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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Dattelpalme, die sich ihm wie Dolche ins Fleisch bohrten.
    Die Jäger waren recht zufrieden. Sie hatten einen
Steinbock, zwei Gazellen und eine Antilope, die sie an den Hörnern hielten,
lebend eingefangen. Tätschelte man ihnen den Bauch, ließen sich die Tiere mehr
oder weniger willig zum Weitergehen bewegen. Einer der Männer trug ein
Gazellenjunges auf dem Rücken, ein anderer hielt einen zappelnden Hasen bei den
Ohren. Eine Hyäne war an den Beinen an einem von zwei Helfern gehaltenen Stab
festgebunden, ein Hund sprang um sie herum und versuchte erfolglos, sie zu
beißen. Diese Tiere würden kundigen Händen übergeben werden, und nachdem man
ihr Verhalten studiert hatte, würde man sie zu zähmen versuchen. Obwohl das
Überfüttern der Hyänen zur Gewinnung von Stopfleber nur klägliche Ergebnisse
gebracht hatte, hielten einige noch daran fest. Ein großer Teil der Jagdbeute
würde in die Schlachtkammern der Tempel wandern, zuerst den Göttern dargeboten
werden und dann die Menschen nähren.
    Alle Jäger waren am Sammelplatz angelangt, nur Prinz
Ramses und sein Wagenlenker fehlten. Der für die Expedition verantwortliche
Schreiber sorgte sich und befragte einen nach dem anderen, vergebens. Warten
war unmöglich, man mußte einen Wagen aussenden, die Verschollenen zu suchen,
doch in welche Richtung? Geschah ein Unglück, wäre er verantwortlich und seine
Laufbahn blitzartig zu Ende. Wenn Prinz Ramses auch keine großartige Zukunft
vor sich hatte, so würde sein Verschwinden doch nicht unbemerkt bleiben.
    Er und zwei Jäger würden bis zum späten Nachmittag
abwarten, die anderen sollten mit dem Wild ins Tal zurückkehren und einen Trupp
Wüstenaufseher losschicken.
    Nervös kritzelte der Schreiber einen Bericht auf ein
Täfelchen, kratzte in der Gipsschicht herum, begann von neuem und gab auf.
Hinter den üblichen Formeln konnte er sich diesmal nicht verstecken. Wie er es
auch drehte und wendete, zwei Männer fehlten, und einer von ihnen war der
jüngere Sohn des Königs.
    Als die Sonne im Zenit stand, glaubte er eine Gestalt
wahrzunehmen, die sich im Licht langsam vorwärts bewegte. Doch Trugbilder waren
in der Wüste keine Seltenheit, daher fragte der Schreiber die beiden Jäger.
Auch sie waren überzeugt, daß da ein menschliches Wesen auf sie zukam.
    Schritt um Schritt nahm der Gerettete Gestalt an.
    Ramses war der Falle entkommen.
     
    ELF
     
     
    C henar
überliess sich seinem Hand- und seinem Fußpfleger, die in der
Palastschule ausgebildet worden waren und ihr Handwerk bestens verstanden. Der
ältere Sohn des Sethos verwandte Sorgfalt auf sein Erscheinungsbild. Da er eine
hochgestellte Person war und bald über ein reiches und mächtiges Land herrschen
würde, mußte er sich stets von seiner besten Seite zeigen. War feinste Lebensart
nicht Kennzeichen einer Kultur, die der Reinlichkeit und der Verschönerung des
Körpers höchsten Wert beimaß? Er genoß diese Stunden, da man ihn hegte und
pflegte wie eine kostbare Statue, seine Haut mit Essenzen einrieb, bevor der
Friseur letzte Hand anlegte.
    Stimmen hallten durch die Stille des herrschaftlichen
Hauses in Memphis. Chenar öffnete die Augen.
    »Was ist los? Ich dulde nicht, daß…«
    Ramses stand plötzlich vor ihm in diesem prunkvollen
Baderaum.
    »Die Wahrheit, Chenar. Ich will die Wahrheit wissen,
und zwar sofort!«
    Der Angesprochene entließ Hand- und Fußpfleger.
    »Beruhige dich, geliebter Bruder, um welche Wahrheit
handelt es sich?«
    »Hast du Leute gedungen, um mich zu töten?«
    »Was bildest du dir denn da wieder ein? Solche
Gedanken verletzen mich zutiefst!«
    »Zwei Gauner, der erste ist tot, der zweite
verschwunden.«
    »Erkläre dich genauer, ich bitte dich, solltest du
vergessen haben, daß ich dein Bruder bin?«
    »Wenn du schuldig bist, werde ich es herausfinden.«
    »Schuldig? Bist du dir bewußt, welches Wort du da
verwendest?«
    »Man hat versucht, mich umzubringen, und zwar bei der
Jagd in der Wüste, zu der du mich eingeladen hattest.«
    Chenar faßte Ramses um die Schultern.
    »Wir sind sehr verschieden, das gebe ich zu, und wir
lieben uns auch nicht sonderlich, aber warum dieses ständige Kräftemessen?
Fügen wir uns doch einfach den Tatsachen, und nehmen wir das uns zugedachte Los
ohne Klage hin. Ich wünsche, daß du abreist, das stimmt, denn für meine
Begriffe ist dein Charakter unvereinbar mit den Erfordernissen des Hofes. Aber
ich beabsichtige nicht, dir das geringste Unrecht zuzufügen. Ich verabscheue
Gewalt. Glaube

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