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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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es mir mit den Tischabfällen fülle, oder? Und erst recht nicht hätte ich einen Diener schicken können. Eure Anwesenheit hier wäre binnen einer Stunde allgemein bekannt geworden. Kein Diener, der Wind von einem Geheimnis bekommt, würde ruhen, bis er es entdeckt hat. “
    „Wir kennen uns aber gut mit Dienstboten aus, was?“ Er riss sich einen Brocken Fleisch ab und steckte ihn sich in den Mund. Unwillkürlich schloss er in sinnlichem Vergnügen kurz die Augen. Er kaute betont langsam, zog es genüsslich in die Länge, schluckte und seufzte. Dann leckte er sich den mit Burgunder verfeinerten Bratensaft einzeln von jedem seiner Finger.
    Sie hatte noch nie jemanden sein Essen so gründlich genießen sehen. Es war faszinierend.
    Er besaß lange Finger, schlank und doch kraftvoll. Ein dünner Flaum dunkler Haare bedeckte die Handrücken, der über seinen kräftigen, geschmeidig wirkenden Handgelenken dichter wurde. Seine Hände waren überaus männlich.
    Raine schaute auf und ertappte sie dabei, wie sie ihn beobachtete. Er zwinkerte ihr zu. „Vier Jahre modrigen Käses und altbackenen Brotes, das in Wasser eingeweicht wurde“, erklärte er sachlich, ganz ohne Bitterkeit. „Ich werde nie wieder die Freude, etwas Gutes zu essen, als selbstverständlich ansehen. Mögt Ihr auch etwas?“
    „Nein.“ Das klang nicht sehr bestimmt. Sie versuchte es noch einmal. „Nein!“ Besser.
    „Wie Ihr wollt. “ Er zuckte mit den Schultern und steckte sich den nächsten Bissen in den Mund.
    „Kuchen!“
    Sein erfreuter Ausruf unterbrach ihre Träumerei. Sie wich zurück, als wären ihre Gedanken Gegenstände, vor denen sie zurücktreten konnte. Er bemerkte es nicht, da er zu sehr damit beschäftigt war, den Kuchen zu verzehren, den sie ihm gebracht hatte - und zerstört, als sie damit nach ihm geworfen hatte. Er besaß wunderschöne . . .
    Warum musste sie nur unablässig solche Sachen denken? Wie beispiellos dumm von ihr! Er war schließlich ihr Feind!
    Aber ist er das wirklich? wollte diese hinterhältige innere i Stimme wissen. Oder war sie nicht, um bei der Wahrheit
    zu bleiben, viel eher seine Feindin? Oder war es wenigstens gewesen.
    Seit Dieppe hatte er ihr kein Leid angetan. Es mochte sein, dass er ihr Angst eingejagt hatte, doch selbst das konnte genauso gut von ihrem eigenen schlechten Gewissen heraufbeschworen worden sein wie durch seine Taten. In Wahrheit hatte er sie sogar vor Orville gerettet.
    Argwöhnisch kniff sie die Augen zusammen. Und doch, wie er ihr schon deutlich gemacht hatte, konnte er sie immer noch verraten.
    Sie sollte Carr von Rafe berichten. Ohne weitere Verzögerung. Und wenn er im Gegenzug seine Anschuldigungen gegen sie vorbrachte, dann würde sie Erstaunen und Mitleid heucheln. Alle würden ihn für einen Verrückten halten, der wüste Beschuldigungen ausstieß, vor allem, da er ja nach seinen eigenen Worten einen Märchenschatz suchte, ein Kästchen voller Juwelen, das es gar nicht gab. Es war ein guter Plan. Sie wollte ihn augenblicklich in die Tat umsetzen.
    Sie hätte ihn bereits in die Tat umgesetzt, wenn . . . wenn er sich ihr gegenüber nicht nur nichts hätte zu Schulden kommen lassen, sondern sie ihm gegenüber auf der anderen Seite jede Menge.
    „Muss ich jetzt jeden Augenblick mit der Ankunft einer Horde kräftiger Lakaien rechnen?“ Nachdem er den Kuchen vertilgt hatte, wischte er sich die Krümel von seiner fadenscheinigen Hose. „Oder habt Ihr schließlich doch beschlossen, mit mir Mitleid zu haben?“
    Seine Worte folgten zu dicht auf ihre verräterischen Überlegungen. Sie kam sich verachtenswert vor. Sie hasste es, sich verachtenswert vorzukommen. Sie vertrug es schlecht.
    „Ich habe Euch doch Essen gebracht, oder?“
    „Sie haben den Gefangenen immer etwas besseres Essen vorgesetzt, bevor sie sie zur Streckbank und zum Vierteilen geholt haben.“
    Wieder einmal hatte er sie erstaunt. Wie konnte er sich über so etwas Schreckliches nur lustig machen?
    „Ich habe niemandem von Euch erzählt.“
    „Den alten Drachen eingeschlossen?“
    „Bitte?“
    „Eure Anstandsdame.“
    Muira. Nein, sie hatte keinen Augenblick erwogen, Muira von Rafe zu erzählen. Die alte Frau hätte bestimmt Jamie geschickt, ihn aufzuspüren und ihm die Kehle durchzuschneiden. Nichts durfte Muiras großartigen Plan gefährden. „Ihr meint meine Tante. Nein. Sie weiß nichts von Euch.“
    Er lächelte wieder. „Danke!“
    Ihr Blick flackerte. Sein Lächeln wurde breiter, als ob er den Gang ihrer

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