einem alten Freund entgegenstellen.
    Es war Jess. Angeblich vom Rat der Regenwildnis angeheuert, war der Jäger in Cassarick an Bord gekommen, um bei der Versorgung der Drachen zu helfen. Entweder hatte das Konzil keine

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