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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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beunruhigten Eindruck.
    Bertie, flüsterte Kim vor sich hin und blickte kurz zum Himmel auf, tut mir leid, wenn ich dir Unrecht getan habe.
    Carlo und Mats wurden von vier Polizisten zu einem größeren Wagen geführt, dessen Fenster vergittert waren. Mit erschöpften, mutlosen Gesichtern stiegen sie ein, dann wurde die Tür zugeschlagen, und auf ein Zeichen von Bauer setzte sich der Wagen in Bewegung. Als Letztes registrierte Kim, wie Carlo durch das Fenster starrte, die Augen voller Hass geradewegs auf sie gerichtet. Sollte er sie ruhig hassen – er war keine Gefahr mehr, sie würde ihn niemals wiedersehen.
    Plötzlich, während sie zaghaft den ersten Schritt tat, bemerkte sie das Blut auf dem rissigen Beton vor ihr. In dem Durcheinander war es ihr nicht aufgefallen, aber einer fehlte – einer, der vorhin noch da gewesen war, war nirgends zu entdecken.
    Wo war Lunke?
    Kim wandte sich mit zitternden Beinen um, drehte sich einmal um sich selbst, so schnell sie konnte. Verdammt, Lunke, wo bist du abgeblieben? Lag er irgendwo verblutet an einem Wagen? Hatte man ihn schon weggeschafft, um ihr den Anblick zu ersparen? Nein, so feinfühlig waren die Menschen nicht.
    Sie glaubte eine Blutspur auszumachen, die zu dem Metalltor führte, aber als sie ihr folgen wollte, um nach Lunke zu suchen, wurde sie von Swara gepackt.
    Kim quiekte auf, als hätte ihr jemand einen Tritt versetzt, doch diesmal wich die blonde Frau nicht zurück.
    »Keine Panik, Kim!«, rief sie lachend, als wäre das Ganze ein fröhliches Spiel. »Dir passiert nichts. Wir bringen dich zurück in deinen Stall.«
    Nein, wollte Kim schreien, ich will nicht zu den anderen zurück, nicht, solange ich nicht weiß, was mit Lunke passiert ist.
    Doch kaum hatte sie versucht, sich aus Swaras Griff zu befreien, hatten vier andere Hände sie ergriffen und hielten sie eisern fest, bis ein Wagen mit einem Anhänger vorfuhr, in den man sie unsanft verfrachtete.

25
    »Schwein Nummer vier, du solltest unbedingt etwas fressen.« Che strich um sie herum und schaute sie mitleidig an.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Kim lag unter ihrem Apfelbaum. Hatte sie geschlafen oder nur düsteren Gedanken nachgehangen? Sie wusste es nicht. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt, und die Trauer um Lunke setzte ihr zu. Er hatte sie gerettet. Wenn sie nicht so töricht gehandelt hätte, wäre ihm nichts passiert. Aber sie hatte ja unbedingt ihren großen Auftritt haben müssen …
    »Lass mich in Ruhe, Che«, murmelte sie vor sich hin. »Und hör auf, mich Nummer vier zu nennen!«
    Mürrisch verzog er den Rüssel, doch richtig böse schien er ihr nicht zu sein.
    »Schweine müssen fressen«, sagte er leise. »Fressen hilft gegen Kummer und Trauer und …«
    »Brunst kann meine Portion haben«, unterbrach Kim ihn. Wenn Che den Verständnisvollen mimte, war er ihr ganz und gar nicht geheuer.
    Mit einem unverständlichen Gruß drehte Che ab und trabte zu den anderen, die gebannt zu ihnen herübergeblickt hatten.
    Kim sah, dass die Polizisten sich noch immer im Haus aufhielten. Dörthe saß unter einem Sonnenschirm. Finn hatte ihr Kaffee gebracht und ihr eine Decke über die Beine gelegt, obwohl es gar nicht kalt war. Mit einem Lächeln hatte sie seine Fürsorge quittiert, und er hatte kurz ihre Hand ergriffen. Während Marcia Pölk und Swara sich mit Dörthe besprachen, schaute sich Bauer oben in dem Zimmer um, in dem Carlo gewohnt hatte. Ein-, zweimal konnte Kim seine Silhouette ausmachen. Dann öffnete er das Fenster und rief hinunter. »Drogen hat er hier oben nicht versteckt, aber er hat Gedichte geschrieben. Über Sie, Frau Miller, und Ihre Schweine. Er hat sie seine ›Sauhirtin‹ genannt und ›Schweinemaid‹. Echt poetisch!« Bauer lachte und klappte das Fenster wieder zu.
    Kim hätte gerne gehört, was Dörthe zu sagen hatte, über ihre Entführung und die Männer, aber sie konnte sich nicht aufraffen, sich zum Zaun zu schleppen.
    Nach Che trippelte Cecile heran und versuchte sie aufzuheitern. Kim schickte sie mit einem barschen Grunzer weg.
    Klar, die anderen waren neugierig, sie wollten wissen, was ihr widerfahren und warum Dörthe zurückgekehrt war, doch Kim wäre es wie ein Verrat an Lunke vorgekommen, jetzt über ihn und ihr Abenteuer zu sprechen. Außerdem schnürte es ihr die Kehle zu, wenn sie nur an ihn dachte. Er hatte geblutet, und er war so schwach gewesen, dass er kaum noch den Kopf hatte heben können.
    Eigentlich konnte das nur eines bedeuten: Sie hatte ihn

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