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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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ausgezeichnet.
    Favor war ins Gespräch mit ihrer teiggesichtigen alten Tante vertieft, die in ihrer matronenhaften Aufmachung, einem braunroten unförmigen Abendkleid, auf ihrem Kopf eine Schlange und einem halb durchsichtigen Schleier vor ihrem Mund, mehr denn je einem Pudding ähnelte, aber -bei Gott - ganz offensichtlich Cleopatra darstellen wollte.
    Carr winkte einen Lakai zu sich, der ein Tablett mit punschgefüllten Gläsern trug. Es war an der Zeit, sich des Problems anzunehmen, das seine tote - und trotzdem erstaunlich aufmüpfige - Ehefrau aufwarf. Er zog das Glasfläschchen hervor, das Palas Elixier enthielt und leerte es in ein Glas. Dann nahm er es vorsichtig, um nichts zu verschütten, und bahnte sich seinen Weg durch die Menge.
    „Mrs. Douglas“, begrüßte er die ältliche Dame, als er bei den beiden Frauen ankam. Er wandte sich Favor zu und neigte seinen Kopf. „Miss Donne.“
    Sie hatte ihn kommen sehen. Die Maske, die sie über ihren Augen trug, verhüllte nicht, wie ihre sinnlich volle Unterlippe vor Widerwillen fest wurde und alle Weichheit verlor. Bevor der neue Tag anbrach, würde er an dieser aufreizenden Lippe geknabbert haben, das schwor er sich, und sie würde dazu vor Wollust stöhnen.
    „Lord Carr!“ Die Tante kicherte in ihre dickliche, behandschuhte Hand. „So eine extravagante Soiree! Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. “
    „Noch dürfen wir hoffen, so etwas noch einmal zu sehen“, bemerkte Favor süßlich, und dann, als Antwort auf das entsetzte Aufkeuchen ihrer Anstandsdame, fuhr sie fort: „Wie könnte ich? Wie könnte irgendetwas diesem . . . diesem hier gleichkommen?“ Sie deutete auf einen Satyr, der eine kreischende Lucrezia Borgia verfolgte. „Ich würde mir nie träumen lassen, jemals wieder so etwas zu erleben.“ Carr lächelte. „Ihr könntet sehr wohl so etwas und mehr erleben, Miss Donne, wenn Ihr mich weiterhin mit Eurer Gegenwart beehrt.“
    „Aber das ist wohl höchst unwahrscheinlich, nicht wahr?“ warf die Tante bedauernd ein. „Wie sehr meine liebe Nichte sich das auch wünschen mag.“
    „Wie meint Ihr das, meine liebe Mrs. Douglas?“
    „Ihr werdet doch in Kürze nach London aufbrechen, so sagen es wenigstens die Gerüchte, und wir werden uns gezwungenermaßen auf Thomas' Landsitz zurückziehen. Ohne meinen Neffen könnten wir niemals nach London aufbrechen, und der Himmel allein weiß, wie lange der liebe Junge noch fort sein wird. Es könnten Monate oder sogar Jahre vergehen, ehe er zurückkehrt.“
    „Ich verstehe.“ Er starrte Favor in die von Schatten verhüllten Augen. „Vielleicht kann ich trotzdem einen Weg finden, Miss Donnes Gesellschaft weiterhin zu genießen. “ Er hörte, wie die Tante scharf die Luft einsog, eine Reaktion, die er gehofft hatte, Favor zu entlocken. Sie musste doch wissen, dass er von Heirat sprach. Und selbst wenn sie derzeit seine Gegenwart betrüblich fand, sollte Janet nicht die wenig begeisterte Reaktion des Mädchens mit ihrer eigenen überwältigenden Freude über den angedeuteten Heiratsantrag verdrängt haben?
    Stattdessen war Favor wie erstarrt. Mit gerunzelter Stirn suchte Carr nach einer Antwort. Glücklicherweise musste er sich nicht lange den Kopf zerbrechen. Sie wagte es ganz einfach nicht zu glauben, dass sie ihn richtig verstanden hatte. Sie war völlig verblüfft und sprachlos von der Ehre, die er ihr erwies.
    Dessen eingedenk, würde er ihr ihren Mangel an Begeisterung vergeben.
    „Miss Donne, ich glaube, ich habe noch nicht erwähnt, wie wundervoll Ihr heute ausseht. Ich habe Euch von der anderen Seite des Raumes aus gesehen, und es ist mir sofort aufgef allen. Doch dies hier . . .“, er deutete auf den barbarischen arisaid, „scheint mir reichlich warm. Darum habe ich Euch zur Erfrischung etwas Punsch mitgebracht.“
    Er hielt ihr das Glas hin.
    „Danke schön“, erwiderte Favor schüchtern, und streckte die Hand aus, doch urplötzlich besann sie sich eines anderen und zog sie wieder zurück. Ihr Lächeln wurde neckisch. Sie wich einen Schritt zurück und ließ ihn stehen, die Hand mit dem Glas immer noch ausgestreckt.
    „Wartet eine Minute, Sir, bevor ich Euer freundliches Angebot annehme. Sagt mir .. .“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften und nahm eine reizende Pose ein, „könnt Ihr mir sagen, wer ich bin?“
    Verfluchtes junges Ding! Er wollte doch nur, dass sie das verdammte Glas nahm und austrank.
    „Nein“, erwiderte er so freundlich, wie es ihm möglich war.

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