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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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dem er gestanden und hinausgesehen hatte, fuhr herum und fing das Bündel geschickt in der Luft. Sein. Hemd war nicht geschlossen und zeigte seinen schlanken Oberkörper. Die Pistole, die er in den Bund seiner engen schwarzen Hosen gesteckt hatte, hinterließ auf seinem flachen Bauch kaum eine Delle. Die Ärmel seines Hemdes hatte er über seine kräftigen gebräunten Unterarme hochgekrempelt.
    Sie senkte ihren Blick zu Boden, als ohne Vorwarnung die Erinnerung daran, wie sich dieses warme, feste Fleisch unter ihren Fingern angefühlt hatte, auf sie einstürmte. Aber sie waren nicht mehr in Dieppe. Er war nicht länger an eine Wand gekettet, und sie gab nicht länger vor, zu sein . . . was auch immer Madame Noir war.
    Leider, meldete sich eine innere Stimme spöttisch zu Wort.
    „Himmel, wie überaus höflich! “ sagte Rafe. „Miss Donne, mit solchen Manieren, davon bin ich restlos überzeugt, wird das Haus Eures Bruders bald schon von Anwärtern um Eure Hand belagert werden.“
    „Hmpf!“ war alles, was sie darauf erwiderte, aber sie konnte ein Lächeln in Erwiderung auf seine Bemerkung nicht ganz unterdrücken. Wie seltsam er sich heute benahm, wie . . . freundlich. Augenblicklich erwachte ihr Misstrauen.
    Er schlug sich theatralisch mit der Hand auf die Brust. „Ich schwöre, wenn Euer Mund so zuckt wie jetzt, fängt mein Herz an zu rasen. Unzweifelhaft hat, wer auch immer Euch geraten hat, mit Eurem Lächeln zu knausern, um dessen überwältigende Macht gewusst. Denn solltet Ihr tatsächlich einmal strahlend lächeln, dann wird kein Mann mehr für seine Taten verantwortlich gemacht werden können. Ganz bestimmt kann ich nicht sagen, wozu ich dann fähig wäre.“
    Sie brach in Gelächter aus, überrascht und verwundert. Was auch immer sie von ihrem Erpresser erwartet hatte, Charme oder unbekümmerte Heiterkeit waren es nicht gewesen. Sie war davon ausgegangen, sein Essen in der Mitte eines leeren Zimmers abzustellen und wieder zu gehen. Nie wäre ihr der Gedanke gekommen, dass er auf sie warten könnte.
    Raine erwiderte ihr Lächeln und entblößte dabei zwei Reihen gerader weißer Zähne und überraschte sie einmal mehr, denn wenn er lächelte, leuchteten aus seinen Augen Wärme und Humor. Es war ein überaus anziehendes Lächeln, ein völlig verheerendes Lächeln, ein einnehmendes Hol's-der-Teufel-Lächeln. Ein Mann mit einem Lächeln wie diesem brauchte keine elegant geformten Gesichtszüge, und diese Erkenntnis ernüchterte sie.
    Er spürte, wie sie sich zurückzog, und sein Lächeln wurde schief und eher trocken. „Ah, vergebt mir meinen Scherz. Einen Augenblick lang habe ich unser Verhältnis und die Geschichte, die uns hierher geführt hat, vergessen.“
    „Die darin besteht, dass Ihr ein Erpresser und ich Euer Opfer bin?“
    Das Grübchen in seiner schmalen Wange vertiefte sich. „Und dabei habe ich mich immer als denjenigen angesehen, dem Unrecht getan wurde. Wie habe ich unsere Rollen nur so falsch verstehen können? Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Ihr mich in Dieppe den Wölfen zum Fraß vorgeworfen habt?“
    Sie errötete. Nunmehr gerächt, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Essensbündel zu. Er stellte einen Fuß auf die Fensterbank und benutzte seinen Schenkel als Tisch, auf dem er das Leinentuch aufknotete und die Enden zurückschlug. Er beugte sich über das Päckchen, und dabei fiel sein Hemd auseinander, so dass die harten Linien seines Oberkörpers, an die sie sich nur zu gut erinnerte, einmal mehr ihren Blicken preisgegeben waren. Die Linien zeichneten sich jetzt deutlicher ab. Vermutlich würden sie sich jetzt auch härter anfühlen.
    „Braten!“
    Sie zuckte zusammen. Er blickte auf, der Ausdruck seiner honigfarbenen Augen völlig arglos.
    „Gott segne die Engländer für ihre unselige Angewohnheit, zu fast jeder Mahlzeit Fleisch zu essen. Ihr habt mir nicht auch zufällig noch Besteck mitgebracht, Süße?“ „Nennt mich nicht ,Süße‘. Und nein, das habe ich nicht. Ich habe es zwar erwogen“, erwiderte sie trocken, „aber dann habe ich mir doch Sorgen gemacht, man könnte mich beschuldigen, das Familiensilber stehlen zu wollen. Glaubt mir, ich habe genug verwunderte Blicke auf mich gezogen, als ich mir mein Abendessen in den Schoß gekippt habe.“ Er brach in Gelächter aus. „Das habt Ihr nicht!“
    „Oh, doch! Wie sonst sollte ich denn Euer Essen besor-
    gen? Ich konnte ja wohl schlecht mit einem Säckchen an der Küchentür auftauchen und bitten, dass man

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