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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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plötzlich in ein fremdes Element gestoßen wird. Es gab weder Luft noch Licht, weder oben noch unten. Die Kälte und der Druck pressten ihm die Lungen leer. Leb wohl, kam ihm der dümmliche Gedanke. Leb wohl, Alise. Wenigstens musste ich nicht mit ansehen, wie du zu einem anderen Mann zurückkehrst. Zu ertrinken war vielleicht angenehmer als diese langsame Marter.
    Etwas stieß ihn an. Er schloss seine Arme um das Ding, tauchte mit ihm auf und brach durch die Oberfläche in schwarze Nacht. Er schnappte keuchend nach Luft und würgte sogleich an dem Wasser, das ihm aus den Haaren in den Mund rann. Dann versank er wieder, zusammen mit dem rollenden Stamm, bevor er erneut auftauchte. Der Wellenkamm war zwar über sie hinweggegangen, aber die Strömung war noch immer reißend und wahrscheinlich doppelt so tief wie zuvor. Die Flut riss ihn in einem gefährlichen Gebräu aus Bäumen, zappelnden Tieren, Kadavern und Treibgut mit sich fort. Er versuchte erst gar nicht, auf den Stamm zu klettern, an den er sich klammerte. Stattdessen hielt er sich fest und nahm das regelmäßige Untertauchen in Kauf. Dabei hoffte er, dass er in die Mitte des Flusses getrieben würde. Vom Ufer hörte er das Knacken und Krachen der Bäume, die von der Flut getroffen, geknickt oder mitgerissen wurden. Kurz erblickte er einen Drachen, der sich schwimmend abmühte. Dann rollte der Stamm wieder herum und tauchte ihn unter. Als er wieder an die Oberfläche kam, war der Drache verschwunden.
    Als der Fluss sich ein wenig beruhigt hatte, hangelte sich Leftrin am Stamm entlang zu dessen Wurzel. Dort war er dicker, und an den Wurzeln konnte er sich besser festhalten. Er zog sich ein Stück aus dem Wasser, um die Wasseroberfläche abzusuchen. Allmählich verteilte sich das Treibgut, das der noch immer angeschwollene Fluss mit sich führte. Das Licht des Monds und der Sterne schimmerte auf den weißen Wellen, in denen sich Leichname als schwarze Flecken abzeichneten. In der Ferne erkannte er den Umriss eines rudernden Drachen. Er rief hinüber, bezweifelte aber, dass das Geschöpf ihn hören konnte. Das Brausen des Wassers, das Ächzen der stürzenden Bäume und das Krachen aufeinanderprallenden Treibguts übertönte die menschliche Stimme.
    Dann sah er etwas, was ihm Mut machte. Irgendwo funkelte ein Licht auf, erlosch wieder, um dann allmählich den gleichmäßigen Lichtkreis einer Laterne zu formen. Das konnte nur Teermann sein. Dort hatte jemand das Licht wieder angezündet. Plötzlich verlieh der Laternenschein dem, was bis eben noch ein schwarzer Fleck in der Dunkelheit gewesen war, neue Bedeutung. Teermann trieb weit von ihm entfernt stromabwärts, aber Leftrin erkannte die flachen Umrisse seines Kahns. Er holte tief Luft und zuckte zusammen, da seine Lungen und Rippen schmerzten. Doch er vergeudete seinen Atem nicht, um Jess zu verfluchen. Mit etwas Glück war der Jäger ohnehin inzwischen tot. Stattdessen schürzte er die Lippen und pfiff anhaltend. Noch einmal holte er Luft und pfiff erneut. Diesmal einen Ton höher als zuvor. Wieder holte er Atem.
    Noch bevor er den dritten Pfiff ausstieß, wusste er, dass Teermann ihn vernommen hatte. Der Lichtkreis veränderte sich, als das Schiff beidrehte. Dann verschwand das Licht. Eine Zeit lang klammerte er sich einfach nur an den Stamm, atmete regelmäßig und wartete. Dann wurde die Laterne am Bug Teermanns entzündet. Da erst sog er erneut Luft ein und pfiff. Fast im selben Moment wuchs der Lichtkegel an. Teermann ruderte mit aller Kraft und näherte sich ihm. Die stämmigen Beine und die mit Schwimmhäuten versehenen Füße des Kahns trieben ihn gegen die Strömung an. Swarge würde das Steuerruder bedienen, während die Mannschaft die Stocherstangen schwingen würde. Aber Teermann würde nicht auf diese Pantomime warten. Das Lebensschiff eilte seinem Kapitän zu Hilfe. Wieder pfiff er, und dicht über dem Wasser sah er das dunkelgrüne Glühen zweier großer Augen. Hilfe nahte. Jetzt musste er nur noch abwarten, bis sein Schiff ihn errettete.
    Vielleicht hatte Sintara sie neben Alise absetzen wollen, aber der Versuch scheiterte, und Thymara landete auf der Frau aus Bingtown. Alise warf die Arme um sie, damit sie nicht abrutschte und erneut ins Wasser fiel, mit einem stechenden, qualvollen Schmerz fühlte sie deren Hände auf ihrer Rückenwunde.
    Thymara widerstand dem Drang, sich gegen die Umarmung zu wehren. Beinahe wären sie beide an Sintaras geschuppter und schlüpfriger Schulter

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