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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Dame?“
    „Mrs. Diggle? Dougal? Sie hat ein nachgiebiges, sanftes Wesen und eine verhängnisvolle Neigung, sich beständig zu entschuldigen. Ganz anders als Eure anderen Gäste.“
    „Douglas“, verbesserte Carr sie, und seine Besorgnis verflog. Er kannte die alte Dame. Jemanden, der Janet weniger ähnlich war, konnte er sich kaum vorstellen. „Es stimmt, sie ist nicht wie meine üblichen Gäste. Im Gegensatz zu ihrem Neffen, und ihm zuliebe sind sie und ihr Schützling hier.“
    Fia ließ nur ein gleichgültiges „Oh?“ hören.
    „Ja. Er hat den Frühling hier verbracht. Du wirst dich gewiss an ihn erinnern“, bemerkte Carr in böser Absicht, da er endlich eine Möglichkeit entdeckt hatte, Fia ihren Spott von vorhin heimzuzahlen. „Thomas Donne.“
    Fia hatte niemals ihre Schwärmerei für den hoch gewachsenen Schotten zugegeben. Das war auch nicht nötig gewesen. Jede Erwähnung seines Namens, jeder Blick, jede gespreizte Unterhaltung mit Thomas Donne, die Carr mit angehört hatte, erzählte die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich zum ersten Mal verliebt hat. Genauso wie ihre plötzliche und vollkommene Stille in allen Angelegenheiten, die Donne betrafen, eine völlig andere Geschichte erzählte.
    Carr wurde tatsächlich belohnt. Ihre Pupillen zogen sich leicht zusammen, die zarte Haut um ihre Nase wurde ein wenig blasser. Es waren kaum wahrnehmbare Zeichen, die man leicht übersehen konnte, wenn man nicht danach Ausschau hielt.
    „Natürlich“, erwiderte sie knapp. „Ich erinnere mich jetzt.“
    „Mrs. Douglas ist die Anstandsdame für Donnes jüngere Schwester, eine Miss . . . Miss Favor Donne, glaube ich.“ Er durchforstete sein Gedächtnis nach einem Bild, das zu dem Namen gehörte, und konnte sich schließlich vage an eine hübsche, gut gekleidete junge Frau erinnern, selbst überrascht, dass es ihm überhaupt gelungen war. Er schenkte kleinen Jungfrauen gewöhnlich wenig Beachtung, selbst reichen nicht. Wozu auch? Er konnte ohnehin nicht wieder heiraten, und da Favor Donne nicht dem Glücksspiel frönte oder er auch auf keine andere Art und Weise an ihr Geld kommen konnte, hatte er sich mit ihr nicht weiter abgegeben.
    „Wie ist sie so?“ fragte Carr und drehte das Messer in der Wunde ein wenig herum. „Sieht sie ihrem Bruder ähnlich?“ „So gut kann ich mich an ihn gar nicht erinnern“, erklärte Fia glatt. „Miss Donne ist klein. Hübsch. Schwarze Haare, herausfordernd funkelnde Augen - eine dunkle, kleine Kriegerin. Nun, da ich darüber nachdenke, kann ich mich erinnern, gehört zu haben, wie auch sie sich bei einem der anderen Gäste nach Eurem Verbleib erkundigt hat.“ Hübsch? Schwarze Haare? Und sie hatte nach ihm gefragt.
    „Weißt du was, Fia“, sagte er, „ich habe meine Meinung geändert. Ich werde doch zum Dinner nach unten gehen.“

14. KAPITEL
    Hoch oben über dem Ballsaal, in einer geschickt zwischen geschwungenen Stützpfeilern versteckten Galerie, saß Raine und betrachtete das Schauspiel, das unter ihm auf dem Parkett aufgeführt wurde. Die Menge wogte glitzernd wie Scherben und Splitter von bunt gefärbtem Glas, die in einer riesigen Schüssel geschwenkt wurden. Der Geruch von Körpern, schwer von Hitze und Parfüm, trieb in schwülen Wolken zu ihm nach oben. Der Lärm, den die vielen Menschen erzeugten, ließ nicht nach, erinnerte an das Brausen der Brandung, die sich an den Felsen von McClairen's Isle brach.
    Obwohl sein Aussichtspunkt ihm nur gelegentlich den einen oder anderen zufälligen Blick auf ein emporgehobenes Gesicht erlaubte, entdeckte er schließlich doch die beiden Gestalten, die ihn interessierten. Er bemerkte Carr zuerst, prächtig in Purpur gekleidet; er hielt sich aufrecht wie immer, und seine Bewegungen waren von lässiger Eleganz.
    Als Kind war Raine an dem Versuch, auch nur teilweise die Haltung seines Vaters nachzuahmen, schier verzweifelt. Carr hatte sich über seine Bemühungen lustig gemacht, ihm geraten, seine Kraft nicht auf ein so hoffnungsloses Unterfangen zu verschwenden. Und als es offensichtlich wurde, dass nichts, was Raine tun konnte, ihm jemals die Anerkennung seines Vaters einbringen würde, hatte er versucht, auf anderem Wege Carrs Aufmerksamkeit zu erlangen. Er konnte noch nicht einmal anfangen, sich all das Unheil ins Gedächtnis zu rufen, das er im Namen dieses Mannes angerichtet hatte: Schikanieren der ortsansässigen Bevölkerung, mutwillige Zerstörung, Wirtshausschlägereien und verrückte Trinkgelage. All das

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