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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dann: »Da drüben! Da! Schwimm dahin!« Alises bebende Hand wies in die Richtung, in die sie sich ohnehin schon bewegten. Mit neuem Mut legte Sintara mehr Kraft in ihre Ruderstöße. Zwar würde sie nicht auf die Bäume klettern können, aber sie konnte sich zwischen die Stämme zwängen und dort abwarten, bis das Schlimmste vorüber war.
    »Dort! Genau da!«, kreischte Alise erneut. Aber sie deutete nicht auf das Ufer, sondern auf ein kleines, weißes Gesicht, das aus den Wellen herausschaute. Thymara streckte die Hand aus dem Wasser.
    »Bitte!«, schrie sie.
    Sintara neigte den Kopf und zerrte ihre Hüterin aus den Wellen. »Die gehört mir!«, stieß sie trotzig hervor, Thymaras baumelnden Leib zwischen den Zähnen. »Mir!«

 
     
    Siebzehnter Tag des Gebetsmonds 
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
      
    Von Erek, Vogelwart in Bingtown, an Detozi, Vogelwart in Trehaug Eine Nachricht des Händlers Çorum Finbok von den Bingtownhändlern, abgesandt auf Geheiß der Händler Meldar und Kincarron und in Unterstützung von deren Bitte, mehr Einzelheiten über die Abreise von Alise Kincarron Finbok und Sedric Meldar auf dem Lebensschiff Teermann in Erfahrung zu bringen.
    Detozi,
    eine kurze Anmerkung. Die Familien von Sedric Meldar und Alise Finbok sind außer sich und versichern, dass sich keiner der beiden freiwillig einer solchen Expedition anschließen würde, die sehr leicht Monate dauern kann. Alise Finboks Mann befindet sich auf einer ausgedehnten Handelsreise, aber ihr Schwiegervater konnte dazu überredet werden, sein beträchtliches Vermögen dafür einzusetzen, dass weitere Informationen eingeholt werden. Solltet Ihr jemanden kennen, der in der Lage ist, mit ein oder zwei Brieftauben zügig den Strom hinaufzufahren, würde auf denjenigen eine stattliche Belohnung warten.
    Erek

 
    5
    Weiße Flut
    L eftrins Hände schlossen sich um Jess’ Kehle. Der Jäger ließ Schläge auf den Bauch des Kapitäns regnen, es fühlte sich an, als ob seine Rippen brachen. Auf den Lippen schmeckte er Blut, doch er ließ nicht locker. Es war eine Frage der Zeit. Wenn er ihn nur lange genug würgen konnte, würden die Schläge nachlassen. Sie hatten bereits an Kraft verloren, und als Jess nach seinen Handgelenken griff, wusste er, dass er nur noch kurz durchhalten musste, bevor es vorbei wäre. Der Jäger krallte sich in seine Handgelenke, doch Leftrins Hände waren nicht nur geschuppt, sondern auch vom häufigen Kontakt mit Flusswasser abgehärtet. Seine vernarbte Haut hielt den Fingernägeln des Jägers stand. Er konnte Jess’ Gesicht nicht sehen, aber er wusste, dass ihm inzwischen die Augen hervorquollen. Er drückte fester zu und stellte sich vor, wie dem Kerl die Zunge heraushing.
    Um die Kämpfenden heulte der Wind, der den Regen peitschte. Der Silberdrache hatte den Kadaver entweder aufgegeben, oder die Betäubungsmittel waren wirkungslos, denn er trabte im Kreis um sie herum und stieß verzweifelte Schreie aus. Leftrin ließ sich nicht davon beirren, dass der Lärm des Drachen die Hüter auf den Plan rufen konnte. Sollten sie herbeieilen, konnte er ihnen Jess’ Messer zeigen und sagen, dass er den Drachen beschützt hatte. Nicht lockerlassen, befahl er seinen erschöpften Händen und bebenden Armen. Nicht lockerlassen! Der Schmerz war Übelkeit erregend. In seinen Ohren rauschte es, und er fürchtete, die Kräfte würden ihm schwinden, bevor er sein Werk zu Ende bringen konnte. Er drückte zu, doch der Jäger wehrte sich noch immer, ließ seinen Kopf nach vorn schnellen im vergeblichen Versuch, ihn Leftrin ins Gesicht zu rammen.
    Unvermittelt tauchte hinter Jess eine Wand aus Wasser, Steinen und Holz auf. In Leftrins Geist dehnte sich der qualvolle Moment zu einem Jahrzehnt. Deutlich konnte er Baumtrümmer und Geröll im weißen Wasser erkennen. Diese Woge würde sowohl Schlick als auch Säure mit sich bringen. Sie musste einen weiten Weg zurückgelegt haben und dabei Treibholz eingesammelt und die Bäume des Ufers mit sich gerissen haben. Er erhaschte einen Blick auf einen mächtigen Elchkadaver, der auf ihn zuraste und herumgeworfen wurde wie ein Kinderspielzeug.
    »Teermann!«, rief er und ließ Jess los. Er wirbelte herum, um zu seinem Kahn zu rennen, um sein geliebtes Schiff zu retten.
    Aber in diesem Moment setzte die Zeit wieder ein. Das Wasser drückte ihn nieder, während es die Sandbank verschlang. Er sah nichts und kein Gedanke blieb mehr als der Kampf, der Kampf eines wilden Tiers, das

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