RAK-1212 überfällig
Individual-Ortung gewehrt, was wohl zwangsläufig zu einer erheblichen Verminderung seiner ureigensten Gehirn-Ausstrahlungen geführt hatte. Nur so war es erklärbar, daß er nicht sofort gefaßt werden konnte.
Der Wachpräfekt tobte immer noch. Dabei enthüllte er endgültig das Geheimnis eines Gerätes, dessen Funktion mehr als gefährlich werden konnte. Wenn es erst einmal auf die genauen Ori-Daten eines bestimmten Menschen eingestellt war, gab es für diese Person kein Verbergen mehr. Ihr Aufenthaltsort konnte zu jeder Zeit ermittelt und genauestens errechnet werden.
„Warum regen Sie sich so auf?“ staunte Stepan während einer Verschnaufpause des Präfekten. „Sie dürfen nicht glauben, die menschliche Intelligenz wäre ausgestorben. Unsere Leute können auch etwas. Wenn ich gewußt hätte, daß Sie den Individual-Taster bereits besitzen, hätte ich beim Start von der Venus gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Natürlich konnte mein Pilot keine normale Ortung feststellen. Sie haben nicht die Zelle des Bootes angemessen, sondern die Körper- und Hirnschwingungen der Besatzungsmitglieder. Die Daten gingen per Funk an die Wachkreuzer, und so wurden wir in Erdnähe mit dem gleichen Gerät sauber angepeilt. Ihr Pech, Präfekt, daß ich schon nicht mehr an Bord war. Sie hatten demnach sehr viel Arbeit, oder?“
Pussinger fluchte wie ein Mann aus der vierten Kaste. Stepan Alexandrowitsch gab sein Spiel auf. Er wußte genug, um tiefste Besorgnis zu verspüren. Wenn dieser Apparat weitere Anwendung fand, konnten sämtliche Aktionen der ReOris von vornherein unterbunden werden. Es gab dann keine schützende Nacht mehr. Er war sich völlig darüber klar, auf welcher Basis man ihn angepeilt hatte, obwohl er sich in dem schützenden Kanalsystem der alten Stadt befand.
Er erinnerte sich an einen alten Bettler namens Belky. Nein, dieser Mann hatte ihn doch nicht verraten.
Bei dem Gedanken lächelte er so eigenartig, daß Pussinger mitten im Wort verstummte.
„Was hast du vor, ReOri?“ flüsterte er blaß.
„Ich denke an ein Mädchen“, wurde ihm erklärt. „Darf ich mich jetzt endlich einmal setzen? Vergessen Sie nicht, daß ich die Zielscheibe von wenigstens sechs Robotern war. Sie erhalten alle gewünschten Erklärungen freiwillig. Ich gebe auf, Präfekt!“
Pussinger verlor sein Mißtrauen sofort. Häßlich lachend meinte er: „Du wirst noch viel zu sprechen haben, ReOri! Deine Antworten waren ein übler Trick. Es geht, wie immer, gegen das Robotergehirn, und das werden wir aus dir herausquetschen. Wir –!“
„Das Verhör ist als beendet anzusehen!“ klirrte die metallische Stimme durch den Raum.
Pussinger wandte ruckartig den Kopf. Maßlose Überraschung spielte auf seinen Zügen, doch der Roboter an Woronskijs Seite reagierte nicht darauf.
„Wieso?“ fuhr der Präfekt auf. „Ich muß unbedingt wissen, woher dieser Mann kommt, wo die venusische Zentrale zu finden ist, wie sie eingerichtet ist und wer dafür verantwortlich zeichnet. Sie haben mir bereits den Befehl erteilt, ihn unter allen Umständen lebend einzufangen. Jetzt …!“
Stepan hörte nicht mehr auf die folgenden Worte. Er wußte, daß es sinnlos war, mit einem Roboter zu diskutieren. Pussinger schien das nicht einsehen zu wollen.
Niemand achtete auf ihn. Der Schädel des anwesenden Wachoffiziers glitt laufend hin und her. Er war bemüht, gleichzeitig beide Parteien zu begutachten; die menschliche und die mechanische.
Stepans nichtmenschliche Muskeln begannen zu arbeiten. Arme spreizten sich nach außen, und bester Stahl begann zu reißen. Jede einzelne Zelle seines Körpers schien auf die Befehle des Willens zu lauschen. Ihm war, als würden seine Arme selbst zu Stahl und die zerrenden Muskeln zu unerhört mächtigen Kraftfeldern.
Nichts in seinem Gesichtsausdruck deutete auf die enorme Energieentfaltung hin. Man überhörte auch das gequälte Reißen der Handschellen, deren Scharniere, als schwächste Stelle, endgültig nachgaben. Seine Hände waren frei, nur wurden die Gelenke noch von den breiten Schellen verziert.
„Geben Sie mir die Erlaubnis, sofort mit dem P-Gehirn zu sprechen“, bebte der Präfekt. „Unsere Maßnahmen müssen abgeschlossen werden. Es geht nicht, daß uns ein Verbrecher entzogen wird, nur weil –!“
„Ich spreche im Auftrag des Gehirns“, erklärte der Roboter. „Das menschliche Verhör ist beendet. Der Gefangene ist sofort dem Gehirn vorzuführen. Öffnen Sie den Energieschirm.“
Pussinger
Weitere Kostenlose Bücher