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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu, und er drang in Muskelfleisch. Durch die heftige Bewegung des Wesens wurde ihr der Schaft aus der Hand geschlagen. Dann bewegte es sich, und bei seinem Versuch, zu entkommen, zerrte es Thymara und Alise mit sich in tieferes Wasser.
    »Wir müssen loslassen!«, japste sie, doch von hinten rief Rapskal: »Nein!« Entschlossen watete er ins Wasser. Ohne sich von dem wild peitschenden Schwanz beirren zu lassen, stieß er seinen eigenen Speer ein halbes Dutzend Mal in den Leib des Tiers. Dunkles Blut trieb wie Ranken im trüben Wasser, und der Fisch wehrte sich umso heftiger.
    »Zieht meinen Speer heraus! Damit er ihn nicht mitnimmt!«, rief Thymara der Frau aus Bingtown zu, die bis zur Hüfte durchnässt war und sich grimmig an den Speer klammerte.
    »Und meinen!«, meldete sich Tats. »Thymara, das ist mein letzter Speer!«
    »Aus dem Weg!«, donnerte Sintara, ohne ihnen Zeit zu lassen, ihrer Aufforderung nachzukommen. Sie stürmte ins Wasser, und Rapskal versuchte verzweifelt, ihr aus der Bahn zu springen.
    »Thymara!«, kreischte Tats, bevor Sintaras ausgebreitete Schwinge sie traf. Das Flusswasser schien sich buchstäblich aufzubäumen und erfasste Thymara, der Speer wurde ihr aus der Hand gerissen. Dann erhielt sie einen Schlag von etwas Großem, Flachem und Lebendigem, das ihr Stoff und Haut vom linken Arm fetzte und sie in tieferes Gewässer schleuderte. Als sie den Mund aufriss, um zu schreien, füllte er sich mit Schlick und Wasser. Sie spuckte es aus, konnte aber nicht wieder Luft holen. Verzweifelt hielt sie den Atem an. Als Geschöpf der Baumwipfel hatte sie nie schwimmen erlernt. Sie schlug wild um sich, in dem fremden Element, das sie gepackt hielt und mit sich reißen wollte.
    Plötzlich fiel Licht auf ihr Gesicht, doch bevor sie Luft holen konnte, ging sie schon wieder unter. Es schien ihr, als hätte jemand gerufen. Ihre Augen stachen und der Arm brannte. Da packte sie etwas, umschlang ihren Leib und drückte zu. Mit den Fäusten hieb sie auf das schuppige Ding ein und riss den Mund auf, um ohne Atem zu schreien. Sie wurde aus dem Wasser gezerrt, als ein Gedanke in ihren Geist drang. Ich habe sie! Ich habe sie!
    Dann hing sie in Mercors Maul. Obwohl er sie behutsam hielt, spürte sie durch die Kleidung schmerzhaft seine Zähne. Bevor sie recht begriff, dass sie in einem Drachenmaul steckte, ließ er sie auf den Lehmboden fallen. Sogleich wurde sie von schreienden Menschen umzingelt, während sie Sand und Flusswasser hervorwürgte. In körnigen Strömen rann es ihr aus der Nase. Sie wischte sich übers Gesicht, und jemand drückte ihr eine Decke in die Hand. Mit dem Zipfel trocknete sie sich das Gesicht und blinzelte. Erst sah sie nur verschwommen, doch allmählich klärte sich ihre Sicht.
    »Alles in Ordnung mit dir? Alles in Ordnung?« Das war Tats, der patschnass neben ihr kniete und dieselbe Frage unablässig wiederholte.
    »Das ist meine Schuld! Ich wollte den Fisch nicht entkommen lassen. Oh, Sa vergib mir, das ist alles meine Schuld! Wird sie sich wieder erholen? Sie blutet ja! Oh, schnell, jemand muss Verbandszeug holen!« Alise war bleich, und ihr rotes Haar hing ihr nass ins Gesicht.
    Rapskal tätschelte sie und wollte sie niederhalten. Doch Thymara schob ihn beiseite und setzte sich auf, um einen weiteren Schwall sandiges Wasser auszuspucken. »Bitte, lass mir ein wenig Raum«, sagte sie. Erst als sich ein Schatten von ihr aufhob, begriff sie, dass auch ein Drachenkopf über ihr geschwebt hatte. Sie spie noch mehr Sand aus. Ihre Augen waren wund und nicht in der Lage, Tränen zu vergießen. Sacht fuhr sie mit dem Finger darüber, und Schlick rieselte herab.
    »Neige den Kopf nach hinten«, forderte Tats sie schroff auf, und als sie es tat, schüttete er ihr klares Wasser übers Gesicht. »Und jetzt dein Arm«, warnte er sie, bevor das kühle Nass sie traf. Ihr entrang sich ein Stöhnen, da es das Brennen linderte. Unvermittelt musste sie niesen und verspritzte dabei Wasser und Schleim. Erneut wischte sie sich mit der Decke das Gesicht, worauf ein Schrei erklang. »He! Das ist meine Decke!« Er kam von Rapskal.
    »Du kannst meine nehmen«, krächzte sie. Plötzlich begriff sie, dass sie weder starb noch tot war, nur auf eigenartige Weise peinlich berührt, weil alle sie anstarrten. Mühsam versuchte sie, aufzustehen. Auch wenn sie vor den anderen nicht schwach erscheinen wollte, lehnte sie doch Tats’ Hilfe nicht ab, als der ihr den Arm reichte. Im nächsten Augenblick wurde es noch

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