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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Kleidern für mich zu packen, Gunna. Ich werde morgen nach London aufbrechen.“
    Gunna unterbrach ihre gegenwärtige Tätigkeit, die darin bestand, Fia beim Ablegen ihres Tageskleides zu helfen. „Ich wusste nicht, dass die Pläne Eures Vaters so schnell Früchte tragen“, bemerkte sie verwundert. „Trotzdem, wie könnte er so rasch von hier abreisen? Es gibt noch so viel zu tun!“
    „Carr weiß nichts davon, dass ich schon nach London fahre“, erwiderte Fia gleichgültig. „Ich werde bei Lady und Lord Wente wohnen. Sie waren so freundlich, mich auf unbegrenzte Zeit als Gast in ihr Haus einzuladen.“
    Sie löste die Bänder an ihrer Taille, und ihre Unterröcke fielen zu Boden. „Natürlich“, sagte sie, „fürchte ich, hat die Tatsache, dass Lord Wente, wie allgemein bekannt ist, bei Tunbridge in der Schuld steht, mehr mit der großzügigen Einladung zu tun als mein eigener unwiderstehlicher Charme. Aber sei das, wie es wolle, ich habe vor, ihre Einladung anzunehmen. Wenigstens bis ich meine eigenen Angelegenheiten geordnet habe und mich selbst irgendwo niederlasse. Dann werde ich dich nachkommen lassen, Gunna.“
    Die Kühle wich aus ihrer Miene, und ein Hauch menschlicher Wärme verdrängte den harten Glanz aus ihren Augen. „Ich verspreche dir, es wird nicht lange dauern.“
    „Ich verstehe nicht“, sagte Gunna, während sie mit zitternden Fingern Fias Korsett löste. „Eure Angelegenheiten ordnen? Selbst niederlassen? Ihr seid ein Mädchen, Fia, keine Frau.“
    „Oh, Gunna“, entgegnete Fia, „ich bin doch nie ein ,Mädchen gewesen, und das weißt du selbst nur zu gut.“ „Aber das gehört sich nicht! Ihr könnt Euch nicht al-lein irgendwo niederlassen. Der Earl wird darauf bestehen, dass Ihr bei ihm wohnt. Er würde nie etwas anderes zulassen. Ich . . .“ Sie zögerte, die Hälfte ihres Gesichtes, die unbedeckt war, zeigte eine besorgte Miene. „Ich weiß noch nicht einmal, ob er mir gestatten wird, nach London zu kommen.“
    Der Anflug von Verletzlichkeit verschwand von Fias Zügen und ließ kühle Beherrschung zurück. „Ich werde mich um Carr kümmern, Gunna. Ich werde mich um alles kümmern: das Haus, das benötigte Geld und deine Anreise.“
    Gunna hatte keine andere Wahl, als ihr zu glauben. Fia hatte nie in ihrem Leben leere Versprechungen gemacht. „Aber warum? Warum nicht warten?“
    Einmal mehr konnte sie einen flüchtigen Augenblick lang das junge Mädchen sehen, das Fia hätte werden können, das sich manchmal, unendlich traurig, hinter der ebenmäßigen, hinreißend schönen Fassade zeigte. „Weil ich Tragödien so satt habe, dass ich nicht hier bleiben will, um die mit anzusehen, die sich bald schon entfalten wird.“

27. KAPITEL
    Favor steckte die schwere Wolldecke fest, die über ihren Beinen lag, und schaute mit benommener Befriedigung nach oben, wo sich über den Burgzinnen dunkle Sturmwolken drohend ballten. Sie glaubte wirklich nicht, dass sie einen strahlend schönen, klaren Tag ertragen könnte.
    Missmutig winkte sie einen Diener an ihre Seite und deutete auf das leere Glas auf dem Tischchen aus geschmiedetem Eisen, das vor ihrem Stuhl stand. Er füllte es von neuem aus der Flasche darauf, verbeugte sich und ging. Favor hob das Glas mit beiden Händen an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck daraus, bevor sie es mit unsicherer Hand wieder an seinen Platz zurückstellte.
    Auf dem Burghof, den man für einen Imbiss am späten Nachmittag hergerichtet hatte, als der Tag noch schöner zu werden versprach, hielten sich nur wenige Menschen auf. In der Tat schien es Favor, dass die Burg sich in Windeseile entvölkerte. Überall waren Leute damit beschäftigt, Vorbereitungen zu treffen, diesen Ort zu verlassen. Gottes Segen mit ihnen.
    Die Übriggebliebenen saßen in kleinen Gruppen an Tischen, wärmten sich die Hände an zierlichen Porzellantassen, gefüllt mit Tee oder Kaffee, während Favor versuchte, eine viel tiefer gehende Kälte mit einem weitaus kräftigeren Trank zu vertreiben. Sie saß allein, ihr Tisch stand ein kleines Stück von den anderen entfernt, und ihre Miene musste jeden, der sich ihr nähern wollte, entmutigen.
    Alles war genau so, wie sie es sich wünschte. Sich zu betrinken, so hatte Favor entschieden, war eine Beschäftigung, der man sich allein hingab. Sie nahm das Glas einmal mehr auf, kippte sich dessen Inhalt in den Mund und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als sie schluckte.
    „Hilft es?“
    Eine Welle der Verzweiflung erfasste Favor,

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