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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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heruntergerutscht. »Festhalten!«, kreischte Alise neben ihrem Ohr, und Thymara tastete nach etwas, was ihr Halt bot. Ihre Klauen fanden einen Zwischenraum zwischen Sintaras Schuppen, was normalerweise sicher einen Protest ausgelöst hätte, wenn die Drachin nicht selbst um ihr Leben gekämpft hätte.
    Inzwischen umklammerte Alise sie nicht mehr, um sie vor dem Fall zu bewahren, sondern um selbst nicht vom Drachenrücken zu gleiten. Thymara ließ mit einer Hand los, um besseren Halt zu finden. Sie griff nach dem Gelenk zwischen Sintaras Schulter und dem Flügel. »Haltet Euch an mir fest!«, keuchte sie und zog die Frau mit all ihrer Kraft auf den Rücken des Drachen.
    Erst als sie wieder oben waren, gelang es ihr, Alises Umklammerung so weit zu entkommen, dass sie ein Stück nach vorn rutschen konnte. Sie platzierte sich direkt vor Sintaras Schwingen, schob ihre Fersen nach hinten und hielt sich mit den Knien an der Drachin fest. Besonders sicher war diese Lage nicht, aber besser als vorhin. Sie spürte, dass Alise hinter sie rutschte und sich an ihrem Gürtel festhielt. Endlich hatte sie einen Moment Zeit, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.
    »Was ist passiert?«, rief sie Alise zu.
    »Ich weiß nicht!« Obwohl sie so dicht hinter Thymara saß, waren ihre Worte kaum zu verstehen. Denn um sie her donnerte der Fluss. »Eine riesige Welle ist den Fluss heruntergekommen. Kapitän Leftrin hat mir erzählt, dass der Fluss nach einem Erdbeben manchmal eine Zeit lang weiß ist. Aber von so etwas hat er mir nichts erzählt.«
    Der Wind peitschte Thymaras nasse Zöpfe, und um sie her toste es ohrenbetäubend. Im schwachen Mondlicht konnte sie alles nur undeutlich erkennen. Der Fluss war milchweiß. An den Rücken des verzweifelt kämpfenden Drachen geklammert, spürte sie dessen Angst und Wut. Auch empfand sie dessen wachsende Erschöpfung. Im Wasser trieben Treibgut und zertrümmertes Holz. Äste und Baumstämme, Matten entwurzelten Gesträuchs und die Kadaver ertrunkener Tiere tanzten und wirbelten im Fluss. Ein Blick zum Ufer offenbarte, dass das Wasser weit unter das Blätterdach vorgedrungen war. Eben geriet ein Baum ins Wanken und stürzte unwahrscheinlich langsam um. Entsetzt schrie Thymara auf, aber Sintara vermochte nichts zu unternehmen, um ihm auszuweichen. Wie ein stürzender Turm fiel der Baum, schwankte erst, ächzte, schwankte erneut – plötzlich riss der Fluss sie fort, und sie waren in Sicherheit.
    »Ein Drache!«, rief Alise auf einmal und ließ Thymaras Gürtel törichterweise mit einer Hand los, um flussabwärts zu deuten. »Dort ist ein Drache. Ich glaube, es ist Veras!«
    Es war Veras. Thymara erkannte sie an dem Kamm, der der grünen Drachin in letzter Zeit gewachsen war. Zwar schwamm sie, aber Thymara kam es so vor, als läge sie tiefer im Wasser, als würde ihre Erschöpfung sie in die Tiefe zerren. Veras war Jerds Drache. Thymara fragte sich, wo die Hüterin abgeblieben sein mochte, als ihr plötzlich wie mit einer neuerlich über sie hereinbrechenden Welle bewusst wurde, dass nicht nur Jerd von der Flut fortgerissen worden war. Die anderen hatten sich ums Lagerfeuer versammelt. Die Welle musste sie alle erfasst und fortgespült haben. Und was war aus ihren Booten geworden, aus ihrer Ausrüstung und aus Teermann ? Aus all den anderen Drachen? Wie hatte sie nur an sich selbst denken können? War alles, was ihr derzeitiges Leben ausgemacht hatte, überrannt und fortgeschwemmt worden? Verzweifelt glitt ihr Blick über das Wasser, aber das Licht war zu schwach, und im brodelnden, strudelnden Wasser dümpelten zu viele andere Dinge.
    Unter sich spürte sie Sintaras Rippen anschwellen, als die Drachin Atem holte. Dann drang ein hallender Ruf aus ihrer Kehle. In der Ferne wandte Veras den Kopf um. An Thymaras angestrengt lauschende Ohren drang ein klägliches Geräusch wie das Krächzen eines Vogels. Dann ertönte ein weiterer Ruf, aber tiefer und länger, der ihren Blick zu einer gigantischen schwarzen Gestalt zog, bei der es sich um Ranculos handeln musste. Erneut bellte er, und diesmal erreichte ihren Geist der Sinn seines Rufs: »Mercor sagt, wir sollen zum Ufer schwimmen. Mithilfe der Bäume können wir uns gegen die Flut stemmen und so lange festhalten, bis der Wasserspiegel sinkt. Schwimmt zum Ufer!«
    Wieder hoben sich Sintaras Rippen. Mit großer Kraft posaunte sie die Nachricht hinaus, um sie an alle in ihrer Hörweite weiterzugeben. »Schwimmt zum Ufer! Schwimmt zu den

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