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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Abend ließ das Schneegestöber nach. Der Himmel war dunkelgrau und die Sonne kaum noch auszumachen, und die Riesenschneeratten zeigten erste Anzeichen von Müdigkeit. Also suchten Bratlor und Rajin eine geschützte Stelle, um zu lagern. Die Riesenschneeratten rührten sich kaum noch, nachdem Bratlor und Rajin ihnen die Sättel abgenommen hatten. Schon wenig später ließen sie jene gurrenden Laute im Rhythmus ihres Atems hören, die ein untrügliches Zeichen dafür waren, dass sie schliefen.
    „Es ist verdammt kalt!“, sagte Rajin, der seine Hände gegeneinander rieb. Zwar hatte auch er Fäustlinge, die bei einem längeren Aufenthalt in Fjendurs Reich unerlässlich waren, aber immer dann, wenn es darum ging, die Hände zu benutzen, musste man die wärmenden Handschuhe ausziehen.
    „Man könnte denken, dass du zum ersten Mal in das Kalte Land reitest“, sagte Bratlor tadelnd und deutete auf einen Beutel, der an seinem Sattel hing. Rajin wusste, was sich darin befand. Es handelte sich um einen Tranbeutel aus Seemammuthaut. Von innen war er durch eine besondere Verarbeitungsweise so abgedichtet, dass man ihn mit Flüssigkeit füllen konnte.
    In diesem Fall enthielt er gut brennbaren Seemammut-Tran. Da es im Inneren Winterlands so gut wie kein Brennholz gab, war dies die einzige Möglichkeit, ein Lagerfeuer zu entzünden. Damit der Tran nicht zu einem Eisblock gefror, war ihm etwas Seemammutblut zugegeben. Außerdem hatte man den Tran durch das Herauskochen eines Großteils der Flüssigkeit so verdickt, dass er eher einem Brei glich und länger brannte.
    „Daran hättest du wohl kaum gedacht, was?“ Bratlor lachte. „Der Geruch des verbrannten Trans lockt zwar allerlei wilde Tiere an, aber die Flammen vertreiben einen anderen Teil der Geschöpfe dieses kalten Landes auch wieder, sodass sich beides in etwa die Waage hält.“
    „Ich war so durcheinander nach allem, was geschehen ist“, entschuldigte sich Rajin.
    Bratlor nickte. „Das verstehe ich. Aber vielleicht könntest du jetzt wenigstens dafür sorgen, dass wir uns an einem Feuer wärmen können! Ob du dabei irgendwelche schwarzmagischen Künste oder die Hilfe der Götter in Anspruch nimmst, ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich gleichgültig.“
    Das Feuermachen war natürlich in dieser feuchten Umgebung äußerst schwierig und erforderte viel Geduld. Rajin nahm Bratlors Feuerstein und ein wenig vom leicht brennbaren Osland-Zunder, während Bratlor etwas von dem Tran in eine Brennschale aus Metall goss, die er mit sich führte.
    Überraschend schnell gelang es Rajin, das Feuer zu entzünden, obwohl er natürlich keine Magie dafür benutzte. Eine gelbe Flamme züngelte hoch empor.
    Von den Monden war in dieser Nacht nicht viel zu sehen. Nur der rote Blutmond schimmerte hin und wieder durch die dichte Wolkendecke, die auch das Licht der Sterne verschluckte. Den uralten Legenden der Inland-Clans zufolge war es Fjendurs feuchtkalter Atem, der den Himmel mit Dunst überzog, da es ihm zuwider war, dass die fünf Mondgötter auf ihn herabschauten, und hin und wieder gelang es ihm, ihnen auf diese Weise die Sicht zu nehmen.
    „So dunkel sind die Sommernächte wohl an kaum einem anderen Ort der Welt“, sagte Bratlor in die Stille hinein. „Und du weißt ja, wie weit ich schon herumgekommen bin."
    Rajin wärmte seine Hände am Feuer. Allmählich wurde ihm wärmer. Er hatte die Worte Bratlors kaum gehört, so sehr war er in seine Gedanken vertieft gewesen. Bratlor respektierte dies und schwieg.
    Dann horchten beide plötzlich auf. Schabende, knirschende Laute waren zu hören. Rajin ließ suchend den Blick schweifen, aber es war zunächst nirgends etwas zu sehen. Der Schein des Feuers reichte gerade ein Dutzend Schritt weit. Alles, was sich jenseits dieser Entfernung befand, war allenfalls noch als Schatten zu erahnen.
    Die Geräusche wurden lauter. Von allen Seiten schien sich etwas zu nähern.
    Rajin und Bratlor waren wie erstarrt. Sie wechselten einen kurzen Blick. An mehreren Stellen bewegte sich auf einmal der Schnee.
    Bratlor griff zum Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Der Schein der Flammen flackerte unruhig in seinem Gesicht.
    Eisraupen!, durchfuhr es Rajin. Es mussten Hunderte sein, die in dem gefrorenen Untergrund zu ihren Füßen herumkrochen, sich voranfraßen und dabei das Eis mithilfe eines Körpersafts schmolzen, der einen ähnlichen Geruch verströmte wie das Blut eines Seemammuts.
    In dem Moment, da eine dieser armdicken wurmähnlichen

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