Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Turbojew
Vom Netzwerk:
waren umschattet, die vollen Lippen zuckten nervös. Er besaß den Blick einer lauernden Schlange.
    „Es ist drei Uhr früh, Major“, stellte er gelassen fest, und der Offizier erblaßte. „Haben Sie sich für Ihr Experiment keine andere Tageszeit aussuchen können?“
    Stepan registrierte zuerst, daß der Unbekannte den Offizier mit ‚Sie’ angesprochen hatte. Die Duzform schien in diesen Kreisen nicht üblich zu sein.
    „Mein Lord, wir hatten ihn nicht früher fassen können.“
    Der Präfekt fragte scharf:
    „Weshalb haben Sie Ihre Nerven-Schockwaffe nicht zum Einsatz gebracht? Ich hörte, er wäre nur durch die Roboter gelähmt worden.“
    Der Offizier zeigte ein bestürztes Gesicht. Unter dem forschenden Blick des schweren Mannes schien er sich nicht besonders wohl zu fühlen.
    „Mein Lord, die Männer haben diese Waffen einwandfrei zum Einsatz gebracht. Ich habe selbst gesehen, daß dieser – dieser Bursche darauf nicht reagierte, obwohl er oftmals von mehreren Blitzen gleichzeitig getroffen wurde. Der kommandierende Roboter entzog mir schließlich das Kommando.“
    „Das kann bestätigt werden!“ klang eine metallische Stimme auf. Die Laute kamen aus einer Kopföffnung der wartenden Maschine. Woronskij wunderte sich nicht darüber, daß diese unirdische Konstruktion dem Gang der Unterhaltung so genau und logisch richtig zu folgen vermochte.
    Der Grauhaarige neigte leicht den kantigen Schädel. Mit der Verlautbarung des Roboters schien diese Angelegenheit erledigt zu sein. Der Wachoffizier trat um einen Schritt zurück.
    Nach einem erneuten Blick auf die Uhr griff der Unbekannte nach einem dünnen Aktenhefter. Die beschrifteten Kunststoff-Folien glitten durch seine Hände, und dann fühlte Woronskij den harten Blick auf sich lasten. „Du nennst dich Stepan, wie?“ Er hatte ‚Stiepen’ gesagt, in einem breiten, gequetschten Akzent.
    „Stepan Alexandrowitsch Woronskij“, berichtigte er. Ein dünnes Grinsen umspielte seine Lippen. „Muß man Sie mit ‚Lord’ ansprechen? Ich habe etwas gegen Titel aus der Zeit einer absolutistischen Herrschaft, Mister!“
    Der Mann schien mehr erstaunt als erzürnt zu sein. Verwundert sah er den Häftling an.
    „Wie war das? Welche Herrschaft?“
    „Da haben Sie noch nicht gelebt“, entgegnete Stepan gleichmütig. „Ein absolutistischer Herrscher hatte niemand mehr über sich, Sie wohl, denke ich.“
    Er nickte zu dem großen Bildschirm hinüber, dessen unterer Rand von einigen Aufnahmelinsen verziert war.
    „Hört und sieht da jemand mit? Wenn ja, dann sage ich einmal ‚Hallo’.“
    Stepans Experiment verlief gutartig. Es war, als wollte oder dürfte der andere nicht darauf reagieren. Der Präfekt saß wie erstarrt in dem hochlehnigen Sessel. Nichts in seinem Gesicht regte sich, nur die Augen funkelten.
    „Es hört und sieht niemand mit“, erklärte er dann ironisch. „Du bist in der Tat der seltsamste Bursche, der mir jemals vorgeführt wurde. Natürlich ein ReOrientierter mit einem mutierten Gehirn. Anscheinend auch körperlich mutiert, worauf einige besondere Kunststückchen hinweisen.“
    Er nickte nachdenklich und befragte wieder die Akten. Stepan sagte nichts mehr. Dafür begutachtete er die blinkende Plattform eines mittelgroßen Materie-Transmitters. Er stand separat in einer Ecke des großen Raumes und war außer Betrieb. Dennoch schien er erst vor kurzer Zeit benutzt worden zu sein. Die rote Gefahrenlinie war noch sichtbar.
    „Weißt du, wer ich bin?“ erkundigte sich der schwere Mann.
    Stepan musterte ihn abschätzend.
    „Baldron Pussinger, wie mir scheint. Jemand sagte einmal zu mir, Sie hätten die Manieren eines Farmbullen.“
    Pussinger lachte. Der Ausspruch schien ihn nicht zu stören. Stepan wußte von da an, daß er einen ungemein gefährlichen Gegner vor sich hatte.
    „Interessant. Ich werde dir meine Manieren bald unter Beweis stellen, da ich nicht annehme, daß du wunschgemäß sprechen wirst.“
    „Fragen Sie doch erst einmal, eh?“
    Der Präfekt zeigte die erste Zeichen der Unruhe. Er schien völlig verwirrt zu sein. Seine Stimme verlor den letzten Rest der Mäßigung.
    „Wer bist du? Woher kommst du?“
    „Sollten Sie das nicht besser wissen, Präfekt? Mein Raumschiff haben Sie doch in Mondnähe abschießen lassen, nicht wahr?“
    Pussinger tat unbeteiligt.
    „Ich habe hier zu fragen, ReOri! Woher kommst du?“
    Stepan glaubte zu wissen, daß diese Leute längst informiert waren. So antwortete er

Weitere Kostenlose Bücher