Rambo
nach ihnen, fuchtelte wild mit den Armen, versuchte Kopf und Gesicht zu schützen und schrie aus vollem Hals. Er schleppte sich vorwärts, rutschte aus und ging in die Knie. Der Schleim reichte ihm jetzt bis über die Hüften und benäßte seine Genitalien. Die Fledermäuse ließen nicht von ihm ab und schwirrten unaufhörlich um ihn herum. Die Luft war voll von ihnen. Ihm stockte der Atem. Er kam wieder auf die Füße und schlug blindlings um sich. Wieder rutschte er aus und schlug mit dem Gesicht an der Wand auf. Der Aufprall betäubte ihn fast. Er hatte kaum noch die Energie sich wieder aufzurichten. Verzweifelt und halb bewußtlos gab er jeden Widerstand auf und ließ sich von den Fledermäusen an die Wand drängen und vorwärts stoßen. Dann plötzlich wurde ihm klar, daß sie ihn gar nicht anzugreifen versuchten. Sie flatterten umher, um hier herauszukommen. Er brach in hysterisches Gelächter aus. Die Tiere spürten offenbar, daß es draußen Nacht war, und das Leittier des Schwarms hatte ein Zeichen gegeben, auf das hin alle zum Ausgang flogen. Und er hatte Todesangst ausgestanden, weil er geglaubt hatte, sie wollten ihn angreifen. Du dämliches Arschloch, sagte er sich, statt auf sie loszudreschen brauchst du ihnen nur nachzugehen, und dir von ihnen den Weg zeigen lassen. Über Geröll und scharfe Felskanten kletterte er hinter ihnen her. Ihr Kreischen und die Berührung ihrer Flügel erschienen ihm bereits vertraut. Dann waren sie ihm vorausgeflogen, die letzten Nachzügler schwirrten an ihm vorbei, und er war allein. Eine frische, kräftige Brise blies ihm ins Gesicht, und er dachte mit Dankbarkeit an die kleinen, geflügelten Tiere, die ihm den Weg gewiesen hatten. Fast vermißte er sie jetzt. Es tat ihm wohl, die reine Luft einzuatmen und Lungen, Hals und Nase von dem Gestank zu befreien. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als seine Hand zum erstenmal nicht Stein sondern Erde berührte. Noch war er nicht draußen. Es war Erdschlamm, den der Regen in die Felsspalten gespült hatte, aber er spürte, daß er dem Ausgang immer näher kam. Ohne Hast stieg er aufwärts und genoß den Geruch des Waldes, den der Wind ihm entgegenwehte. Höchstens noch ein paar Meter, dachte er. Dann berührte seine Hand eine Felswand. Er tastete sie ab und stellte fest, daß sie ihn an drei Seiten umgab. Ein Kessel. Wie hoch mochte er sein? Vielleicht so hoch, daß er jetzt, in letzter Minute, in einer Falle saß. Trotz seines guten Mutes glaubte er nicht, sehr hoch klettern zu können.
Dann eben nicht, sagte er sich. Fang jetzt nicht an zu grübeln. Entweder du schaffst es oder nicht. Wenn der Kessel zu hoch ist, kannst du nichts dagegen tun. Vergiß es.
Er machte es sich auf der weichen Erde bequem und dachte darüber nach, warum er mit einemmal alles so gelassen hinnahm. Er fühlte sich so wohl wie seit langem nicht mehr. Vielleicht war er verrückt geworden. Vielleicht hatten die Gase in der Höhle seine Sinne teilweise betäubt, und es war nur Benommenheit, die ihn so gleichgültig machte. Oder vielleicht war er ganz einfach froh, am Leben zu sein, nachdem er sich bereits aufgegeben hatte. Nach der Hölle, durch die er gekommen war, erschien ihm einfach alles schön.
Aber wenn sie dich hier finden, wird es nicht mehr schön sein, sagte er sich. Er stand auf und hob den Arm, um sich in der Dunkelheit nicht an einem Felsvorsprung zu stoßen. Trotzdem stieß er hart mit dem Kopf an, duckte sich und merkte dann, daß er an einen Ast gestoßen war. Er gehörte zu einem Busch, und als Rambo sich jetzt aufrichtete und die Steinwand nach oben hin abtastete, kam er an den Rand und sah, daß der Kessel kaum hüfthoch war. Er war draußen. Er war schon lange draußen. Die dichte Wolkendecke am Nachthimmel hatte ihn glauben gemacht, er sei immer noch unter der Erde.
Behutsam, um seine Rippen zu schonen, zog er sich unter dem Busch hoch. In einiger Entfernung zwischen den Bäumen brannte ein kleines Feuer. Nach der totalen Dunkelheit in der Höhle sah es hell und freundlich aus.
Er erstarrte mitten in der Bewegung. Aus der Richtung des Feuers kamen gedämpfte Stimmen. Dann bewegte sich etwas zwischen den Felsblöcken ganz in der Nähe. Er hörte ein kratzendes Geräusch, und ein Streichholz flammte auf. Dann erlosch es, und er sah das matte Glimmen einer Zigarette.
Also auch hier warteten sie auf ihn. Teasle hatte erraten, warum er in die Höhle gestiegen war. Er hatte den ganzen Berg umstellt, falls Rambo einen anderen
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