Raketenmänner (German Edition)
Wolff und Mike sich gesetzt hatten und wollte sich ebenfalls setzen, aber an der Tür gestikulierte seine Freundin.
»Entschuldigung«, sagte Jonas, »ich muss da noch was klären.«
Jonas und Jenny gingen nach draußen. Der dicke Junge wippte in seinem Sessel am Mischpult vor und zurück.
Mike sah Wolff an. »Wie oft hast du in solchen Studios gesessen?«, fragte er leise.
»Kann ich nicht zählen«, antwortete Wolff ebenso leise. »Ich liebe es. Auch wenn ich selten auf dem Besucherstuhl warten musste.«
»Ich kenne diesen Jonas«, sagte Mike. »Ich habe ein paar Nummern von ihm gehört. Nicht schlecht. Aber zu jung für mich.«
»Er selbst oder seine Musik?«
»Das hängt doch zusammen. Ich höre es und denke, das ist gut, aber es ist nicht für mich. Ich bin da raus.«
»Ich weiß, was du meinst.«
»Was willst du mir denn damit sagen?«, hörten sie plötzlich Jonas’ Stimme. Sie kam durch das Fenster über ihnen, das offenbar auf den Hof hinaus ging.
»Das ist ein alter Sack mit langen grauen Haaren!«
»Aber sie sind frisch gewaschen!«, gab Jonas zurück.
»Er trägt T-Shirt und Jeans, als wäre er noch Mitte zwanzig!«
»Nicht so laut!«
»Niemand will mehr in Würde altern.«
»Ich finde, er sieht gut aus.«
»Ja, er sieht gut aus, aber ich finde, alte Männer sollten alt aussehen. Alles andere macht mich nervös.«
»Du weißt schon, dass er unsere Sprache spricht.«
»Du hast doch gesagt, er ist Amerikaner!«
»Ich habe gesagt, er wohnt in der Nähe von Los Angeles, aber er ist Deutscher!«
»Das hättest du mir auch früher sagen können!«
»Ich dachte, das weißt du.«
»Für einen alten Deutschen sieht er wirklich nicht schlecht aus. Aber trotzdem …«
»Er ist ein großartiger Musiker! Weißt du, mit wem der alles gespielt hat!«
»Du hast es mir gesagt, aber die meisten kannte ich überhaupt nicht.«
»Fleetwood Mac wird nun mal nicht in Casting Shows gesungen.«
»Ich habe mir das Zeug angehört, das ist langweilig und der reinste Kitsch.«
»Es ist mir scheißegal, was du davon hältst, für mich ist es wichtig, also komm wieder mit rein und halt die Klappe oder hau ab!«
Es entstand eine Pause. Der dicke Junge hörte auf zu wippen. Mike und Wolff sahen sich an.
»Die hören sich an wie ein sehr altes Ehepaar«, flüsterte Mike.
»He, lass mich nicht einfach so stehen!«, rief Jenny.
Nach ein paar Sekunden kam Jonas wieder herein.
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte er, »das läuft hier alles etwas unrund.«
Er ließ sich in den freien Sessel fallen und kratzte sich den Bart.
»Entschuldigung«, sagte er noch einmal, »aber bevor wir anfangen … Ich weiß, ich sollte das nicht fragen, es ist dumm und peinlich, aber ich bin ein Fan, und Fans sind oft dumm und peinlich, ich sehe das an meinen eigenen …«
Der dicke Junge am Mischpult lachte kurz auf.
»… aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht fragen würde.«
»Frag nur«, sagte Wolff.
»Wie war das damals? Sie waren bei den Aufnahmen von Rumours mit dabei, oder?«
Wolff zögerte. »Ich habe mich ein wenig um die Band gekümmert.«
»Und Sie haben doch auch mitgespielt? Warum steht das nicht in den Credits? Man kann es überhaupt nirgendwo lesen.«
»Es war mir lieber so.«
» Gold Dust Woman ist doch von Ihnen, oder?«
»Ich bin Stevie ein wenig zur Hand gegangen.«
»Es geht um Koks, nicht wahr?«
»Mag sein.«
»Stevie Nicks! Meine Güte!«
Niemand in seinem Alter sollte meine Güte sagen, dachte Wolff. Auch das Mädchen war wieder hereingekommen, blieb aber in der Tür stehen.
»Ich meine, man fragt so etwas nicht, es ist total uncool, aber wie war sie denn so, also privat?«
»Stevie ist eine … interessante Frau. Nicht gerade langweilig.«
»Verstehe, verstehe.«
Jonas starrte ein paar Sekunden ins Leere und hing seinen Gedanken nach.
»Kennen Sie den Film Almost Famous ? Natürlich kennen Sie ihn. Da sagt der Junge: Ich war nie cool . Dieser Junge bin ich! Ich war auch nie cool! Ich bin zu spät geboren. Ich war verliebt in Stevie Nicks und Agnetha Fältskog.«
Wolff hob die Augenbrauen. »Eine wunderbare Sängerin und eine tolle Frau.«
»Sie haben sie gekannt?«
»Sie lebt noch.«
»Okay, okay«, stammelte Jonas, »natürlich, ich weiß, also ich, das sind tolle Frauen, und Sie haben sie gekannt, also Sie kennen sie noch immer, das ist, also, ich weiß nicht, auch nur das Vorgeplänkel, weil, als Musiker möchte man natürlich wissen …«
»Ja?«
»Was
Weitere Kostenlose Bücher