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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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das
Gesicht überstrahlt von sanftem Licht?
    »Wenn du regieren wirst, Ramses, erforsche die Seele
der Menschen, hole dir Rat bei gefestigten und aufrichtigen Würdenträgern, die
ein uneigennütziges Urteil zu fällen vermögen und ihren Eid, Gehorsam zu
leisten, dennoch nicht brechen. Verleihe ihnen den ihnen gebührenden Platz, wo
sie das Gesetz der Maat befolgen können. Sei unnachsichtig mit denen, die sich
bestechen lassen, aber auch mit denen, die andere bestechen.«
    »Du wirst noch lange regieren, Vater. Wir haben dein
Jubiläum ja noch nicht gefeiert.«
    »Dazu wären dreißig Jahre auf dem Thron Ägyptens
nötig, und so viel Zeit habe ich nicht mehr.«
    »Bist du etwa kein Granitblock?«
    »Nein, Ramses, der Stein ist ewig, der Name des
Pharaos überdauert die Zeiten, aber mein sterblicher Leib wird verschwinden.
Und dieser Augenblick rückt näher.«
    Der Regent empfand einen stechenden Schmerz in der
Brust.
    »Das Land braucht dich doch viel zu sehr.«
    »Du hast schon viele Prüfungen bestanden und bist
schnell gereift, aber du stehst erst am Beginn deines Lebens. Erinnere dich
dein Leben lang an den Blick des wilden Stiers. Er möge dir die Gedanken und
die Kraft verleihen, deren du bedarfst.«
    »Neben dir fällt mir alles leicht. Warum soll das
Schicksal dir nicht viele, viele Regierungsjahre gewähren?«
    »Das Wichtigste ist, dich bereitzumachen.«
    »Glaubst du, der Hof wird mich billigen?«
    »Nach meinem Tod werden dir viele Neider Steine in den
Weg werfen und Fallgruben aufreißen unter deinen Füßen. Dann wirst du allein
deinen ersten großen Kampf zu bestehen haben.«
    »Werde ich denn keine Verbündeten haben?«
    »Vertraue niemandem. Auch Bruder und Schwester gibt es
dann nicht mehr. Derjenige, dem du viel gegeben haben wirst, wird dich
verraten; der Arme, den du reich gemacht hast, wird dir in den Rücken fallen;
derjenige, dem du die Hand gereicht haben wirst, wird Verschwörungen gegen dich
anzetteln. Mißtraue deinen Untergebenen wie auch deinen Nächsten, verlaß dich
nur auf dich selbst. Gerätst du ins Unglück, wird keiner dir beistehen.«
     
    NEUNUNDVIERZIG
     
    iset, die schöne, die in den Königspalast von Theben eingezogen war,
gebar einen prächtigen Sohn, der den Namen Kha erhielt. Nachdem Ramses sie
besucht hatte, übergab die junge Mutter das Kind einer Amme und begab sich
selbst in Pflege, damit die Entbindung auf ihrem herrlichen Körper keinerlei
Spuren hinterließ. Ramses war stolz auf seinen Erstgeborenen, und Iset, die
sich über sein Glück freute, versprach, ihm weitere Kinder zu schenken, wenn er
sie weiterhin liebte.
    Dennoch fühlte sie sich nach seiner Abreise sehr
einsam, und ihr fielen die höhnischen Worte Chenars wieder ein. Ramses verließ
sie, um zu Nefertari zurückzukehren, deren Zurückhaltung und Zärtlichkeit sie
aufbrachten. Wie leicht wäre es gewesen, sie zu hassen! Aber die Hauptgemahlin
Ramses’ eroberte sich allmählich, ohne eigenes Zutun, allein durch ihre
Ausstrahlung, die Herzen und Gemüter der Menschen. So war es auch Iset
ergangen, die Ramses’ Verhalten schließlich hinnahm.
    Aber diese Einsamkeit lastete auf der jungen Frau. Sie
trauerte dem Prunk am Hofe von Memphis nach, den endlosen Plauderstündchen mit
ihren Jugendfreundinnen, den Bootsfahrten auf dem Nil, den Badefreuden in den
Wasserbecken der herrschaftlichen Anwesen. Theben war reich und glanzvoll, aber
hier war sie nicht geboren.
    Vielleicht hatte Chenar recht. Vielleicht sollte sie
es Ramses nicht verzeihen, daß er sie in den zweiten Rang verbannt hatte, als
Nebenfrau.
    Homer zerrieb getrocknete Salbeiblätter zu einem
Pulver und schüttete dieses dann in ein großes Schneckenhaus. Daran befestigte
er ein Schilfrohr, zündete die Mischung an und rauchte genüßlich.
    »Das ist ein merkwürdiger Brauch«, befand Ramses.
    »Es erleichtert mir das Schreiben. Wie geht es deiner
wundervollen Gemahlin?«
    »Nefertari leitet weiterhin den Hofstaat der Königin.«
    »Die Frauen in Ägypten zeigen sich recht viel. In
Griechenland sind sie zurückhaltender.«
    »Beklagst du das?«
    Homer zog an seiner Pfeife.
    »Ehrlich gestanden, nein. In diesem Punkt habt ihr
vermutlich recht. Doch ansonsten hätte ich allerlei zu bemäkeln.«
    »Ich wäre glücklich, es zu hören.«
    Diese Aufforderung überraschte den Dichter.
    »Lechzt du nach der Peitsche?«
    »Wenn deine Einwände dazu führen, das tägliche
Wohlbefinden zu steigern, sind sie mir willkommen.«
    »Ägypten ist ein seltsames

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