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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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die alles einzeln auf, aber Jonas meint, diese Nummer hier will er machen wie auf der Bühne. Ich nehme an, es geht darum, dass dein Vater nicht viel Zeit hat.«
    Wenn du wüsstest, dachte Mike und fragte sich, wann er dem Gör das Du angeboten hatte.
    Nach etwa zehn Minuten ließen Wolff und Jonas den improvisierten Blues ausklingen. Sie machten ein paar Bemerkungen und lachten. Jonas wirkte nicht mehr wie der überdrehte Fan, sondern wie ein Musiker.
    Dann spielten sie Einfache Leute , ein Liebeslied von Raketenmänner . Jonas sang die Leadstimme, Wolff die Harmonien. Die Stimme seines Vaters klang unglaublich jung, fand Mike. Man hörte Jonas’ Finger über die Stahlseiten rutschen.
    Im ersten Take verspielte sich Jonas kurz vor Schluss, aber der hatte sowieso noch nicht so richtig rund geklungen. Jenny war aufgestanden und hatte sich hinter den dicken Jungen gestellt. Daraufhin ging auch Mike nach vorne.
    Der zweite Versuch war schon besser, aber Wolff fand, sie sollten es noch einmal probieren.
    »Ich kann mich nicht daran gewöhnen«, sagte Jenny, »dass ein Mann in diesem Alter so eine Musik macht.«
    Auch beim dritten Mal verspielte sich Jonas. Er stellte die Gitarre ab, stand auf und ging hin und her. Wolff redete beruhigend auf ihn ein. Jenny wippte nervös auf den Fußballen.
    Vor dem vierten Take saßen Wolff und Jonas eine Zeit lang einfach so da, ganz still. Jonas hatte die Augen geschlossen. Eine halbe Ewigkeit verging, bis Wolff leise anzählte.
    Bei den ersten Tönen erstarrte Jenny, das Wippen hörte auf. Auch der dicke Junge am Mischpult schaukelte plötzlich nicht mehr. Beim ersten Chorus nahm Jenny den Kaugummi aus dem Mund. Irgendwann schien sie sogar das Atmen einzustellen.
    Nach etwa drei Minuten verklang der letzte Ton. Mike und Wolff blieben sitzen. Niemand rührte sich, niemand sagte ein Wort. Endlich beugte sich der dicke Junge vor, drückte einen Knopf und sagte: »Ich würde sagen, den nehmen wir.«
    Mike und Jonas standen auf. Jonas wischte sich mit der Hand über beide Wangen. Jenny schwieg und stand still.
    »Ich muss eine rauchen«, sagte der dicke Junge und beeilte sich, nach draußen zu kommen.
    Was Wolff und Jonas im Aufnahmeraum besprachen, war nicht mehr zu hören. Mike sah, wie Wolff sich vorbeugte und Jonas etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin der entsetzt zurückwich und den Kopf schüttelte. Wolff lächelte und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. Jonas schüttelte den Kopf und wischte sich wieder über die Wangen.
    Als sie in den Regieraum kamen, umarmte Jenny ihren Jonas und sagte kein Wort.
    »Wir müssen leider los«, sagte Wolff. »Würdet ihr uns ein Taxi rufen?«
    Jonas nickte nur und verschwand mit Jenny in den Vorraum.
    Mike sah seinen Vater an. Der erwiderte den Blick. Mike wusste, wenn man etwas nicht in Worte fassen konnte, hielt man am besten die Klappe.
    »Ich liebe es«, sagte Wolff leise.
    Das Taxi kam und brachte sie zum Flughafen. Sie aßen etwas und redeten kaum. Die Maschine hob pünktlich ab. Wolff erzählte Mike ein wenig von Moses, der sie vom Flughafen abholen würde. Dass er ein ganz besonderer Mensch sei, was einem aber zuerst gar nicht auffalle. Manche brauchten Jahre, um das Besondere an ihm zu entdecken, Mike solle also nicht enttäuscht sein, wenn er ihn sehe. Nicht dass er schlecht aussehen würde, ganz bestimmt nicht, er nehme das mit dem gesunden Leben sehr ernst, habe die Drogen schon lange aufgegeben, kiffe nicht mal mehr, ernähre sich vor allem von Rohkost und Tee, auch wenn er, wie er in seinen Briefen schreibe, nach wie vor Wein trinke, immerhin.
    »Ihr schreibt euch noch Briefe ?«
    »Wir sind alte Männer.«
    Nach etwa zweieinhalb Stunden setzten sie zur Landung an. Mike sah aus dem Fenster. Das Land unter ihnen war trocken und sonnenverbrannt. Mittendrin Hunderte von hellblauen Flächen: die Pools, die hier zu vielen Häusern dazugehörten. Die Landung war etwas unsanft, trotzdem applaudierten einige, wahrscheinlich aus Erleichterung.
    Sie hatten nur Handgepäck und waren entsprechend schnell draußen. Stephan Moses trug Jeans, ein kariertes, kurzärmliges Hemd und sehr ausgelatschte Turnschuhe. Er war unrasiert und hatte kurzes weißes Haar. Er sah alt aus, und er sah jung aus. Er hatte helle blaue Augen und muskulöse Oberarme.
    Für diesen Mann, dachte Mike, hat mein Vater Frau und Kind sitzen lassen. Dabei waren Wolff und Moses nie ein Paar gewesen.
    »Das ist mein Sohn«, sagte Wolff.
    Mike war kurz irritiert. So hatte

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