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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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der Gerechtigkeit zu lehren. “
    „Was? Wie das? Wer ist der Junge da?“ fragte die Frau, und ihre brüchige Stimme wurde lauter, schien Raines eigene Furcht widerzuspiegeln.
    „Carrs niederträchtiger Spross, der seinen Samen unter den Röcken einer Nonne verströmt hat!“ schrie die in Lumpen gehüllte Frau. „Und sie war eine McClairen, jawohl!“
    „Lieber Gott, ist das da etwa Carrs Sohn?“
    „Aye. Carr, der uns verraten und betrogen hat, der unser Land gestohlen und uns nicht einmal unsere Dudelsäcke und Plaids gelassen und nicht eine, sondern drei Ehefrauen umgebracht hat! Nun, jetzt ist es genug damit. Dies werden wir nicht hinnehmen! Wir werden für Gerechtigkeit sorgen!“
    Die Menge brach in Beifallsstürme aus.
    „Schickt uns unseren Laird, damit wir wieder stolz sein können!“
    „Ihr Narren!“ schrie die Frau oben, und die Verzweiflung in ihrer Stimme war so groß, dass sie Raine kurz aus seiner Benommenheit reißen konnte. „Damit habt ihr . . . meine Söhne umgebracht!“
    „McClairen! McClairen!“ Der Singsang begann hinter ihm, gewann an Tempo und Lautstärke, so dass er schließlich sogar das Dröhnen in seinen Ohren übertönte.
    Er versuchte seinen Kopf zu heben, um ihnen die Wahrheit zu sagen: Er hatte Merry nicht Gewalt angetan. Aye, sie hatten sie zusammen gefunden, Merry nackt und er beinahe, aber er hatte sie nicht gezwungen. Sie hatte ihre Anschuldigung hervorgestoßen, weil sie Angst vor ihnen gehabt hatte, vor dem, was sie ihr antun würden, wenn sie herausfänden, dass sie sich freiwillig Carrs Sohn hingegeben hatte.
    Er würde es ihnen sagen. Ihnen auch sagen, dass er nicht der Erste war, der die Röcke ihrer Novizinnentracht gehoben hatte. Er öffnete den Mund. Doch die Worte kamen nicht über seine Lippen.
    Er wusste nur zu gut, was Merry von ihnen drohte, wenn er sprach. Merry würde gestehen. Dann würde sie nacheinander von jedem anwesenden Mann genommen werden. So lange, bis sie an den Folgen der Misshandlung starb.
    Aus dem Nirgendwo kam eine Faust, traf ihn in seine verletzte Seite. Die Welt begann sich um ihn zu drehen, die wütenden Gesichter verschwammen und formten einen von feurigen Blitzen durchzuckten Wirbel aus Licht und Schatten.
    Außerdem, so dachte er, bin ich ohnehin schon halb tot. Wie viel schlimmer konnte es noch wehtun?
    Eine Schlinge wurde ihm um den Hals gelegt, und der raue Hanf war sogleich mit seinem Blut durchtränkt. Mehr Hände. Ein weiterer Stoß. Wieder fiel er; wieder wurde er in die Höhe gerissen.
    „Nein!“
    Eine neue Stimme. Jung. Sehr jung. Die Stimme eines Kindes erklang rein und klar über den kehligen Lauten der Menge.
    „Nein, das dürft ihr nicht tun!“
    Ein Murmeln erhob sich unter den Umstehenden.
    „ 's is McClairens Tochter. “
    „Das kleine Mädchen des Laird.“
    „Das jüngste von McClairens Kindern. “
    Er spürte fast körperlich, wie die Aufmerksamkeit der
    Menge sich von ihm abwandte, wie eine Bewegung unter den Umstehenden entstand, als sich jemand den Weg zwischen den Menschen hindurch zu ihm bahnte. Er kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen. Er verstand nicht, was geschah, erwartete halb, jeden Augenblick von den Füßen gerissen und an dem Fallgitter aufgeknüpft zu werden.
    „Nein, sage ich. Ihr könnt ihn nicht umbringen. Meine Mutter, die Gemahlin eures Laird, bittet euch, ihn freizulassen. “
    „Die Kleine ist verrückt. All die Schrecken haben ihr den Verstand verwirrt. Geh nach oben zu ihrer Mutter, Colin, und finde die Wahrheit heraus. “ Ein kräftiger junger Mann schob sich an Raine vorbei und betrat den Turm.
    „Ich bin nicht verrückt! Meine Mutter bittet euch, diesen Jungen zu verschonen. Das Leben meiner Brüder hängt davon ab. “
    Ein unzufriedenes Raunen ging durch die Menge.
    „Wo ist denn deine Mutter, Mädchen?“ fragte jemand.
    „ Tot! “ erscholl eine Stimme von dem Turmfenster oben. „Die Lady des Laird ist verblutet!“
    Das Mädchen stieß ein ersticktes Schluchzen aus. Und Raine verspürte Mitleid mit dem Kind, denn es war klar, dass es seiner Mutter auf dem Sterbebett ein Versprechen gegeben hatte, das es nicht halten konnte. Kinder nahmen solche Sachen schwer.
    Und doch gab die Kleine nicht auf, versuchte es weiter. „Es war mehr, als sie ertragen konnte, meinen tot geborenen Bruder zur Welt zu bringen und dann mit anzusehen, wie ihr das Leben ihrer anderen Söhne durch euer Tun vernichtet. Sie hat mich mit ihrem letzten Atemzug geschickt, euch

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