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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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ihm keine Nachricht unter der Tür durchgeschoben, also würde heute trainiert wie vorgesehen. Er sah auf den Plan, der über seinem Schreibtisch hing, obwohl er ihn auswendig kannte. Er liebte es, wenn etwas gut geplant war. Heute würden von 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr die F2 und die E1 parallel trainieren, danach die D. Ab 19:30 Uhr gehörte der Platz der Zweiten Mannschaft. Auf dem Schreibtisch lag eine Trainingsjacke in Vereinsfarben, die ein Spieler der E-Jugend in der Kabine vergessen hatte. Die Blagen ließen ständig ihre Sachen herumliegen.
    Er ging wieder nach draußen, um die Bude mit den Trainingsgeräten aufzuschließen. In einem kleinen Anbau, den Krupke und Lortzig selbst gebaut hatten, stand der Rasentraktor, den der Verein vor einigen Jahren angeschafft hatte. Heute musste der Platz nicht gemäht werden, aber Krupke würde sich für den Reporter auf das Ding setzen müssen, dazu hatte er sich am Telefon breitschlagen lassen.
    Als er den kleinen Traktor rausfuhr, stand ein Mann vor den Kabinen. Harter Bauch über dem Bund einer ausgebeulten Jeans. Dicke Gürtelschnalle. Dazu ein Cordjackett, das schon bessere Zeiten gesehen hatte, sowie ein weißes Hemd, das im Bauchbereich spannte. Der Mann kam auf Krupke zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Kamerke«, sagte er. »Wir haben telefoniert.«
    »Krupke.«
    »Schöne Anlage«, sagte Kamerke, während er seinen Blick schweifen ließ.
    »Selber gespielt?«
    »Lange her.«
    Lortzig bog mit seinem alten Volvo auf die Anlage ein.
    »Der Jugendleiter«, sagte Krupke.
    Lortzig stieg aus und kam zu ihnen herüber. Man stellte sich vor. Lortzig sagte, er schließe mal das Vereinsheim auf und mache frischen Kaffee. Kamerke antwortete, das sei eine gute Idee.
    Krupke hatte den Eindruck, der Reporter sei in Ordnung. Der Blick, den er über den Platz hatte schweifen lassen, sagte fast alles. Bevor er so eine Plauze gekriegt hatte, war dieser Kamerke sicher ein beinharter Verteidiger gewesen. Er wirkte nicht wie ein Schönspieler.
    Im Vereinsheim roch es wie immer etwas muffig. Aber da die Stühle noch auf den Tischen standen, war davon auszugehen, dass heute Morgen die Putzfrau durchgewischt hatte. Ohne dass man es ihm hätte sagen müssen, half der Reporter mit, die Stühle von den Tischen zu nehmen. Dabei fragte er Krupke, wie lange er das hier schon mache.
    »Keine Ahnung. Ewig.«
    »Der Krupke«, rief Lortzig aus der Küche, »war eher hier als wir alle. Die haben den Verein um ihn herum gebaut.«
    Krupke schüttelte nur den Kopf.
    Ob er jeden Tag hier sei, wollte Kamerke wissen.
    Krupke sagte, normalerweise schließe er um vier auf. Also den Platz, die Kabinen, die Duschen und die Toiletten. Ab halb fünf werde trainiert. Bis halb acht die Jugend, danach die Senioren. Wenn gemäht werden müsse, sei er natürlich früher vor Ort.
    »Herr Krupke!«
    Krupke drehte sich um. In der Tür stand Mustafa aus der E1 und wollte wissen, ob letzte Woche hier eine Trainingsjacke abgegeben worden sei.
    »Du meinst, eine mit deinem Namen drin?«
    Der Junge nickte.
    »Komm mal mit.« Sie gingen rüber zum Kabuff des Platzwarts, Kamerke hinterher.
    Krupke gab dem Jungen die Jacke. »Ihr müsst mal ein bisschen besser auf eure Klamotten aufpassen. Der Verein kann kein Geld kacken!«
    Der Junge riss Krupke die Jacke aus den Händen und rannte weg. Krupke musste grinsen.
    »Kommen Sie klar mit den Kindern?«, fragte Kamerke.
    Krupke sah ihn an. »Ohne die Kinder würde ich das hier nicht machen. Die Erwachsenen, die haben doch fast alle ’n Rad ab. Ab der C-Jugend haben die ’nen Nagel im Kopp. Aber in dem Alter …« Krupke machte eine Kopfbewegung hinter Mustafa her. »… in dem Alter, da kannst du noch was bewegen, aber nur mit ’ner klaren Ansage.«
    Schweigend gingen sie wieder rüber ins Vereinsheim, wo der Kaffee inzwischen fertig war. Krupke fand es gut, dass dieser Kamerke auch mal die Klappe halten konnte.
    »Kennt hier jemand Ihren alten Spitznamen?«
    »Turbo Krupke«, rief Lortzig aus dem Vorraum herein. »Aber da ist nicht mehr viel von zu merken, was?«
    »Wieso suchst du dir nicht ’ne Zahnbürste und machst die Klos sauber?«, gab Krupke zurück.
    »Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?«, fragte Kamerke, nachdem sie beide von ihrem Kaffee genippt hatten.
    »Der Bröker ruft ab und zu mal an. Sonst habe ich von denen seit tausend Jahren nichts gehört. Zu den Treffen werde ich ja nicht eingeladen.«
    »Bröker gehört zu denen, die das Geld nicht

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