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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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war sie nackt. Hingebungsvoll überließ sie sich den Liebkosungen des Mannes,
zu dem sie in wilder Liebe entbrannt war, und vergaß dabei sogar ihre
Heiratspläne mit dem künftigen Herrscher Ägyptens. Ramses’ Schönheit allein
erklärte nicht diese Leidenschaft. Der junge Prinz barg in sich eine Macht,
deren er sich selbst nicht bewußt war, eine Macht, die sie derartig in Bann
schlug, daß sie nicht mehr fähig war, klar zu denken. Wie würde er sie wohl
nutzen? Würde es ihm Freude machen zu vernichten? Chenar würde die Macht
innehaben, aber wie alt und langweilig er jetzt schon wirkte! Iset, die Schöne,
liebte die Liebe und die Jugend zu sehr, um sich vorzeitig mit Trägheit
abzufinden.
    Die Morgenröte fand sie eng umschlungen. Mit
unerwarteter Zärtlichkeit strich Ramses seiner Geliebten übers Haar.
    »Man munkelt, du habest bei der Jagd einen Mann
getötet.«
    »Er hat versucht, mich zu vernichten.«
    »Aus welchem Grunde?«
    »Machtgelüste.«
    »Wußte er, daß du ein Königssohn bist?«
    »Er wußte es sehr wohl, aber der Wagenlenker, der mich
begleitete, hatte ihm fette Pfründe versprochen.«
    Besorgt richtete Iset sich auf. »Wurde er gefaßt?«
    »Noch nicht, ich habe es gemeldet, man sucht ihn.«
    »Und wenn…«
    »Eine Verschwörung? Chenar hat es geleugnet, und er
schien miraufrichtig.«
    »Sei auf der Hut, er ist feige und gerissen.«
    »Bist du dir deiner Wahl ganz sicher?«
    Sie küßte ihn mit der Heftigkeit der aufgehenden
Sonne.
    Amenis Schreibstube war verwaist. Er hatte nicht
einmal ein Wort der Erklärung für seine Abwesenheit hinterlassen. Ramses wußte
nur zu genau, daß sein Freund nicht lockerlassen würde, bis er das Rätsel der
minderwertigen Tintensteine gelöst hätte. Hartnäckig und gewissenhaft, wie er
war, würde er eine solche Nachlässigkeit nicht dulden und unermüdlich nach der
Wahrheit forschen und die Bestrafung des Schuldigen fordern. Jeder Versuch,
seinen Eifer zu zügeln, war sinnlos. Trotz seiner geringen Körperkräfte
vermochte Ameni einen erstaunlichen Tatendrang an den Tag zu legen, wenn er ein
Ziel verfolgte.
    Ramses begab sich zum Vorsteher aller Wachstuben, der
die Bemühungen seiner Amtsbrüder auszuwerten hatte. Bisher war ihreSuche
leider erfolglos geblieben. Der finstere Wagenlenker blieb verschwunden, die
Ordnungskräfte hatten keine verläßliche Spur entdeckt. Der Prinz verhehlte
seinen Unmut nicht, obgleich der hohe Beamte ihm versprach, die Nachforschungen
noch auszuweiten.
    Enttäuscht beschloß Ramses, sich selbst auf die Suche
zu machen. Er ging zur Kaserne in Memphis, wo zahlreiche Streit- und Jagdwagen
standen, die eifrig gewartet wurden. Er berief sich auf sein Amt als
königlicher Schreiber, um den Verwalter dieser wertvollen Fahrzeuge, über die
genau Buch zu führen war, zu sprechen. Er wollte wissen, ob der flüchtige
Wagenlenker hier angestellt gewesen war, und beschrieb ihn in allen
Einzelheiten.
    Der Beamte verwies ihn an den Stallmeister, einen Mann
namens Bakhen.
    Dieser untersuchte gerade ein graues Pferd, das zu
jung war, um eingespannt zu werden, und warf dem Wagenlenker Grausamkeit vor.
Bakhen, etwa zwanzig Jahre alt, war ein kräftiger Mann mit eckigem und wenig
ansprechendem Gesicht, das ein kurzer Bart zierte. Um seine Armmuskeln spannten
sich zwei Kupferreifen. Mit tiefer und heiserer Stimme hielt er seine
Strafpredigt, wobei jedes seiner Worte wie ein Hammerschlag dröhnte.
    Als der Sündenbock abzog, streichelte Bakhen das
Pferd, das ihn dankbar anblickte.
    Der junge Mann rief dem Stallmeister zu:
    »Ich bin Prinz Ramses.«
    »Fein für dich.«
    »Ich benötige eine Auskunft.«
    »Geh zur Wache.«
    »Nur du kannst mir helfen.«
    »Das würde mich wundern.«
    »Ich suche nach einem Wagenlenker.«
    »Ich kümmere mich nur um Pferd und Wagen.«
    »Dieser Mann ist ein Verbrecher, und er ist flüchtig.«
    »Das geht mich nichts an.«
    »Wünschst du, daß er entkommt?«
    Bakhen warf Ramses einen zornigen Blick zu. »Willst du
mich etwa der Mitwisserschaft beschuldigen? Prinz hinoder her, du
tätest besser daran, das Feld zu räumen!«
    »Erwarte nicht, daß ich dich anflehe.«
    Bakhen lachte dröhnend.
    »Bist du immer noch da?«
    »Du weißt etwas und wirst es mir sagen.«
    »Feige bist du nicht gerade.«
    Ein Pferd wieherte, besorgt eilte Bakhen davon. Es war
ein prachtvolles Tier mit dunkelbraunem Fell, das auskeilte und sich von dem
Seil, das es hielt, zu befreien suchte.
    »Sachte, sachte, mein Schöner!«
    Bakhens

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