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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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weniger Augenblicke war alles vorbei – abgesehen von einem schwachen Glühen des Juwels oberhalb des Höhleneingangs und einem bleichen Schimmer, der den schwarzen Felsen wie eine allmählich schwächer werdende Aura umgab.
    Der Weißbärtige fluchte laut in drachenischer Sprache. Dann zog er sich den Mantel enger um die Schultern und die Kapuze über den Kopf. Für die mörderische Kälte, die im Reich Fjendurs herrschte, war er nur unzureichend gekleidet. Er wickelte außerdem ein Stück seines Mantels um seinen metallenen Drachenstab, damit dieser nicht so kalt wurde, dass er ihn nicht mehr anfassen konnte.
    Schließlich wandte er sich Rajin und Bratlor zu, musterte sie nacheinander und sagte dann: „Eigentlich könntest du mich etwas enthusiastischer begrüßen, Rajin, auch wenn es schon eine Weile her ist, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht gesehen haben!“
     
     
    „Rajin?“, fragte Bratlor irritiert, der des Drachenischen mächtig genug war, um jedes Wort des weißbärtigen Kahlkopfs zu verstehen. Der Sternenseher warf seinem Gefährten einen fragenden Blick zu.
    Rajin wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Seine Zunge war noch immer wie gelähmt.
    Liisho runzelte die Stirn. Seine wie sein Bart schneeweißen buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, dann schien er endlich zu begreifen.
    Er trat vor Rajin hin, der ihn um einen ganzen Kopf überragte, streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen kurz Rajins Stirn. Dieser spürte ein Kribbeln, das sich verästelte und in seinem ganzen Kopf ausbreitete.
    „Ich vergaß den Bann zu lösen, der dir all die Jahre Schweigen auferlegte und verhinderte, dass du meinen oder deinen Namen aussprechen konntest“, murmelte der Weißbärtige.
    Rajin schluckte. „Der Weise Liisho“, sprach er dann. „Manchmal habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass es dich wirklich gibt, sondern angenommen, du wärst nur eine Ausgeburt meiner Fantasie.“
    „Ich stand all die Jahre mit dir in Verbindung, seit dem Tag, da ich dich an die Küste Winterlands brachte. Ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen, denn mein Drache war äußerst unwillig und schwer zu lenken. Einen ganzen Tag lang flog ich mit ihm über die stürmische, von eisigen Winden aufgepeitschte See des Nordwestens, und das arme Tier vermochte vor lauter Kälte kaum noch seine Flügel zu bewegen.“ Liisho lächelte auf einmal. „Ich war immer bei dir, Rajin, all die Jahre. Schließlich musste ich dich entsprechend erziehen, damit du eines Tages für die Mission zumindest ansatzweise vorbereitet wärst, für die dich das Schicksal ausersehen hat.“
    „Rajin ist also dein wahrer Name“, stellte Bratlor staunend fest. „Klingt drachenisch …“
    „Ja“, bestätigte der junge Mann, den man auf Winterland bisher als Bjonn Dunkelhaar Wulfgarssohn gekannt hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er den Namen aussprechen, von dem er immer schon gewusst hatte, dass er sein richtiger Name war. „Rajin … Rajin …“
    „Du wirst dich schon daran gewöhnen“, sagte Liisho und wechselte in die seemannische Sprache, in der Rajin und Bratlor gesprochen hatten. Rajin fiel auf, dass der Weißbärtige zitterte. Offenbar fröstelte ihn, was angesichts der grausamen Temperaturen, die in der Senke herrschten, kein Wunder war. Dann aber richtete er den Blick seiner stechenden Augen auf Bratlor, und musterte ihn finster. „Ich hatte dich angewiesen, ihn fortzuschicken, Rajin!“
    „Er hat mir das Leben gerettet, nachdem ich das seine rettete“, verteidigte sich Rajin.
    „Mag sein. Aber die Tatsache, dass er hier ist, hat einiges verändert im Gewebe des Schicksalsteppichs. Möglichkeiten wurden ausgeschlossen, andere zeichnen sich dafür ab. Er hätte dich nicht retten müssen, wenn du ihn fortgeschickt hättest.“
    „Wie kannst du so etwas sagen, Liisho?“, fuhr Rajin ihn an. „Du hast mich in diese Orakelhöhle gehen lassen, obwohl du gewusst haben musst, dass mich dort ein Höhlenfaultier erwartet, dass seine versklavten Käfer auf mich hetzen würde!“
    „Du sprichst vom Orakel“, sagte Liisho in spöttischem Ton, „dieser Kreatur, die den einfältigen Barbaren dieses Landes heilig war.“ Etwas versöhnlicher fuhr er fort: „Generationen von Sippenältesten und Clanführern sind seit Urzeiten zu diesem Orakel gegangen und haben es mit Eisraupen und anderem Kleingetier, das sich als Opfergabe eignete, gefüttert. Ich habe nicht geahnt, dass es eine so ausgeprägte

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