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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Zweifel mehr
möglich. Die Krankheit, an der Sethos litt, nahm nun ganz Besitz von ihm.
Klagend und mit Tränen in den Augen verbreitete Chenar diese Nachricht unter
den Höflingen und ließ sie auch dem großen Amun-Priester sowie den
Provinzvorstehern zukommen. Die Ärzte hatten zwar noch Hoffnung, das Leben des
Herrschers verlängern zu können, doch mit dem Schlimmsten müsse gerechnet
werden. Und dann würde wahrscheinlich das Unheil hereinbrechen, denn Ramses
würde zum Pharao gekrönt.
    Wer dies verhindern und Chenar unterstützen wolle,
müsse sich bereithalten. Er würde zwar versuchen, seinem Bruder klarzumachen,
daß er nicht fähig sei, dieses höchste Amt auszufüllen, doch würde die Vernunft
Gehör finden? Wenn der Erhalt des Landes es gebot, müßte man vielleicht zu
anderen Mitteln greifen, die scheinbar verwerflich wären, aber doch die einzige
Möglichkeit, einen Hitzkopf daran zu hindern, Ägypten in den Untergang zu
treiben.
    Chenars gemäßigte und hellsichtige Worte fanden Gehör.
Jeder wünschte, Sethos möge noch lange regieren, doch man machte sich auf das
Schlimmste gefaßt.
    Die griechischen Soldaten, die sich inzwischen als Kaufleute
betätigt hatten, schärften erneut ihre Waffen. Auf Geheiß ihres Königs Menelaos
würden sie eine Truppe bilden, die um so schlagkräftiger wäre, als niemand mit
einem solchen Kraftakt von seiten der friedlich in Ägypten lebenden Fremden
rechnete. Je näher der Tag des Aufstands kam, desto eiliger hatte es der König
von Lakedämon, hier kräftig dreinzuschlagen. Er würde sein gewaltiges Schwert
schwingen, Bäuche und Brüste durchbohren, Gliedmaßen abhauen und Schädel
zertrümmern, mit dem gleichen Ungestüm wie auf dem Schlachtfeld bei Troja. Dann
würde er heimkehren und Helena ihre Verfehlungen und ihre Untreue büßen lassen!
    Chenar war zuversichtlich. Die Mannigfaltigkeit und
Tauglichkeit seiner Verbündeten war vielversprechend. Nur eine Figur war ihm
hinderlich, der Sarde Serramanna. Als Ramses ihn zum Befehlshaber seiner
Leibgarde ernannte, hatte er ungewollt einen Plan seines Bruders durchkreuzt,
der bereits einen griechischen Offizier zum Schutz des Regenten gedungen hatte.
Dieser Söldner konnte sich nun leider Ramses ohne Zustimmung des Riesen nicht
nähern. Die Lösung ergab sich von selbst. Menelaos müßte den Sarden beseitigen,
dessen Verschwinden keinen Wirbel auslösen würde.
    Chenar hatte alle Fäden in der Hand. Er brauchte nur
noch den Tod Sethos’ abzuwarten und dann das Zeichen zum Angriff zu geben.
    »Heute morgen wird dem Vater dich nicht empfangen«,
sagte Tuja bedauernd.
    »Hat sein Zustand sich verschlechtert?« fragte Ramses.
    »Sein Leibarzt wollte ihn nicht operieren, und um
seine Schmerzen zu lindern, hat er ihm ein starkes Schlafmittel aus
Alraunwurzel gegeben.«
    Tuja war sehr gefaßt, doch der Kummer klang aus all
ihren Worten.
    »Sag mir die Wahrheit. Gibt es noch Hoffnung?«
    »Ich glaube nicht. Sein Körper ist zu geschwächt.
Trotz seiner Widerstandskraft hätte dein Vater sich mehr Ruhe gönnen müssen.
Doch wie soll man einen Pharao davon abhalten, sich um das Wohl seines Volkes
zu sorgen?«
    Ramses sah die Tränen in den Augen der Mutter und
drückte sie an sich.
    »Sethos fürchtet den Tod nicht. Sein ewiges Haus ist
fertig, und er ist bereit, vor Osiris und den Richtern der anderen Welt zu
erscheinen. Sobald seine Taten neben ihm aufgehäuft sein werden, wird er nichts
zu befürchten haben von dem Ungeheuer, das jene verschlingt, die die Maat
verleugnet haben. Auf Erden werde ich dies bezeugen.«
    »Wie kann ich dir dabei helfen?«
    »Mach dich bereit, mein Sohn. Mach dich bereit, den
Namen deines Vaters auf ewig am Leben zu erhalten, deine Schritte in die Fußstapfen
deiner Ahnen zu lenken und den unbekannten Gesichtern des Schicksals zu
trotzen.«
    Setaou und Lotos verließen ihr Haus bei Einbruch der
Nacht. Aus den Niederungen hatte das Wasser sich zurückgezogen, und das Land
sah wieder aus wie immer. Obwohl die Überschwemmung nicht heftig gewesen war,
hatte sie den Boden doch gereinigt und ihn von unzähligen Nagern und Reptilien,
die in ihren Schlupflöchern ertrunken waren, befreit. Die überlebenden waren
die widerstandsfähigsten und schlausten, und daher war das Spätsommergift so
besonders wirksam.
    Der Schlangenjäger hatte es auf eine bestimmte Gegend
in der östlichen Wüste abgesehen, die er gut kannte. Dort lebten prachtvolle
Kobras, deren Biß tödlich war. Setaou ging auf den Bau der

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