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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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helfen und ihr nie wieder drohen oder Angst einjagen.
    Er hatte noch nie über viel Erfahrung mit Ehre verfügt, noch hatte er je das Verlangen verspürt, mit einem solch erhabenen Konzept nähere Bekanntschaft zu schließen. Aber für Favor McClairen war er bereit, dazuzuler-

13. KAPITEL
    Carr saß regungslos auf seinem Stuhl, während sein neuer Kammerdiener ihm den Kopf schor, bevor er ihm die erst kürzlich eingetroffene Perücke aufsetzte. Der kleine Mann
    - Randall? Rankle? - zog die künstliche Haartracht zurecht und reichte dem Earl eine silbern gefasste Maske. Carr nahm sie und hielt sie sich vor das Gesicht, während eine duftende Puderwolke auf ihn herabsank und seine Perücke mit einer feinen weißlichen Schicht überzog. Rankle wartete ein paar Minuten, bis der Puder sich gelegt hatte, bevor er vorsichtig den Schutzumhang abnahm, den der Earl über seiner Kleidung getragen hatte.
    „Euer Lordschaft sehen überaus beeindruckend aus“, erklärte er.
    Carr schnipste ein Puderklümpchen von seinem Ärmel. ,,Rankle“, erkundigte er sich in milder Neugier, „war das eben eine Bemerkung zu meiner Erscheinung? Ja, das war es, nicht wahr? Himmel, wohin ist es mit dieser Welt gekommen, wenn jetzt sogar Dienstboten sich erdreisten, unaufgefordert ihre Meinung über das Aussehen ihrer Herrschaft abzugeben? Ich sollte dich eigentlich für deine Unverschämtheit schlagen, aber da das vermutlich deinen ermüdenden Diensten ein Ende setzen würde, werde ich der Versuchung widerstehen. Dieses Mal.“
    Wirklich, erst seine Großmut Tunbridge gegenüber und jetzt auch noch das hier mit seinem Kammerdiener. Es gab keinen Zweifel, er wurde weich.
    Er stand auf, streckte seine Arme aus und wartete, während sein Kammerdiener sich beeilte, ihm die neue Weste überzustreifen. Violetter Brokat, eine überaus schmeichelhafte Farbe.
    „Von nun an“, fuhr Carr fort, als Rankle ihm den Kragen seines Seidenhemdes zurechtzupfte, „von nun an wirst du dir das Folgende gut merken: Ich bin mir sehr wohl der Tatsache gewahr, dass ich eine beeindruckende Erscheinung abgebe. In der Tat bin ich überhaupt nur dann an deiner unerheblichen Würdigung meiner Person interessiert, sollte es mir misslingen, beeindruckend auszusehen.“
    „Es tut mir Leid, Mylord!“
    Das ist das Grässliche an neuen Kammerdienern - es dauert immer so verteufelt lange, sie sich zurechtzubiegen, 1 dachte Carr mit einem Seufzen, als er sich vorbeugte und seine Handschuhe nahm. Dann drehte er sich um und schlug sie Rankle in einer blitzschnellen Bewegung ins Gesicht. Die Kristallverzierung am Saum des einen Handschuhs riss die Haut an der Wange des kleinen Mannes auf. Er hob seine Hand an die Wunde und starrte Carr erstaunt an. Kurz flackerte etwas, das - bei Gott - wirklich wie Ärger aussah, in seinen Augen auf. Unmöglich. Geschöpfe wie Rankle wurden nicht ärgerlich. Sie entfernten sich schweigend.
    „Ich habe nicht gefragt, ob es dir Leid tut. Ich habe dich von meinen Ansichten in Kenntnis gesetzt. Und du hast mich unterbrochen. Nun denn, Rankle, sollte ich jemals weniger als beeindruckend aussehen, dann wirst du entlassen. Ich kann mir vorstellen, dass es durchaus schwierig werden könnte, in diesem verlassenen Teil der Welt ohne ein Empfehlungsschreiben eine neue Stelle zu finden.“
    Der kleine Kammerdiener erbleichte sichtlich.
    „Und jetzt geh“, sagte Carr. „Ich habe beschlossen, heute Abend nicht an dem Dinner teilzunehmen. Sorg dafür, dass meine Tochter davon unterrichtet wird.“ Der Kammerdiener verbeugte sich und entfernte sich dann eilends.
    Carr trat zu einer Wand, die mit grünem Samt verkleidet war, und zog an einer reich verzierten Kordel. Der Stoff teilte sich, glitt leise schwingend zur Seite und gab den Blick frei auf ein exzellent gemaltes, lebensgroßes Porträt einer Frau. Er machte einen Schritt nach hinten und betrachtete es genau.
    „Janet, meine Liebste. Warum ausgerechnet jetzt?“
    Er hatte die alte Zigeunerin Pala nicht gebraucht, ihm ] zu sagen, was er selbst schon gewusst hatte, was er jede Nacht seit zwölf Jahren gespürt hatte; dass Janet hier war, ihn beobachtete. Er hatte sich sogar daran gewöhnt. Weder störte es ihn, noch interessierte es ihn sonderlich. Die Möglichkeiten, aus einem Geist Nutzen zu ziehen, waren schließlich äußerst begrenzt.
    Aber diese neue Idee, die Pala geäußert hatte, dass ein Geist sich eines neuen Körpers bemächtigen und so in gewisser Weise wieder leben konnte, dass Janet

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