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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Sedrics Hals. Sedric fasste nach Jess’ geschuppten Handgelenken, die sich kalt, feucht und schlüpfrig anfühlten. Seine Finger glitten an ihnen ab. Der Kerl stieß ihn hinunter, quer über die Bank in der Mitte des Boots, und mit dem Holz im Rücken wurde er unerbittlich ins brackige Kielwasser gehalten. Er ruderte verzweifelt mit den Füßen, aber damit trat er nur leere Luft. Dann krallte er die Finger in Jess’ Gesicht, aber der Jäger schien völlig schmerzunempfindlich und unangreifbar zu sein.
    Sedric gab die Versuche auf, Jess etwas entgegenzusetzen oder sich auch nur zu verteidigen. Er wollte nur noch entkommen. Seine rudernden Hände tasteten nach dem Bootsrand. Mit einer konnte er danach greifen, und er versuchte, sich unter Jess hervorzuziehen. Doch dessen Hände umschlossen seinen Hals unerbittlich, und sein Gewicht drückte ihn nieder.
    Nie zuvor hatte Sedric sich so wehrlos gefühlt.
    Zumindest nicht seit dem letzten Mal, als Hest ihn niedergehalten und lachend gesagt hatte: »Ich entscheide, wie wir es machen. Dir wird es schon gefallen. Es gefällt dir doch immer.«
    Aber das tat es nicht. Nicht jedes Mal. Und plötzlich überkam ihn all die Wut, die er Hest gegenüber empfunden hatte, dem seine Gefühle egal waren und der ihm lachend Gewalt antat. Im selben Moment ertastete seine verzweifelt tastende Hand den Stiel des Beils.
    Es steckte fest in dem Stamm, der neben dem Boot trieb. Doch Wut und Verzweiflung verliehen Sedric neue Kraft. Krampfartig riss er daran. Ruckartig kam das Beil frei und ohne dass es seine Absicht war, schlug die Klinge mit dem stumpfen Ende gegen Jess’ Kopf.
    Der Schlag betäubte den Jäger weniger, als er ihn überraschte. Seine Hände ließen locker und wie durch einen roten Nebel sah Sedric, dass Jess den Kopf zur Seite drehte, als halte er nach einem unerwarteten Feind Ausschau. Wehr dich! Wehr dich! Die zornigen Gedanken des Drachen verliehen ihm Kraft. Wieder holte er aus, zwar etwas ungeschickt, aber diesmal absichtlich und mit Macht. Das Beil prallte gegen das Kinn des Jägers, das mit einem lauten Krachen zur Seite wegflog. Jess schrie auf. Sedric holte tief Luft und versuchte, ein zweites Mal Atem zu schöpfen. Jess stieß irgendwelche Laute aus, aber Sedric klirrten die Ohren und Jess’ Sprechvermögen wurde von einem weiteren Beilhieb zunichtegemacht. Plötzlich hörte Sedric sich selbst krächzen: »Ich bringe dich um! Ich bringe dich um!«
    Ich bringe ihn für dich um, kam ein echsenhaftes Echo zurück.
    Ein letzter Schlag traf den Jäger zwischen den Augen, und das betäubte ihn nun doch. Sedric warf das schwere Beil ins Boot. Er stieß Jess kräftig von sich, bis der Kerl mit einem Ächzen von ihm herunter-und beinahe über den Bootsrand rollte. Doch der Jäger war nur einen Augenblick lang bewusstlos. »Du Mistk…!«, krächzte er. Er holte aus, und Sedric sah eine breite Faust auf sich zurasen.
    Dann erschütterte ein mächtiges Platschen das Boot. Relpdas Kopf schoss durch den Treibholzteppich und schwebte einen Augenblick über dem Boot. Jäger fressen, verkündete sie und neigte den Kopf. Nie zuvor hatte Sedric den Schlund eines Drachen gesehen. Die Drachin riss die Kiefer unglaublich weit auf, sodass er hineinblicken konnte, die ungeheuren Schluckmuskeln in ihrem Rachen erkannte und die Reihe scharfer, nach innen gebogener Zähne sah. Ihr Maul stülpte sich über Kopf und Schultern des Jägers – wie wenn ein Wilderer einen Hasen in seinen Sack stopft. Kurz erhaschte Sedric einen Blick auf Jess’ Augen, die so weit aufgerissen waren, dass fast nur das Weiße zu sehen war. Dann klappte Relpda die Kiefer zusammen.
    Das Geräusch, das erklang, war das Splittern von Knochen und das Zermahlen von Fleisch. Relpda hob den Kopf und reckte das Maul in die Höhe. Mit einem zweifachen Rucken des Kopfes schluckte sie.
    Jess’ blutige Hüften und Beine schlugen neben Sedric im Boot auf. Von Grauen erfasst versetzte Sedric dem halben Kadaver einen Tritt, sodass die Hüfte über Bord ging, gefolgt von den nachschleifenden Beinen. Relpda kreischte meckernd auf und tauchte hinterher. Dabei verursachte sie Wellen, die das Boot heftig zum Schaukeln brachten. In seinem Rumpf mischten sich Blut und Wasser und schwappten um das Beil herum.
    Sedric beugte sich über den Bootsrand und sah ihr nach. »Das ist nicht wirklich passiert«, redete er sich ein. Er hielt sich den Handrücken vor den Mund, nahm ihn aber gleich wieder weg, denn er war blutverschmiert. Dann

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