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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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und er hatte Angst davor. Doch sah er keine andere Möglichkeit und wollte auch nicht zu lange darüber nachdenken, weil er es sonst vielleicht nicht fertiggebracht hätte. »Bleiben Sie hier bei Mitch«, sagte er zu Shingleton. Sein Mund fühlte sich trocken an. Seit Stunden war seine Kehle wie ausgedörrt. »Wenn Sie jemanden durch die Büsche kommen hören, der Sie nicht mit meiner Stimme anruft, schießen Sie ihn über den Haufen.«
    »Was soll das heißen – daß ich hierbleiben soll? Wohin.«
    »Weiter nach vorn. Wenn wir versuchen zurückzulaufen, verfolgt er uns nur. Wir können uns die Mühe sparen und die Sache hier an Ort und Stelle beenden.«
    »Aber er ist für diese Art von Kampf ausgebildet.«
    »Und mich hat man in Korea für Nachtkämpfe ausgebildet. Das ist zwar schon zwanzig Jahre her, aber ich habe noch nicht alles vergessen. Ich bin nicht mehr so flink wie damals und aus der Übung, aber bessere Vorschläge höre ich keine.«
    »Bleiben Sie doch hier, und warten Sie auf ihn. Soll er doch herkommen. Wir wissen, daß er kommt, und sind darauf vorbereitet.«
    »Und wenn es Nacht wird und er sich anschleicht, ohne daß wir es merken?«
    »Sobald es dunkel wird, ziehen wir ab.«
    »Gewiß, und dabei machen wir soviel Krach, daß er uns erschießen kann, ohne uns zu sehen. Er braucht bloß dorthin zu zielen, wo der Lärm herkommt. Sie sagen es ja selbst, er ist für derlei ausgebildet, und eben daraus will ich einen Vorteil schlagen. Er wird kaum annehmen, daß ich das gleiche Spiel spiele wie er. Er rechnet damit, daß ich davonlaufe, nicht, daß ich angreife.«
    »Dann komme ich mit.«
    »Nein. Sie müssen hierbleiben und sich um Mitch kümmern. Außerdem – wenn wir beide da draußen herumkriechen, machen wir soviel Lärm, daß er auf uns aufmerksam wird.«
    Er hatte noch einen anderen Grund dafür, daß er die Sache allein erledigen wollte, aber er mochte jetzt keine weiteren Erklärungen abgeben. Er hatte ohnehin schon zu lange gewartet. Kurz entschlossen kletterte er aus der Mulde und kroch nach links um den gefallenen Baumstamm herum. Der Schlamm unter seinem nackten Bauch fühlte sich so kalt an, daß er sich mit Gewalt zwingen mußte, am Boden zu bleiben. Er kroch ein paar Meter vor, hielt an, um zu lauschen, kroch weiter und hielt wieder an. Jedesmal, wenn er seine Fußspitzen in den Schlamm bohrte, um sich vorwärts zu schieben, gab es ein saugendes Geräusch, das ihn zusammenfahren ließ. Es schien mit jedem Mal lauter zu werden, so daß er begann, sich auf Knien und Ellbogen vorzuarbeiten, wobei er darauf achtete, daß kein Schlamm an seine Pistole kam. Wassertropfen spritzten ihm auf den bloßen Rücken, als er unter ein paar Büschen hindurchkroch. Er hielt inne, lauschte und kroch weiter.
    Shingleton hätte seinen anderen Grund, allein zu gehen, ohnehin nicht begriffen. Er, nicht Shingleton, hatte das Kommando geführt und all die Fehler begangen, die den Tod von Orval und Lester und Ward und Galt und von den zwei Männern im Hubschrauber und allen anderen verursacht hatten. Darum würde Shingleton auch nicht begreifen, warum er nicht wollte, daß noch mehr Menschen für ihn starben. Diesmal würden er und der Junge sich allein gegenüberstehen, so, wie es begonnen hatte; und wenn er weitere Fehler beging, würde nur er allein dafür zu bezahlen haben.
    Beim Aufbruch hatte seine Uhr sechs Uhr dreißig angezeigt. Seitdem hatte er sich so intensiv auf die Geräusche und Bewegungen im Gelände konzentriert, daß es schon sieben war, als er zum nächsten Mal auf die Uhr schaute. Ein Eichhörnchen, das vor ihm auf einem Baum herumturnte, erschreckte ihn so, daß er glaubte, den Jungen vor sich zu haben, und fast geschossen hätte. Es wurde wieder dunkler, aber diesmal nicht, weil Wolken den Himmel bedeckten, sondern weil es Abend wurde. Es wurde auch kälter, und er zitterte, als er weiterkroch. Trotzdem lief ihm der Schweiß über den ganzen Körper.
    Es war die Angst. Der Druck an seinem Anus. Das Adrenalin, das sein Körper produzierte. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als umzukehren, und eben deshalb zwang er sich weiterzugehen. Gott im Himmel, wenn er den Jungen verfehlen sollte, war es nicht, weil er den Tod fürchtete. Himmel, nein. Das war er Orval schuldig. Orval und den anderen.
    Sieben Uhr fünfzehn. Er war schon weit draußen und hatte fast den ganzen Wald nach dem Jungen abgesucht. Jedes Geräusch, das er nicht selbst verursacht hatte, schreckte ihn auf. Jedes Rascheln, jeder

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