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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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knackende Zweig konnte bedeuten, daß der Junge da war, um ihn herumschlich, auf ihn anlegte. Alles, was der Junge brauchte, war ein niedriger Busch als Deckung. Und wenn er selbst auf seiner Suche einen einzigen Busch, einen einzigen Baumstumpf, eine einzige Mulde ausließ, konnte das sein Ende bedeuten. Es würde sehr schnell gehen – er würde nicht einmal den Schuß hören, der ihn tötete.
    Dann war es sieben Uhr dreißig und die Schatten waren so lang geworden, daß sie ihm Dinge vortäuschten, die es gar nicht gab. Was er für eine menschliche Gestalt gehalten hatte, erwies sich als ein Baumstumpf oder ein Busch. Er hatte sein Bestes getan, aber jetzt war es Zeit zurückzugehen. Das war das Schlimmste. Er war todmüde und hatte nur das Bedürfnis zu Shingleton zurückzukehren, sich eine Minute auszuruhen und ihn Wache halten zu lassen. Aber er durfte nicht leichtsinnig werden und mußte auch auf dem Rückweg jeden Baum und jeden Strauch absuchen, bevor er sich das nächste Stückchen vorwagte. Sein Rücken schien ihm so nackt, so leuchtend weiß in der Dämmerung, daß er jeden Moment glaubte, sich umdrehen zu müssen; und dort würde dann der Junge stehen und auf ihn anlegen. Genau zwischen die Schulterblätter. Die Kugel würde ihm das Rückgrat zerfetzen und ihn auf der Stelle töten. Trotz seiner guten Vorsätze fing er an zu rennen.
    Fast hätte er vergessen, Shingleton anzurufen und sich zu erkennen zu geben. Wäre das nicht ein Witz, unter beträchtlichem Risiko den ganzen Wald nach dem Jungen abgesucht zu haben und dann von einem seiner eigenen Leute erschossen zu werden… »Ich bin es«, wisperte er. »Teasle.«
    Keiner antwortete.
    Ich habe zu leise gesprochen und er hat mich nicht gehört, dachte er. »Ich bin es«, wiederholte er lauter. »Teasle.« Aber wieder antwortete niemand, und Teasle ahnte, daß etwas nicht stimmte.
    Er umkreiste die Mulde und kroch von hinten auf sie zu, und sah, was nicht stimmte. Shingleton war nicht da, und Mitch lag auf dem Rücken im Wasser, blutüberströmt. Wo war bloß Shingleton? Wahrscheinlich war ihm das Warten zu langweilig geworden, und er hatte sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Jungen gemacht. Und dann hatte sich der Junge herangeschlichen und Mitch geräuschlos die Kehle durchgeschnitten. Der Junge mußte also ganz in der Nähe sein. Teasle fuhr herum. Der Anblick von Mitch und die Notwendigkeit, sich nach allen Seiten gleichzeitig absichern zu müssen, hätten ihn fast zum Heulen gebracht. Shingleton, kommen Sie zurück! Shingleton! Zwei Männer, in entgegengesetzten Richtungen Ausschau haltend, würden den Jungen vielleicht sehen, bevor er sie überfiel. Er hatte das Bedürfnis, laut nach Shingleton zu rufen.
    Statt dessen rief Shingleton nach ihm. Irgendwo draußen, rechts. »Sehen Sie sich vor, Will! Er hat mich erwischt!« Dann war ein Gewehrschuß zu hören, und länger konnte es Teasle nicht mehr ertragen. Seine Nerven versagten, und er lief laut schreiend davon. Blindlings rannte er auf die Schatten zu, durch Wald und Gestrüpp und schrie aus vollem Hals »Aaaeeiii!« Sein einziger Gedanke war, den Spalt in der Klippe zu erreichen. Die Klippe! Die Klippe!
    14
    Er schoß auf Teasle, aber es war schon zu dunkel und die Bäume zu dicht, und außerdem hatte Shingleton das Gewehr gepackt, so daß die Kugel zu tief einschlug. Shingleton hätte eigentlich tot sein müssen. Es war kaum zu glauben, daß er noch imstande war aufzustehen, das Gewehr zu packen und ihm den Schuß zu versauen. Rambo konnte nicht umhin, ihn zu bewundern, als er noch einen Schuß auf ihn abgab.
    Ohne sich länger aufzuhalten rannte er hinter Teasle her. Offenbar lief Teasle auf die Felsspalte zu, und Rambo würde versuchen, ihm zuvorzukommen. Er lief nicht unmittelbar hinter Teasle her, vielleicht kam Teasle wieder zu Sinnen und würde ihm auflauern – sondern versuchte, ihn auf einer Parallellinie zu überholen.
    Er verpaßte ihn um ein Haar.
    Er raste aus dem Wald, sah die Klippe und die obere Öffnung des Felsrandes vor sich und ließ sich auf die Knie nieder, um Teasle aufzulauern. Aber gleich darauf hörte er Steinbrocken die Rinne herunterrasseln und schweres Atmen. Er rannte hin, und konnte gerade noch sehen, wie Teasle die letzten zwei Meter der Felsrinne hinuntersprang und hinter der Steinwand verschwand. Er konnte die Leichen der vier Polizisten erkennen, die immer noch dort lagen, wo sie aufgeschlagen waren, nachdem er sie von der Klippe heruntergeschossen

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