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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Knacken der Flammen, das ihnen folgte, klang wie verrücktes Gelächter. Sie stürzten durch die Tür in den Turm und fanden sich in völliger Finsternis wieder, stolperten und fielen fast die engen, sich spiralförmig nach unten windenden Stufen hinunter in ihrer Eile, das Hauptstockwerk zu erreichen. Muira hatte ihre Sache gut gemacht; Wanton's Blush war eine flammendes Inferno.
    Die ganze Burg stand in Flammen, angezündet von einer Verrückten. Carr schleppte sich Schritt um qualvollen Schritt den Flur entlang, auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer.
    Seine Augen waren beinahe völlig zugeschwollen. Ein roter Schleier waberte vor ihnen und behinderte seine Sicht, die mal schärfer und mal verschwommener war. Seine Nase war gebrochen, und in seinem Kopf dröhnte es. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Seite mit jedem Atemzug, den er nahm. Er beachtete den Schmerz nicht, so wenig, wie er einen Gedanken an die viel schlimmer schmerzende Tatsache verschwendete, dass sein Sohn ihn hereingelegt hatte -mit Hilfe dieses kleinen schottischen Luders.
    Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Die Luft auf der Treppe flimmerte schon vor Hitze, das Vorzeichen der Feuersbrunst, die in Kürze auch den Haupttrakt erreicht haben würde.
    Die wenigen Gäste, die noch hier waren, stürzten aus ihren Zimmern, in denen sie sich letzten Ausschweifungen vor ihrer Abreise hingegeben hatten, benommen und verwirrt wie Lemminge auf den Klippen. Sich wild nach Rettung umsehend, standen sie wie versteinert da, formten mit den Lippen irgendwelche Albernheiten und flehentliche Bitten um Hilfe. Carr beachtete sie nicht. Ein paar seiner Lakaien riefen nach Wasser. Was für Narren! Selbst alles Wasser der Welt konnte Wanton's Blush jetzt nicht mehr retten.
    Es gelang ihm, bis zur Tür seines Arbeitszimmers zu kommen. Mit seinen dick angeschwollenen Händen tastete er unbeholfen in seinen Taschen nach dem Schlüssel, zog ihn ungeschickt hervor und steckte ihn ins Schloss. Ein Brüllen wie aus den Kehlen der Höllenhunde ertönte über ihm. Plötzlich brach die Decke ein paar Schritt hinter ihm ein. Feuer breitete sich aus mit der Gewalt des Atlas, der von den Ketten befreit wurde, von der brennenden Holzdecke sprangen die Flammen über auf die kostbaren Wandteppiche und goldgerahmten Meisterwerke, die sie gierig verschlangen.
    Carr biss in hilflosem Zorn die Zähne zusammen und stieß die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf, ließ sie hinter sich wieder ins Schloss fallen. Er hatte nur wenig Zeit. Weniger als wenig. Schwerfällig schleppte er sich durch den Raum zu dem reich verzierten Kaminsims und fuhr, die Zähne zusammenbeißend, mit seinen Fingernägeln in eine kaum sichtbare Spalte unter einem Stein und zog ihn heraus. Er schob seine Hand in die Öffnung, die sich dahinter auftat, und tastete umher, bis sich seine Finger um eines der Bündel in dem Versteck schlossen. Er zog einen Packen Papiere hervor und verstaute ihn in seinem Hemd.
    Dann blickte er über seine Schulter zur Tür. Rauch quoll in dünnen, unglaublich zarten Schwaden darunter vor, fand neugierig seinen Weg in diesen Raum. Carr drehte sich wieder um, steckte hastig den Stein, den er noch in einer Hand hielt, wieder an seinen Platz. Dann humpelte er eilig zu seinem Schlafzimmer, das nebenan lag, in der Absicht, wenigstens das Gold zu retten, das er in der Truhe unter Janets Porträt aufbewahrte. Bei dem Gedanken an Janet verzog sich sein Mund zu einem höhnischen Grinsen, und seine aufgeplatzte Unterlippe durchfuhr dabei ein scharfer Schmerz. Er griff nach der Türklinke und drückte sie nach unten, stieß die Tür auf.
    Der Anblick, der sich seinen Augen bot, ließ ihn zurückstolpern; er keuchte auf und fasste sich entsetzt an die Brust.
    Janet stand unter ihrem Portrait.
    Sie stand halb abgewandt; ihre Gestalt zeichnete sich vor dem Schein des Feuers ab, das wie von ihm befohlen immer in seinem Kamin brannte. Er konnte ihr Profil genau erkennen, sie hielt die Hände an ihrer Taille gefaltet und hatte ihren Kopf gehoben, so als betrachtete sie das Bild; ein kleines Lächeln kräuselte ihre zarten Lippen.
    „Nein!“ flüsterte er.
    „Geh jetzt, Ronald.“ Ihre Stimme schien aus seinem eigenen Kopf zu kommen, so laut dröhnte sie darin, und doch hatte sie gleichzeitig leise und unerbittlich gesprochen. Sie drehte sich nicht um, um ihn anzusehen. Ihre Gestalt verschwamm ein wenig, wurde wieder klarer. „Geht jetzt sofort.“
    Sie war gekommen, um ihn zu retten.
    Und Ronald

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