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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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aufzuhalten. Ehrt ihr etwa nicht den letzten Wunsch einer Sterbenden?“
    Aber alles, was die Menge gehört hatte, war, dass die Lady ihres Laird in diesem beinahe verfallenen Turm gestorben war, wohin das Oberhaupt des einst stolzen Clans sich hatte zurückziehen müssen, während ihrer aller Feind in größter Pracht in der Burg residierte, die von Rechts wegen ihr Heim hätte sein sollen. Und sie hatten den Sohn ihres Feindes in ihrer Gewalt.
    „ Tot? Hört ihr? Die Lady der McClairen ist tot! Werft das
    Seil wieder nach oben! Zieht ihn hoch! Wir wollen sehen, wie er mit den Beinen strampelt!“
    Plötzlich spürte Raine, wie sich eine schmale Gestalt auf ihn stürzte, dünne Ärmchen sich um seinen Oberkörper schlangen und ein Gesicht in den Falten seines blutbefleckten Hemdes vergraben wurde. Entsetztes Schweigen breitete sich aus, dann erhob sich Stimmengemurmel.
    „Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn umbringt “, schwor das Kind leidenschaftlich. „Meine Brüder sitzen in London im Gefängnis, und mein Vater reitet eben jetzt dorthin, um den König um Gnade zu bitten. Wenn ihr diesen Jungen hier tötet, dann tötet ihr damit meine Brüder so gewiss, als würdet ihr selbst das Beil führen. “
    Er konnte kaum stehen, mit dem Mädchen, das sich so verzweifelt mit seinen dünnen Armen an ihm festklammerte, und seinen auf dem Rücken zusammengebundenen Händen. Die Menge begann unruhig zu werden, verunsichert traten die Menschen ein Stück zurück; ihr Blutdurst war - wenigstens vorübergehend - durch den Anblick des schmalen Mädchenkörpers gebremst, der sich, in ein fadenscheiniges weißes Nachthemd gehüllt, so verzweifelt hartnäckig an der hoch gewachsenen, gebückt stehenden Gestalt des misshandelten Jungen festhielt.
    Er versuchte zu lächeln, doch es misslang ihm, und so flüsterte er bloß an dem Kopf, der sich weich wie ein Kätzchen unter sein Kinn schmiegte: „ Tritt zur Seite, Mädchen. Ich werde die Nacht nicht überleben - sie würden es nie erlauben. Und deine Brüder sind schon längst tot. In London gibt es keine Gnade für Highlander. “
    „Der Bastard sagt die Wahrheit!“ verkündete die hagere Schottin. „Geh zur Seite, Mädchen. Du weißt nicht, was er ist, was er getan hat, und verstehst nicht, was hier geschieht. Mach Platz! “
    Doch die Arme des Kindes schlangen sich nur noch fester um seinen Leib, sie klammerte sich mit ihrem ganzen schmächtigen Körper an ihm fest wie eine Klette. „Nay! Ich habe es meiner Mutter versprochen. “
    „Bringt sie fort. “
    Aber niemand war willens, Hand an das letzte überlebende Kind des Laird der McClairen zu legen. So standen sie, wie es Raine vorkam, eine endlose Zeit, an ihren
    Platz gebannt wie die Mitwirkenden eines der so beliebten lebenden Bilder, und erwarteten den Tod.
    Und der Tod enttäuschte sie nicht.
    Er ritt unter dem rhythmischen Dröhnen von Pferdehufen auf dem gefrorenen Grund heran, ein grellroter Farbschimmer, der über die schwarze Landstraße auf sie zugekrochen kam.
    „Rotröcke!“
    Beinahe frohlockend wandte sich die Menge von Raine ab; die McClairen griffen nach Spitzhacken und Knüppeln, zu von dem neuen Gesetz verbotenen Rapieren und Stöcken. Sie begannen sich auf die Soldaten zu zu bewegen, strömten den näher rückenden Truppen entgegen. Raine blickte wie gebannt auf die Szene und nahm nur vage wahr, dass das Mädchen die Arme ausstreckte und die Schlinge von seinem Hals zog.
    Und dann waren die Soldaten da. Pferde zertrampelten mit ihren tödlich scharfen Hufeisen Arme und Beine, Klingen drangen in Fleisch, und Knüppel zertrümmerten Knochen. Mark erschütternde Schreie, angestrengtes Keuchen und überall schmutz- und schweißbedeckte Gesichter, verzerrt und wie erfroren in ihrer Anspannung, ihrer Gewalttätigkeit.
    Er blinzelte das Blut aus seinen Augen fort und schaute auf das Mädchen hinab. Die Kleine zitterte, schlotterte am ganzen Körper so heftig, dass er ihre Zähne aufeinander schlagen hören konnte, während sie starr vor Entsetzen aus weit aufgerissenen Augen das Massaker an ihren Leuten verfolgte.
    Es war schnell vorbei. So verdammt schnell. Im einen Moment tobte in der finsteren Nacht noch ein blutiger Kampf, im anderen war alles still. Überall um sie herum lagen Schotten tot oder sterbend am Boden. Ein paar Soldaten gingen zwischen ihnen umher und gaben den Überlebenden den Rest.
    „Lebt er noch?“
    Raine hob den Kopf und versuchte zu erkennen, wo die vertraute Stimme herkam; es war

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