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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nachzugrübeln.
    Er wandte sich an die Drachin, und legte alle Kraft in seine Gedanken. Relpda, halte dich von Jess fern. Lass ihn nicht in deine Nähe kommen. Er will dich töten! Sedric wagte nicht, es laut auszusprechen.
    Töten? Schreck. Und Verwirrung. Sie verstand ihn nicht. Die erschöpfte Drachin klammerte sich an den Stamm und starrte zu ihrem Henker empor. Plötzlich drehten sich ihre Augen schneller, aber sie traf keine Anstalten, sich von ihm zu entfernen. Es war zu viel für sie, er hatte versucht, ihr zu viele Dinge auf einmal mitzuteilen. Er musste es beim Einfachen belassen. Und etwas Mut beweisen!
    »Relpda, weg da! Flieh! Lass ihn nicht an dich heran. Gefahr. Er ist gefährlich!«
    Gefahr? Jäger bringt Fressen. Weglaufen? Zu müde.
    Er hatte inzwischen dem Jäger seine Absichten verraten, und doch war er nicht deutlich genug gewesen, um sie zu retten. Jess wandte sich zu ihm um, seine Zähne blitzten, als er fauchte. »Ihr verdammter erbärmlicher Geck! Ich hätte es kurz und schmerzlos gemacht. Tja, das habt Ihr jetzt verdorben, und nun müsst ihr beide dafür bezahlen.«
    Der Jäger war schnell. Er ließ die Schlinge fallen und ergriff stattdessen den Fischspeer. Klein, wie die Waffe war, konnte sie der Drachin unmöglich Schaden zufügen. Bitte, Sa! »Relpda, geh weg! Mach schon!«
    Sedric war bereits losgestürzt, aber ihm war klar, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde. Er griff nach einem Stock, der im Wasser trieb, und schleuderte ihn Jess entgegen, traf aber nicht einmal annähernd. Der Jäger lachte, holte mit dem Speer aus und rammte ihn in den Leib der Drachin.
    Explosionsartige Schmerzen brachen über Sedric herein. Sie stachen ihm in die Schulter, und plötzlich wurde sein linker Arm taub. Er stolperte, sein Fuß rutschte in den Zwischenraum zwischen zwei Stämmen, und er stürzte. Nur sein hastiger Griff nach einem Ast verhinderte, dass er ganz unterging. Dabei biss er sich auf die Zunge, und eigenartigerweise vertrieb der neue Schmerz den anderen. Der Stamm schwankte heftig, aber Sedric gelang es, das Bein darüberzuschwingen und sich aus dem Wasser zu ziehen. Panisch sah er sich um. Alles geschah zu schnell.
    Relpda stieß einen schrillen Schrei aus. Der Fischspeer steckte in ihr, und leuchtend rotes Blut floss in Strömen über ihre geschuppte Schulter. Sie schlug mit den halb ausgebreiteten Schwingen und ruderte schwach mit den Beinen, um nicht vollends von dem Stamm zu rutschen. Auch der Jäger lag im Wasser. Sie musste ihn mit den Flügeln getroffen und heruntergestoßen haben. Gut. Doch Jess hatte bereits wieder an einem Stamm Halt gefunden und war dabei, sich hochzuziehen. Gleich wäre er wieder auf dem Teppich aus Treibholz, und Sedric wusste, dass er keinen Zweikampf mit dem Kerl wagen konnte. Denn der Jäger war zu groß, zu stark und hatte zu viel Erfahrung. Eine Waffe, eine Waffe! Das Beil! Das Beil neben dem Boot.
    Sedric tänzelte über die schwankenden Hölzer und raste panisch auf das Boot zu. Wäre er vor Angst nicht kopflos gewesen, wäre er auf Händen und Füßen über die Stämme gekrochen. Aber mit dem drohenden Tod vor Augen sprang und hüpfte er wie eine angesengte Katze über das wankende, rollende Holz, sprang in großen Sätzen von Stamm zu Stamm. Augenblicklich schien Jess Sedrics Absicht erraten zu haben, denn er zog sich aus dem Wasser und hetzte ihm fluchend, spuckend hinterher. Zweimal rutschte der Jäger zwischen den Stämmen hindurch und musste sich wieder hochziehen. Dennoch gelang es ihm, urplötzlich zwischen Sedric und dem kleinen Boot aufzutauchen. In der triefenden Hand hielt er ein Messer. Auch aus seinem Haar troff Wasser, das ihm übers geschuppte Gesicht strömte. »Ich schlitze dich auf, verteile deine Gedärme auf diesen Treibholzstecken und lasse dich hier verrecken«, drohte er.
    Es tut mir leid. Bitte bringt mich nicht um. Ich will doch nur leben. Und ich konnte nicht zulassen, dass Ihr sie tötet. Durch seinen Kopf schossen hundert Dinge, die er hätte sagen können, aber sie erschienen ihm alle zwecklos.
    »Flieh! Flieh!«, rief ihm die Kupferne zu. Die Idee erschien ihm ausgezeichnet, und sie stand in vollkommenem Einklang mit seinem eigenen Impuls, doch wagte er nicht, dem Jäger den Rücken zuzukehren. Wenn er sterben musste, sollte es wenigstens nicht mit einem Messer im Kreuz sein. Ein lautes Platschen drang zu ihm herüber, als Relpda von dem Stamm abrutschte und unterging. Kalt, nass, dunkel, keine Luft. Einen Moment

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