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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Einbruch der Nacht erledigen müssen.«
    »Nicht, dass wir eine Wahl hätten«, stellte Boxter fest.
    »Thymara, brauchst du Hilfe beim Sammeln?« Nortel schleuderte ihr die Frage beinahe wie eine Herausforderung entgegen.
    »Ich habe Tats, falls ich Hilfe brauche«, gab das Mädchen zurück.
    »Ich kann besser klettern als er«, versicherte Nortel.
    »Das glaubst auch nur du«, versetzte Tats augenblicklich. »Ich kann ihr bei allem helfen, was nötig ist.«
    Thymara sah von Tats zu Nortel, und ihr Blick verfinsterte sich. Kurz schienen sich ihre Schuppen deutlicher abzuheben. Dann sagte sie trocken. »Um ehrlich zu sein, brauche ich wohl von keinem von euch Hilfe. Tats kann trotzdem mit mir kommen, wenn er will. Ich breche sofort auf, solange es noch hell ist.«
    Noch während sie sprach, stand sie mit einer mühelosen, fließenden Bewegung auf. Ohne noch einmal zurückzuschauen, schritt sie auf den Wald zu. Alise schien es fast, als tanze sie über die schwimmenden Stämme, die sie von den ersten Bäumen trennten. Als sie diese erreicht hatte, kletterte sie flink wie eine Eidechse an ihnen hinauf. Tats folgte ihr, doch hatte er Mühe, mit ihrem Tempo Schritt zu halten und mit seinen normalen Menschenhänden an der Rinde Halt zu finden.
    Als auch Nortel aufstand, sagte Greft: »Nortel, wir könnten dich hier beim Bau des Feuerfloßes gebrauchen.«
    Nortel erstarrte. Knapp erwiderte er: »Ich habe vor, nach Essen zu suchen.«
    »Sieh zu, dass du wirklich nur nach Essen suchst. Wir sind eine kleine Gruppe, Nortel. Wir dürfen untereinander keinen Streit anfangen.«
    »Sag das zu Tats«, entgegnete er und ging davon. Er wählte einen anderen Baum zum Aufstieg, aber dennoch machte Alise sich plötzlich Sorgen um Thymara und wäre ihr am liebsten gefolgt. Mit der Gruppe war eine Veränderung vor sich gegangen, aber sie war sich nicht sicher, was es war. Sie sah Greft an, aber der erwiderte ihren Blick nicht. Stattdessen sagte er: »Heute ist es klar, und die Nacht wird es voraussichtlich auch sein. Aber wie das Wetter morgen sein wird, kann man nicht wissen. Es ist so schon ungemütlich genug, auch wenn wir nicht nass sind. Lasst uns probieren, ob wir einen Unterstand bauen können.«
    Alise kam sich vor, als wäre sie mitten in die innersten Angelegenheiten einer weitverzweigten Familie geraten, die sie nicht gut kannte. Hier gingen Dinge vor sich, von denen sie nichts geahnt hatte, und sie fragte sich auf einmal, welche Stellung sie als Eindringling darin hatte. Einzig Thymara glaubte sie ein bisschen zu kennen. Sie sah zu Sylve hinüber, denn das Mädchen hatte sie wenigstens einmal angelächelt. Als spürte diese den Blick der älteren Frau, wandte Sylve sich zu ihr um und sagte leise: »Lasst uns das Feuerfloß bauen.«
    »Sagt ihr, dass sie mir den Kopf entgegenstrecken soll!«, bellte Jess ihn an. Er hockte auf dem Ende des Stamms und hielt seine behelfsmäßige Schlinge bereit. »Ich kann ihr die nicht umlegen, wenn sie mir mit dem Kopf nicht noch ein Stück näher kommt.«
    Der Stamm, auf dem Sedric stand, schwankte ein wenig, und kurz schwindelte ihn. Er betrachtete die Schlinge und versuchte, zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen. Ruckartig schüttelte er den Kopf, um sich aus dem seltsam unentschlossenen Zustand zu reißen, in den die Drachin ihn versetzt hatte. Einfach nur ein Ende machen. Sie wäre tot, und er hätte seinen Kopf wieder ganz für sich und obendrein ein Vermögen in der Tasche. Dann hätte er auch Hest wieder. Falls er ihn nach alldem noch wollte.
    Dieser Gedanke erschreckte ihn. Natürlich wollte er Hest. Er hatte Hest immer begehrt, oder etwa nicht? Ging es bei alldem nicht einzig um Hest und um die Liebe, die er für ihn empfand? Er räusperte sich. Um die Liebe, die er empfand …
    »Relpda.«
    Sie richtete den kreisenden Blick auf ihn.
    Jess gab der Schlinge noch etwas mehr Seil. Jetzt begriff Sedric, was er vorhatte. Ihr die Schlinge umzulegen, das Seil festzurren und sie töten. Das wäre weder besonders leicht noch würde es sauber ablaufen. Relpda würde vor ihrem Tod begreifen, dass sie verraten wurde. Und er würde zu ihren körperlichen Schmerzen auch noch die Schmerzen über den Verrat fühlen, ihre Wut und ihre Vorwürfe. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Und als Dank dafür würde er Gewinn aus ihrem Tod schlagen?
    Das war ein zu hoher Preis. Das war Hest nicht wert.
    Der Schock dieser Erkenntnis ließ ihn zusammenzucken. Doch er hatte keine Zeit, darüber

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