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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Darf ich noch einen erlegen?«
    »Ich denke schon. Alise, lasst uns erst diesen hier an Land hieven, einverstanden?«
    »Pass auf! Lass ihn nicht entkommen!«, rief Alise, als Thymara zu ihr hinauswatete und nach dem Speer griff.
    »Der entkommt nicht mehr. Er ist ziemlich tot. Wir müssen den Speer aus dem Flussbett ziehen, damit wir den Fisch an Land bringen können. Keine Sorge, wir werden ihn schon nicht verlieren.«
    »Ich habe es wirklich getan, nicht wahr? Ich habe einen Fisch erlegt.«
    »Ja, das habt Ihr.«
    Es kostete einige Anstrengung, den Speer aus dem Schlamm zu ziehen. Der Fisch war größer, als Thymara angenommen hatte, und sie mussten ihn zu zweit ans Ufer hieven. Das Tier war hässlich, schwarz, mit feinen Schuppen und langen Zähnen in der flachen Schnauze. Als sie ihn an Land umdrehten, kam sein leuchtend roter Bauch zum Vorschein. Etwas Derartiges hatte Thymara noch nie gesehen. »Ich bin mir nicht sicher, ob der essbar ist«, sagte sie zögerlich. »Manche Tiere mit leuchtenden Farben sind giftig.«
    »Wir sollten Mercor fragen. Der wird es wissen, denn er erinnert sich an vieles.« Alise kauerte sich nieder, um ihre Beute zu begutachten. Sie streckte neugierig den Finger aus, zog ihn aber sogleich wieder zurück. »Es ist eigenartig. Die Drachen scheinen sich unterschiedlich gut erinnern zu können. Manchmal habe ich den Eindruck, Sintara weigert sich, meine Fragen zu beantworten, weil sie nicht in der Lage dazu ist. Bei Mercor dagegen habe ich das Gefühl, dass er die Antworten kennt, sie aber nicht preisgeben will. Wenn er überhaupt mit mir spricht, dann über alles, nur nicht über Drachen und Elderlinge.«
    »Ich weiß nicht, ob wir ihn berühren sollten, bevor wir Gewissheit haben.« Thymara kauerte ebenfalls neben dem Fisch. Alise nickte. Jetzt erhob sie sich, ergriff den Speer und machte sich daran, am Ufer entlangzupirschen. Ihre Begeisterung war nicht zu übersehen.
    »Lass uns erst einmal sehen, was wir sonst noch erlegen können. Dann können wir Mercor immer noch nach dem hier fragen.«
    Thymara stand auf. Ohne den Speer fühlte sie sich ein wenig nackt. Und es war seltsam, hinter jemandem herzutrotten, statt selbst die Jägerin zu sein. Das Gefühl gefiel ihr nicht besonders. Sie ertappte sich beim Plappern, als müsse sie sich dadurch vergewissern, dass sie nicht unwichtig war. »Mercor wirkt älter als die anderen Drachen, nicht wahr? Älter und müder.«
    »Stimmt«, entgegnete Alise leise. Sie bewegte sich nicht so fließend wie Thymara, gab sich aber Mühe. Thymara fiel auf, dass sie auf Zehenspitzen und geduckt ging und damit ihre eigene Pirschweise auf übertriebene Weise nachahmte. Sie wusste nicht, ob sie sich geschmeichelt oder verhöhnt fühlen sollte. »Das liegt daran, dass er sich an viel mehr erinnert als die anderen. Manchmal denke ich, Alter hat weniger damit zu tun, wie alt man ist, sondern mit dem, was man getan hat und an was man sich erinnert. Und ich glaube, dass sich Mercor an eine ganze Menge erinnert, sogar an sein Leben als Seeschlange.«
    »Auf mich wirkt er immer traurig. Und sanftmütig, eine Sanftmut, die die anderen Drachen nicht haben.«
    Alise ging in die Hocke und spähte unter ein Knäuel aus Zweigen und Laub. Als sie antwortete, klang sie konzentriert und abgelenkt zugleich. »Ich glaube, er erinnert sich an mehr als die anderen. Einen Abend lang konnte ich mich gut mit ihm unterhalten. Und da war er sehr viel offener und direkter, als man es von Drachen kennt. Dennoch hat er sich vor allem in Allgemeinplätzen ergangen, anstatt auf bestimmte Ahnenerinnerungen einzugehen. Immerhin hat er Dinge geäußert, die ich von den anderen Drachen nie gehört habe.« Sie versuchte, mit der Speerspitze ein Seegrasknäuel beiseitezuschieben. Im selben Moment schoss ein Fisch darunter hervor. Mit einem Schrei stieß sie danach, dass es spritzte, doch das Tier war auf und davon.
    »Wenn Ihr das nächste Mal irgendwo einen Fisch vermutet, stecht einfach zu. Denn wenn Ihr auf der Suche nach einem Fisch das Wasser aufwühlt, haut er ab. Lieber auf gut Glück zustoßen und vielleicht einen erwischen.«
    »Stimmt.« Alise atmete missmutig aus und ging weiter.
    Thymara folgte ihr. »Hat Mercor etwas Besonderes gesagt?«, fragte sie.
    »Oh, ja, das hat er. Er hat einiges über Kelsingra erzählt und meinte, die Stadt sei einst für Drachen und Elderlinge gleichermaßen bedeutend gewesen. Dort entsprang ein spezielles, silbernes Wasser, das die Drachen besonders

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