Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
Vom Netzwerk:
den Auslauf«, sagte sie und fügte hinzu: »Was machen Sie denn da?«
    »Der Hund hat hier herumgebuddelt.«
    »Das tut mir leid. Aber haben Sie da was vergraben? Ohne Grund buddelt so ein Hund ja nicht!« Frau Lüdke grinste.
    »Heute Morgen kam ein toter Maulwurf an einem Ballon in den Garten geschwebt«, sagte Frohnberg.
    »Ach so«, sagte Frau Lüdke. »Und ich wollte schon fragen, ob Ihre Frau wirklich verreist ist!«
    »Sehr witzig, Frau Lüdke!«
    Sie lachte. »Ich habe Das Fenster zum Hof bestimmt zwanzig Mal gesehen, ich kenne mich aus!«
    Frohnberg ließ sie in dem Glauben. Zum Glück verabschiedete sie sich endlich, drückte ihm die Tasse in die Hand und nahm mit dem Hund den Durchgang zwischen ihren beiden Häusern. Frohnberg zog seine Schuhe auf der Terrasse aus und ging auf Strümpfen in die Küche. Seine Söhne standen mit den leeren Plastikbechern ihrer Nachtischpuddings vor dem Mülleimer und fragten ihn, wieso da die Reste eines Luftballons drin lägen.
    Frohnberg sagte: »Die Plastikbecher gehören in den Gelben Sack!«
    »Der Luftballon aber auch!«, gab der Ältere zurück.
    »Echt megabad, Dad!«, fügte der Jüngere hinzu.
    Frohnberg sah die beiden nur an und ging wortlos in sein Arbeitszimmer.

Turbo Krupke
    Krupke schreckte hoch. Es war das Telefon, nicht die Türklingel. Er war wieder auf dem Sofa eingeschlafen, der Fernseher lief noch. Es wurde geredet, so wie heute fast nur noch geredet wurde im Fernsehen.
    Wer zum Teufel rief ihn kurz nach Mitternacht an? Und ließ es endlos klingeln? Krupke raffte sich auf und schlurfte in die Diele hinüber.
    Vom Sofa aufstehen ist auch nicht mehr das, was es früher mal war, ging ihm durch den Kopf. Seine Gelenke wären gern sitzen geblieben.
    Er riss das Mobilteil aus der Basisstation und sagte: »Ja?« Er hatte es böse klingen lassen wollen, aber es klang nur verschlafen.
    »Du wirst sterben!«, sagte jemand mit verstellter Stimme.
    »Wir werden alle sterben, du Clown!«
    Krupke drückte auf das rote Hörer-Symbol und bedauerte nicht zum ersten Mal, dass man heutzutage Telefonhörer nicht mehr wütend auf eine Gabel knallen konnte. Da er nun schon mal stand, konnte er auch aufs Klo gehen und anschließend sehen, was die Nacht noch bringen würde.
    Er hatte gerade die halbe Strecke bis zum Bad zurückgelegt, als sich das Telefon wieder meldete. Krupke seufzte, drehte um, nahm ab und rief: »Was willst du?«
    »Du wirst heute sterben!«, sagte die Stimme.
    »Bist du sicher?«
    »Absolut!«
    »Heute ist eigentlich schon vorbei, es ist nach Mitternacht!«
    »Das weiß ich! Ich habe extra gewartet, damit die Botschaft eindeutig ist: Du wirst heute sterben! Es wird an deiner Tür klopfen!«
    »Wann genau?«, wollte Krupke wissen. »Vielleicht muss ich Vorbereitungen treffen.«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt. Krupke schüttelte den Kopf. Es gab eine Menge Elend da draußen. Damit das Elend ihn nicht noch mal anrufen konnte, zog er den Stecker aus der Wand.
    Auf jeden Fall war er nun hellwach. Er ging zum Fenster und sah auf die Straße. In der Dönerbude gegenüber brannte noch Licht. Wahrscheinlich saßen sie wieder im Hinterzimmer und spielten Karten, das Geld in einem unordentlichen, protzigen Haufen in der Mitte. Es juckte Krupke in den Fingern, mal wieder mitzumischen. Er ballte ein paar Mal die Faust, um das Jucken zu vertreiben.
    Ein paar Meter weiter sprühten drei Jungs in schwarzen Klamotten irgendwas an die seit Monaten heruntergelassene Rolllade der aufgegebenen Trinkhalle. Bente hatte ihm erklärt, dass das Erkennungszeichen seien. Die erkannten aber nur andere Sprüher, nicht etwa die Polizei.
    Als die Jungs mit dem Sprühen fertig waren, packten sie ihre Sachen zusammen und machten Feierabend, wie ein Trupp Handwerker.
    Dem Anruf maß Krupke nicht viel Bedeutung bei. Es kam immer mal vor, dass sich einer einen Scherz erlaubte. Kinder vor allem. Auch wenn die nicht um diese Zeit anriefen. Das Einzige, was ihn stutzig machte, war die Formulierung: Es wird an deiner Tür klopfen . Krupkes Klingel war seit ein paar Wochen kaputt. Das war kein Staatsgeheimnis, aber es stand auch nicht gerade in der Zeitung. Der Scherz musste also von jemandem kommen, den er kannte.
    Wenn es denn ein Scherz war.
    Aber was sollte es sonst sein?
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Das Blut verließ Krupkes Kopf und sammelte sich in seinen Füßen. Ohne Probleme hätte man ein messerscharfes Ganzkörper- CT von ihm machen können, er stand absolut still. Und

Weitere Kostenlose Bücher