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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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schnellen Blick. Diese Geschichte hatte mit Krupke zwar nichts zu tun, aber Hauptsache Lortzig bewegte die Luft. Im Prinzip war er in Ordnung, aber manchmal fand er kein Ende.
    Drei aus den Alten Herren kamen, um an einem der Tische Skat zu spielen. So musste Lortzig ab und zu rüber, um frisches Bier hinzustellen.
    Unaufgefordert erzählte Krupke schließlich, wie es damals wirklich gewesen ist. Dass noch andere mit dringehangen hatten, die nie aufgeflogen waren. Die hatten das nach ein paar Jahren abgeschüttelt und später noch richtig Karriere gemacht. Er, Krupke, war nie wieder in die Spur gekommen. Er hatte zu Hause den Spiegel im Badezimmer abgenommen, weil er sich nicht mehr hatte sehen können. Er war auch nicht mehr so schnell gewesen. Bye, bye Turbo!, hatte ihm einer hinterhergerufen. Am schlimmsten war, dass er das seiner Tochter nie hatte erklären können.
    Eigentlich müsse er gehen, sagte Kamerke irgendwann, blieb aber sitzen. Lortzig stellte Bier hin.
    Als Kamerke ging, war es dunkel. Sie gaben sich vor den Kabinen die Hand. Unter dem mittelprächtigen Flutlicht trainierte die Zweite. Gelächter und Gemecker flogen über den Platz, dazwischen die Kommandos des Trainers. Das ist mein Leben, dachte Krupke. Fünfzig Meter hinter der Tartanbahn. Aber Inhaber der Schlüsselgewalt. Krupke fuhr den Rasentraktor zurück in den Anbau. Er setzte sich wieder im Vereinsheim an den Tresen, ließ es mit dem Bier aber langsamer angehen. Als die Zweite mit dem Training fertig war und sich umgezogen hatte, machte er das Flutlicht aus und schloss Kabinen und Duschen ab. Um das Vereinsheim kümmerte sich Lortzig.
    Auf dem Heimweg kam Krupke an dem Supermarkt vorbei, in dem er immer für die alte Beierle einkaufte. Er war noch geöffnet.
    Die wissen alle nicht, wann Schluss ist, dachte Krupke.
    Zu Hause zog er sich um und ließ den Fernseher ohne Ton laufen. So viel wie heute hatte er seit Jahren nicht am Stück geredet.
    Kurz vor halb zwölf klopfte es an der Tür.
    Krupke rief: »Komm rein, ist offen!«

Die endlosen Weiten der Prärie
    Wenzel regte sich auf.
    »Wieso spielen die Kinder heutzutage eigentlich nicht mehr Cowboy und Indianer?«
    Sein Sohn war ihm schon entglitten. Nun auch noch seine Neffen.
    Seine Schwester legte ihm ein Stück Frankfurter Kranz auf den Teller. »Es geht schon mal damit los«, antwortete sie, »dass man nicht mehr Indianer sagt.«
    »Dann sollen sie eben Cowboy und Amerikanische Ureinwohner spielen.«
    »Und die Indianer sind wieder die Bösen, was?«
    »Muss ja nicht so sein. Außerdem: Natürlich gibt es auch böse Indianer. Das ist doch alles lächerlich!«
    »Ich möchte nicht, dass meine Kinder mit Schusswaffen spielen.«
    »Aber sie hocken doch den halben Tag an der Spielkonsole und ballern!«
    »Das sind Geschicklichkeitsspiele.«
    »Ich lach mich tot.«
    »Wie ist der Kuchen?«
    »Super, wie immer.«
    Seine Schwester nahm ein Stück, während Wenzel den Blick durch den gepflegten Garten schweifen ließ, über die Rasenfläche, die Rosen und die Rhododendren, den Teich mit den weißbäuchigen Koi und dem Apfelbaum am anderen Ende. Er blickte durch das Panoramafenster nach drinnen, wo die Zwillinge mit ihrer Spielkonsole beschäftigt waren. Wenzel hatte ihnen zum letzten Geburtstag endlich den lang ersehnten zweiten Controller geschenkt, damit sie gegeneinander spielen konnten. Das hatte ein paar Sekunden erstaunlicher Nähe zwischen den beiden und ihrem Onkel erzeugt, die vorbei gewesen waren, sobald sie das Gerät angeschlossen hatten.
    Wenzel nahm einen Schluck Kaffee, als sein ältester Neffe aus dem Haus kam. Darren war acht Jahre älter als die Zwillinge.
    »Die kleinen Schwachköpfe hocken wieder vor der Idiotenmaschine«, brummte er.
    »Er ist gestern mit seinem Vater um die Häuser gezogen«, sagte Cordula.
    »Man hört dir an, dass es dir nicht passt«, sagte Wenzel.
    »Ist mir egal.«
    Darren lachte, schenkte sich einen Kaffee ein und verschwand wieder.
    »Er ist alt genug«, sagte Wenzel, »und wenn sein Vater sich schon mal auf demselben Kontinent aufhält.«
    »Noch ein paar Tipps von dem Mann, der so ein ausgezeichnetes Verhältnis zu seinem einzigen Sohn hat?«
    »Ja, ja, ist gut.«
    Cordula schob den Teller mit dem Kuchen von sich weg, ohne davon probiert zu haben. »Warum sind wir solche Versager, du und ich?«, fragte sie.
    »Du kannst wenigstens backen.«
    »Und bin trotzdem zweimal geschieden.«
    »Vielleicht weil wir uns früher immer für unsere Eltern

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