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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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geschafft, den Wagen in die Werkstatt zu bringen.
    Er parkte auf seinem angestammten Platz, stieg aus und warf die Tür zu. Das Geräusch hallte von den Wänden wider. Auf dem Weg zum Fahrstuhl lauschte Frohnberg seinen eigenen Schritten.
    Die Fahrstuhltüren wollten sich gerade schließen, als sich ein Handgelenk mit goldener Uhr dazwischenschob. Dahinter erhob sich Gelächter. Blumberg und Reif, gackernd wie immer.
    »Ah, Kollege Frohnberg!«, rief Reif.
    »Auch nicht gerade der frühe Vogel!«, sekundierte Blumberg.
    »Dann fängt er heute wohl auch keinen Wurm!«
    Riesenwitz, dachte Frohnberg, außerdem bin ich kein Kollege, sondern ein Vorgesetzter. Aber das behielt er mal für sich.
    Blumberg und Reif erwarteten keine Antwort von ihm, sondern wechselten nahtlos das Thema und unterhielten sich darüber, was sie am Vorabend getrieben hatten. Eine Blonde und eine Rothaarige kamen vor.
    Blumberg und Reif stiegen im Vierten aus. Frohnberg fuhr weiter in den Fünften. Seine Sekretärin stand auf, als er hereinkam. Das machte sie sonst nie. Sie sagte, Stolte habe schon zweimal nachgefragt, wo er denn bleibe.
    »Ich musste Fakten schaffen«, sagte Frohnberg.
    Seine Sekretärin runzelte die Stirn, aber Frohnberg fand, das Mülltüten-Thema ging sie nun wirklich nichts an. Er ließ sich den Mantel abnehmen und ging mit seiner Aktentasche zum Fahrstuhl, um in den Zwölften zu fahren.
    Stoltes Vorzimmerdame blieb sitzen, als sie Frohnberg sagte, man warte schon auf ihn und er könne direkt hineingehen.
    Stoltes Büro war groß, über Eck gebaut und verfügte über viele Fenster. Man hatte einen guten Blick über fast alles. Die Gegend war flach. Der Schreibtisch war verwaist, Stolte saß in der ledernen Sitzgruppe und rauchte. Frohnberg war überrascht, ihm gegenüber diesen Lemming sitzen zu sehen. Er trug das Gleiche wie beim Berliner Workshop.
    »Herr Frohnberg!«, sagte Stolte. »Schön, dass Sie es doch noch einrichten konnten!«
    »Der Verkehr«, sagte Frohnberg. »Es wird immer schlimmer.«
    »Naja, langes Warten erhöht die Vorfreude, nicht wahr?«
    Frohnberg lachte, obwohl er das nicht witzig fand. Er war gerade mal fünfzehn Minuten zu spät.
    »Herrn Lemming kennen Sie ja bereits.«
    »In Berlin hatten wir das Vergnügen«, sagte Frohnberg. Beim Berliner Workshop hatte Lemming immer abseits gesessen, sich mit niemandem unterhalten. Selbst beim abendlichen Umtrunk in der Hotelbar war er nur ein stiller Beobachter am Rande gewesen. Immerhin hatte er es nicht nötig gehabt, über die billigen Scherze von Blumberg und Reif zu lachen.
    Obwohl Stolte ihn nicht dazu aufgefordert hatte, wollte Frohnberg in einem der freien Sessel Platz nehmen, aber sein Chef hob die Hand und sagte: »Herr Frohnberg, das lohnt nicht. Ich wollte Ihnen nur persönlich sagen, dass wir von nun an getrennte Wege gehen. Drei Monate müssen wir Sie noch bezahlen, aber Sie sind ab sofort beurlaubt und haben zwei Stunden Zeit, Ihren Schreibtisch auszuräumen. Wir würden es aber begrüßen, wenn es so lange gar nicht dauern würde. Fahren Sie nach Hause und trinken Sie einen. Morgen nehmen Sie sich einen Anwalt und schleifen uns vors Arbeitsgericht, das volle Programm. Blumberg und Reif übernehmen Ihre Abteilung. Auf Wiedersehen.«
    Frohnberg lachte. Stolte war bekannt für seinen derben Humor. Stets lachte er über seine eigenen Witze am lautesten. Diesmal blieb er stumm. Er meinte es ernst.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Frohnberg.
    »Bei den letzten drei Projekten haben Sie die Zeitvorgaben nicht eingehalten, Frohnberg. Sie haben immer wieder um Aufschub gebeten. Und auch heute sind Sie zu spät. Zeit und Frohnberg – zwei Universen.«
    Stolte lächelte ihn an. Lemming beugte sich vor und griff nach seiner Kaffeetasse, die auf dem niedrigen Glastisch vor ihm stand. Er kann mir nicht in die Augen sehen, dachte Frohnberg und fühlte sich Lemming moralisch überlegen, was ihn in diesem Moment aber auch nicht weiterbrachte. Er drehte sich um und verließ das Büro. Die Vorzimmerdame blickte nicht auf, als er an ihr vorbei zum Fahrstuhl ging. Sie trug einen Kopfhörer und ließ ihre Finger über die Computertastatur fliegen.
    Neben dem Schreibtisch seiner Sekretärin stand einer der beiden Sicherheitsbeamten, die in der Lobby darüber wachten, dass das Gebäude nur von Befugten betreten wurde. Das ist ja wie in einem amerikanischen Film, dachte Frohnberg. Nur fehlte dieser Pappkarton, den man in den Staaten offenbar immer vorrätig hielt, damit

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