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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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ihren tot geborenen kleinen Bruder zur Welt gebracht hatte. Dort hatte sie ihr eigenes Leben gelassen und Favor mit dem schicksalhaften Auftrag betraut. Das leise Rauschen des jetzt stärker herabfallenden Regens konnte die schwache Stimme ihrer Mutter nicht übertönen.
    „Sie töten meine Söhne!“ Sie hatte ihre Hand genommen, aber ihr Griff war schon schwach und ihre Haut heiß und trocken. „Du musst sie aufhalten, Favor. Es gibt niemanden außer dir. “
    „Wie denn?“
    „Ich weiß es nicht!“ hatte ihre Mutter heftig hervorgestoßen. „Aber du musst es tun. Wenn sie Carrs Sohn umbringen, wird der König niemals meinen eigenen gegenüber Gnade walten lassen. Sie werden noch vor Monatsende geköpft und gevierteilt werden, und alles Flehen und Bitten deines Vaters wird vergeblich bleiben. Geh, Favor. Halte sie auf. “
    Und das hatte sie getan.
    „Weißt du jetzt, wo wir sind?“ Muiras Stimme hatte ihre Wildheit verloren, war beinahe sanft geworden. Sie ließ Favors Arm los und schritt, sich wie ein Muslime in Mekka mit ehrfürchtigem Erstaunen umblickend, über den schlammigen Boden.
    „Dort drüben, da ist Cam McClairen gestorben“, sagte sie, auf eine Stelle deutend. „Der Felsen da hat seinen Kopf zerschmettert, als er von dem Schlag eines Soldaten getroffen fiel.“
    Sie wandte sich um, und ihre Röcke wirbelten dabei so fröhlich wie die eines Mädchens, das sich übermütig im Kreise dreht. „Und dort, das ist die Stelle, wo mein Bobbie getötet wurde. Er war mein Jüngster, immer so tollpatschig, dass er ständig über seine eigenen Füße stolperte.“
    Sie lächelte Favor in einem bizarren Zerrbild von Kameradschaftlichkeit zu, als wären sie zwei Frauen, die sich über die liebenswerten Schwächen ihrer Familienmitglieder unterhielten. „Er hat eine Bleikugel in den Kopf bekommen.“ Sie schürzte die Lippen und nickte nachdenklich. „Wenigstens starb er schnell, nicht wie sein Vater. Der bekam den Bauch aufgeschlitzt, und es dauerte drei Tage, bis seine Qualen beendet waren.“
    Favors Magen hob sich, ihr war schlecht davon, wie Muira unbekümmert über die grässlichen Erinnerungen sprach, die sie teilten: schreiende Männer, angstvoll wiehernde Pferde, Blut, das im Licht der Fackeln schimmerte, und der reine weiße Schnee, der in der Ferne auf den Bergen glitzerte.
    Muira kehrte zurück und schlang Favor einen Arm um die Taille. Mit leichtem Druck zwang sie sie, mit ihr zu dem Torbogen unterhalb des Turmes zu gehen. „Hast du gesehen, wer gestorben ist, und wer nicht? Wer so viel austeilte, wie er einsteckte? Ich wäre geblieben und hätte gekämpft, aber sobald wir die Rotröcke kommen sahen, drängten uns die Männer in den Burggraben, damit wir uns dort verstecken.“
    Sie legte ihren Kopf schief. „Ich konnte nicht viel erkennen. Aber du ... du warst die ganze Zeit mitten im dichtesten Kampfgetümmel und hast wie eine Klette an dem Merrick-Jungen gehangen. Ich wollte immer wissen, ob unsere Männer sich tapfer geschlagen haben. Haben sie?“ „Das kann ich nicht sagen“, flüsterte Favor heiser, während sich vor ihrem geistigen Auge Bilder des Schreckens abspulten.
    Muira nickte verständnisvoll. „Aye. Es war dunkel und so rasch vorbei, und außerdem kanntest du keinen der Männer, nicht wahr?“
    Sie blieb kurz vor dem Torbogen stehen. Favor begann am ganzen Körper zu zittern. Muira schien nichts davon zu bemerken; sie runzelte die Stirn. „Jamie? War es Russell, der hier erschlagen wurde? Weiß Gott, ich werde wahrlich alt, denn ich kann mich nicht mehr entsinnen, ob es Russell oder Gavin Fraser war. Es war Russell, oder?“
    „Aye“, rief Jamie zurück. „Russell.“
    Muiras Miene hellte sich erfreut auf. „Dann fange ich doch nicht an zu vergessen“, sagte sie und zog Favor wieder mit sich. „Jamie war auch hier, wusstest du das? Weil er so groß und kräftig war, hatten sie ihm die Aufgabe gegeben, die Tiere zu halten. Aber als die Rotröcke kamen, wurden die Pferde wild, gingen durch und trampelten Jamie Craigg einfach nieder. Er kam erst nach ein paar Tagen wieder zu sich. In meinem Haus.“
    Ihre Knie fühlten sich weich und schwach an. Der Schlamm sog sich an ihren Schuhen fest, während sie vor-wärts stolperte. Feuchtigkeit legte sich auf ihren unbedeckten Kopf, durchweichte ihre Haare, perlte auf ihrer halb erfrorenen Haut und rann ihr über die Wangen.
    „Ich habe alles hier“, vertraute ihr Muira an und tippte sich mit ihrer freien Hand an die

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