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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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unweit von hier irgendwo gesehen zu haben. Oh, ja. Ich habe Eure Frage wohl gehört, Miss Donne, und nein, ich bin nicht gekommen, Euch zu sehen. “
    Sie schaute nicht zurück, während sie ihren kichernden männlichen Begleitern erlaubte, sie fortzuziehen. Innerhalb weniger Minuten waren sie in der felsigen, baumbestandenen Landschaft nicht mehr zu sehen.
    Favor ließ sich voller Erleichterung, dass Rafe einer gefährlicheren Entdeckung entkommen war, ins Gras sinken.
    „Warum hat sie Euch vor Carr gewarnt?“ fragte Rafe und stand drohend über ihr. „Was hat sie damit gemeint?“
    Die eben noch verspürte Erleichterung verflog. Sie sollte ihm die Wahrheit gestehen: dass sie hier auf Wanton’s Blush war, um Carr dazu zu bringen, sich mit ihr zu vermählen. Sie hielt den Kopf abgewandt und versuchte sich zu stählen, die Worte zu sagen. Und warum sollte sie es ihm auch nicht sagen? Er wusste ohnehin schon mindestens die Hälfte: Sie hatte ihm gesagt, dass sie hier war, eine ausgezeichnete Verbindung einzugehen, um die Truhen ihres Clans mit dem Geld ihres reichen Ehemannes zu füllen. Warum nicht Carr?
    Carrs Gesicht erschien vor ihrem geistigen Auge. Andere Mädchen hatten Männer geheiratet, die viele Jahre älter gewesen waren als der Earl. Es war nicht sein Alter allein, das ihre Zunge lähmte. Es war das Wissen, dass sie sich wissentlich einen derart von Grund auf schlechten Menschen zum Ehemann wählte.
    Aber das konnte Rafe nicht wissen. Rafe hatte nicht unter dem schaumbedeckten Pferd Seiner Lordschaft gestanden und zu ihm hinaufgestarrt, während er über ihr Geschick entschied, ohne mehr Gedanken daran zu verschwenden als bei einem Kätzchen, das man zu ertränken plante. Rafe war nicht Zeuge von Carrs Befriedigung gewesen, als er mitsamt seiner Teufelsbrut davongeritten war, und sie allein auf einem blutbedeckten Hof mitten in der Nacht, umgeben von Toten und Sterbenden, zurückgelassen hatte.
    Rafe würde nicht wissen, dass es ihr Ziel war, die Braut eines Ungeheuers zu werden.
    „Favor?“
    Wie süß ihr Name von seinen Lippen klang. Aber er würde ihren Vornamen nie mit ihrem Familiennamen in Verbindung bringen. Er kannte ihn nicht. Sowenig wie sie seinen kannte. Und darauf kam es auch nicht an.
    Das tat es doch. Sie waren ohne nachzudenken ihren Neigungen gefolgt, hatten ihren Gefühlen einfach nachgegeben. Ihre Beziehung war eine Burg, die auf Sand gebaut war, dazu verurteilt, zu verschwinden, von der harten Wirklichkeit und der bitteren Wahrheit, Familiennamen und der Vergangenheit, Verpflichtungen und Wiedergutmachungen hinweggefegt zu werden.
    Aber sie konnte nicht zusehen, wie ausgerechnet hier und jetzt alles zerfiel. Noch nicht. Sie konnte sich an dem bisschen Glück, das sie besaß, festklammern, es strecken, dass es ein paar Stunden oder ein paar Tage oder . . .
    „Ich denke, sie sprach von Euch, Rafe.“
    Er ging neben ihr in die Hocke, die Stirn besorgt gerunzelt. „Wieso?“
    „Als sie sagte, Carr teile nicht gerne. Ich denke, sie hat Euch mit einem der Glücksspieler verwechselt. Darum vermute ich, hat sie gemeint, dass Carr sich Eure Aufmerksamkeit nicht gerne mit mir teilen würde. Ich könnte Euch ablenken oder sogar von den Spieltischen fern halten.“
    „Ich verstehe.“ Er hatte ihre Lüge geschluckt, zu sehr um sie besorgt, um länger darüber nachzudenken. „Geht es Euch gut? Haben diese Männer Euch beleidigt? Ich könnte... “
    „Nein!“ Sie streckte die Hand aus, packte ihn am Ober-
    arm. Seine Muskeln spannten sich unter ihren Fingern. Unwillkommene Gefühle stürmten von Neuem auf sie ein. Rasch zog sie ihre Hand zurück. „Nein. Ihr könnt nichts unternehmen. Ihr müsst Euch versteckt halten, oder Ihr lauft Gefahr, entdeckt zu werden. “
    „Niemand wird mich entlarven.“
    „Es ist doch schon beinahe geschehen! Ihr seid doch jetzt bloß deswegen einigermaßen sicher, weil Fia Merrick überzeugt ist, dass niemand ihres Vaters Burg ungebeten betreten könnte.“
    Sein so überaus einnehmendes schiefes Lächeln erschien wieder auf seinen kühnen Zügen und ließ sein Gesicht, das sonst stets so männlich und reif wirkte, jungenhaft aussehen. „Danke, dass Ihr Euch darum sorgt.“
    Sie setzte eine aufgebrachte Miene auf. „Es ist ja nicht so, als ob ich mich darum sorgen wollte.“
    Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Dessen bin ich mir sicher. “
    Er ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder und streckte eine Hand aus, um ihre Wange zu berühren.

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