Raine der Wagemutige
.“, sie machte eine Pause, um die Wirkung zu verstärken, „Thomas war noch nie ein großer Kämpfer. Den Anblick von Blut erträgt er nicht. Er verließ das Moor, als der Kampf begann.“
Sein plötzliches Lachen veranlasste sie, die Augen aufzuschlagen und ihn unter zusammengezogenen Brauen finster anzufunkeln. Er grinste breit, und seine Zähne blitzten im Halbdunkel weiß auf. „Gott behüte, Ihr könntet eine Katze zum Bellen bringen, kleine Lügnerin. “
„Habt Ihr denn kein Zartgefühl?“ verlangte sie zu wissen, ihr Heil in Unverschämtheit suchend. „Ich habe Euch gerade eben die Schande meines Bruders gestanden.“
„Die darin bestand, dass er von dem Schlachtfeld geflohen ist, weil er den Anblick von Blut verabscheut?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, Ihr werdet Euch etwas Besseres einfallen lassen müssen, Liebste, besonders wenn Ihr vorhabt, Eure Geschichte in der Richtung weiterzuspinnen, dass derselbe feige Bruder ein berüchtigter Schmuggler wird. Es sei denn La Bete versteckt sich unter Deck, wann immer er Gefahr läuft, einen Tropfen Blut zu sehen.“
„Macht Euch nicht lächerlich“, fuhr sie ihn an, und Verdruss verdrängte ihre Furcht.
„Dazu besteht keine Veranlassung, da Ihr für uns beide lächerlich genug seid. “
„Ich schere mich keinen Deut darum, ob Ihr mir nun glaubt..."
„Oh, das solltet Ihr aber besser“, unterbrach er sie ruhig und weckte damit wieder ihre Furcht.
Sie schluckte. „Thomas leitet das Schmuggeln aus dem Hintergrund, so dass es kein Blutvergießen geben wird. Letztes Jahr haben die Franzosen dann versucht, ihn zu fassen. Sie haben eine Belohung für jeden Hinweis ausgesetzt, der zu seiner Ergreifung führt.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand den Behörden von mir berichten würde. Wir wollten nicht, dass die Menschen, die mich so freundlich aufgenommen und mir ein Heim geboten hatten, unseretwegen in Schwierigkeiten gerieten. Darum ersann Thomas einen Plan, mit dessen Hilfe ich entkommen konnte. Wir brauchten nur einen Lockvogel für die Soldaten.“
„Mich. Und dabei dachte ich immer, ich schuldete dem unschätzbaren Jacques einen Besuch. Wo ist Euer hünenhafter Freund derzeit?“
„Er ist hier, und sein Name ist Jamie. Er ist mein. .. meines Bruders Kutscher.“
„Wie überaus glücklich kann Euer werter Bruder sich schätzen, einen so vielseitig begabten Kutscher in seinen Diensten zu wissen.“
„Er hatte nichts mit Eurer . . . Lage zu tun. Er befolgte lediglich Anweisungen“, sagte sie, während sie vor ihrem geistigen Augen Jamie und diesen großen, sehnigen Mann in einen tödlichen Kampf verwickelt sah.
„Macht Euch keine Sorgen, meine Süße, ich werde Eurem zahmen Bullen kein Leid antun. “
Sie atmete erleichtert auf. Seine Miene wurde wieder ausdruckslos. „Aber sagt mir, wo ist eigentlich Euer geschäftstüchtiger Bruder? Ich bin ganz erpicht darauf, seine Bekanntschaft zu machen.“
„Er ist in Übersee.“
„Um noch mehr Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen? Also warum seid Ihr ohne ihn hier?“
Wenn sie dicht bei der Wahrheit bliebe, konnte es ihr vielleicht gelingen, ihn dazu zu bringen, sie in Ruhe zu lassen, wegzugehen und sich seinen Angelegenheiten . . . was hatte er eigentlich hier zu suchen? „Mein Bruder mag allgemein für einen reichen Mann gehalten werden, aber das ist er nicht. Wir sind nicht reich. Und genauso wenig ist es unser Clan. Genau genommen ist meine ganze Familie sehr, sehr arm.“
„Ja?“ erkundigte er sich abwartend.
„Ich bin hier, um. . . um das Vermögen des Clans wiederherzustellen.“ Damit kam sie der Wahrheit näher, als ihr lieb gewesen wäre.
„Vermögen? Wollt Ihr damit andeuten, Miss Donne, dass Ihr Eure Netze in den Wassern des Heiratsmarktes auswerfen wollt? Hier?“ Seine Stimme verriet deutlich seine Skepsis. „Auf Wanton's Blush? Nun, originell seid Ihr, das muss man Euch lassen. Nicht viele errötende Debütantinnen würden auf die Idee verfallen, hier nach einem Ehemann zu suchen.“
„Wo sonst sollte jemand wie ich hingehen? Ein schottischer Niemand ohne Land, Familie oder Beziehungen, um mich zu empfehlen?“ entgegnete sie hitzig, da er sie gezwungen hatte, etwas zu sehen, vor dem sie bislang die Augen verschlossen hatte. Selbst wenn ihre Zukunft ihr selbst gehörte, wo würde es für jemanden wie sie wenigstens ein bescheidenes Glück geben?
„Nur auf Wanton's Blush kann ich hoffen, einen Verehrer zu finden, der meiner Herkunft
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