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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Gott wusste, wie sehr sie es versuchte.
    Favor fuhr mit ihren Händen über seinen Oberkörper und seinen Rücken hinauf, umspannte die festen, hervortretenden Muskeln seiner breiten Schultern und drückte sich so fest an ihn wie nur menschenmöglich. Ihre Hüften schmiegten sich an seinen Leib. Ein kehliges Geräusch, eine Art tiefes Knurren, stieg aus Rafes Brust auf. Er entzog sich ihr. Sie gab einen unverständlichen, zugleich jedoch unmissverständlichen Protestlaut von sich und öffnete die Augen, um ihm einen ungläubigen Blick zuzuwerfen.
    Warum sollte er mit einem Mal aufhören wollen? Warum, im Namen aller Heiligen, sollte irgendjemand jemals mit etwas so Wundervollem aufhören wollen?
    Er hob den Kopf und starrte auf sie hinab. Sein Atem ging abgehackt und keuchend, strich liebkosend über ihre heißen Wangen und geschwollenen Lippen.
    „Oh, nein“, sagte er und klang dabei belustigt und angespannt und verärgert und zärtlich, alles zur selben Zeit. „Küsse, ja“, sagte er und ließ ein Dutzend blitzschneller Küsse auf ihr Gesicht, ihre Schläfen, Augenlider und Wangen herabregnen. Sie drehte ihr Gesicht, um sie einzufangen, aber es gelang ihr nicht. Sie stöhnte leise, verzweifelt.
    „Lieber Gott“, flüsterte er, umfasste ihren Hinterkopf mit einer seiner großen, kräftigen Hände und ließ seine Stirn gegen ihre sinken.
    „Küsse“, wisperte er, „nicht mehr.“ Er lachte. „Ich scheine eine Vorliebe für Selbstgeißelungen entwickelt zu haben. Ich wusste, wie unzulänglich Küsse sein würden -nein! Lass das“, befahl er, als sie ihr Kinn hob und seine Lippen suchte. „Ich bin kein Heiliger, und Ihr, meine Dame, seid eine viel größere Versuchung als alles, dem dieses arme sterbliche Fleisch je zu widerstehen versucht hat.“
    Sie verstand weder die Bedeutung seiner Worte, noch warum er, obwohl sein Blick eindringlich, fast wie der eines Raubtieres über ihre Züge glitt, sich zurückhielt. Sie wusste nur, dass sie noch vor einem Moment ganz und bebend lebendig gewesen war, und dass mit jedem Augenblick, der verstrich, ihr Entzücken schwand, wie Fußspuren am Strand, die von der herannahenden Flut Welle um Welle weggespült wurden, bis schließlich nichts mehr übrig blieb.
    Sie hatte in letzter Zeit so wenig glückliche Augenblicke erlebt. Sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte. Zärtlich fuhr sie mit ihren Händen zu seinem Gesicht empor, umfasste seine schmalen Wangen mit ihren Fingern und strich mit ihren Lippen über seine.
    „Küss mich“, flüsterte sie. Er starrte auf sie hinab, und die Schatten seiner dunklen Wimpern verbargen den Ausdruck seiner warmen braunen Augen. Sie konnte nichts darin lesen. Die ganze Welt schien gespannt den Atem anzuhalten. Mit den Fingern strich sie sachte über die Spitzen seiner seidigen, wie kostbarster Zobel schimmernden Wimpern. „Küss mich.“
    Langsam, ganz langsam senkte er seinen Kopf . . . „Verflucht! Tunbridge hatte Recht!“ Die Stimme einer Frau durchbrach Favors regungslose Erwartung.
    Augenblicklich richtete sich Rafe auf, schob sie in einer geschmeidigen Bewegung geschickt halb hinter sich, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.
    „Ihr entschuldigt uns bitte.“ Seine Stimme triefte vor beißendem Hohn und war kalt wie Eis. „Ich war mir der Tatsache nicht gewahr, dass man uns als voyeuristische Unterhaltung betrachten würde“, verkündete er, „oder ich hätte für ein wesentlich zügelloseres Schauspiel gesorgt.“ Favor verfluchte die Eindringlinge im Stillen, weit mehr darüber erzürnt, dass man sie unterbrochen hatte, als deswegen verlegen. Sie hob hochmütig ihr Kinn und trat hinter Rafes breitem Rücken vor.
    „Lady Fia.“ Sie nickte dem schlanken Mädchen zu, das auf beiden Seiten von je einem hämisch grinsenden jungen Mann flankiert wurde. „Habt Ihr nach mir gesucht?“
    Aber Fia schien Favor gar nicht gehört zu haben. Ihr Blick war auf Rafe gerichtet, und er war so leer und so starr wie der einer Schlafwandlerin.
    „Fia?“ wiederholte Rafe stirnrunzelnd.
    Einer der beiden anwesenden Gecken - ein gut aussehender blonder Mann, dessen Name Favor entfallen war, an dessen übel riechenden Atem sie sich jedoch noch sehr gut entsinnen konnte - trat vor. Seine Lippen kräuselten sich zu einem höhnischen Lachen. „Lady Fia. Die Tochter des Earl of Carr. Ihr kennt doch Lord Carr, oder etwa nicht? Denn entweder ist er Euer Gastgeber . . . “, er wandte sich zu Fia um, zweifellos, um triumphierend ihren

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